bens. Jhre schnelle Fortpflanzung drohte endlich selbst dem Reiche Gefahr; man suchte ihr deshalb Gränzen zu setzen, und bediente sich dazu -- frei- lich sehr harter -- Mittel. Die Zwangsarbeiten wurden vermehrt, und mit gröster Strenge auf ih- re Leistung gehalten; ja selbst die männlichen Kin- der der Jsraeliten ließ man tödten, um auf diese Weise ihre Zahl zu verringern. Darüber entrüstet trat Moses auf, einer ihres Stammes. Er war am Hofe des Königs von den ägyptischen Priestern erzogen, und in aller ihrer Weisheit unterrichtet. Sein Wunsch, sein bedrängtes Volk zu befreien, reifte zum festen Entschluß, als er selbst im Zorn einen Aegypter ermordet, und dadurch harte Stra- fe verwürkt hatte. Wie er selber, oder vielmehr der Verfasser der, unter seinem Namen bekannten fünf Bücher erzählt, bewog er durch mancherlei Wunder, die ihm aber größtentheils von den ägyp- tischen Zauberern nachgemacht wurden, den König seiner Versicherung: er sey von dem Gott Jao oder Jehovah gesandt worden, um die Loskassung der Jsraeliten zu begehren, endlich Gehör zu geben, und ihn mit seinem Volke ziehen zu lassen. Der ägyptische Priester Manethon behauptet jedoch: die Juden wären von den Aegyptern fortgejagt worden wegen ihres Aussatzes, und weil sie über- haupt ein verächtliches Volk gewesen. Ganz un- wahrscheinlich dünkt uns dies nicht, denn wenn Pharao sie, wie aus den Büchern Moses erhellt,
gerne
bens. Jhre ſchnelle Fortpflanzung drohte endlich ſelbſt dem Reiche Gefahr; man ſuchte ihr deshalb Graͤnzen zu ſetzen, und bediente ſich dazu — frei- lich ſehr harter — Mittel. Die Zwangsarbeiten wurden vermehrt, und mit groͤſter Strenge auf ih- re Leiſtung gehalten; ja ſelbſt die maͤnnlichen Kin- der der Jſraeliten ließ man toͤdten, um auf dieſe Weiſe ihre Zahl zu verringern. Daruͤber entruͤſtet trat Moſes auf, einer ihres Stammes. Er war am Hofe des Koͤnigs von den aͤgyptiſchen Prieſtern erzogen, und in aller ihrer Weisheit unterrichtet. Sein Wunſch, ſein bedraͤngtes Volk zu befreien, reifte zum feſten Entſchluß, als er ſelbſt im Zorn einen Aegypter ermordet, und dadurch harte Stra- fe verwuͤrkt hatte. Wie er ſelber, oder vielmehr der Verfaſſer der, unter ſeinem Namen bekannten fuͤnf Buͤcher erzaͤhlt, bewog er durch mancherlei Wunder, die ihm aber groͤßtentheils von den aͤgyp- tiſchen Zauberern nachgemacht wurden, den Koͤnig ſeiner Verſicherung: er ſey von dem Gott Jao oder Jehovah geſandt worden, um die Loskaſſung der Jſraeliten zu begehren, endlich Gehoͤr zu geben, und ihn mit ſeinem Volke ziehen zu laſſen. Der aͤgyptiſche Prieſter Manethon behauptet jedoch: die Juden waͤren von den Aegyptern fortgejagt worden wegen ihres Ausſatzes, und weil ſie uͤber- haupt ein veraͤchtliches Volk geweſen. Ganz un- wahrſcheinlich duͤnkt uns dies nicht, denn wenn Pharao ſie, wie aus den Buͤchern Moſes erhellt,
gerne
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bens. Jhre ſchnelle Fortpflanzung drohte endlich
ſelbſt dem Reiche Gefahr; man ſuchte ihr deshalb
Graͤnzen zu ſetzen, und bediente ſich dazu — frei-
lich ſehr harter — Mittel. Die Zwangsarbeiten
wurden vermehrt, und mit groͤſter Strenge auf ih-
re Leiſtung gehalten; ja ſelbſt die maͤnnlichen Kin-
der der Jſraeliten ließ man toͤdten, um auf dieſe
Weiſe ihre Zahl zu verringern. Daruͤber entruͤſtet
trat Moſes auf, einer ihres Stammes. Er war
am Hofe des Koͤnigs von den aͤgyptiſchen Prieſtern
erzogen, und in aller ihrer Weisheit unterrichtet.
Sein Wunſch, ſein bedraͤngtes Volk zu befreien,
reifte zum feſten Entſchluß, als er ſelbſt im Zorn
einen Aegypter ermordet, und dadurch harte Stra-
fe verwuͤrkt hatte. Wie er ſelber, oder vielmehr
der Verfaſſer der, unter ſeinem Namen bekannten
fuͤnf Buͤcher erzaͤhlt, bewog er durch mancherlei
Wunder, die ihm aber groͤßtentheils von den aͤgyp-
tiſchen Zauberern nachgemacht wurden, den Koͤnig
ſeiner Verſicherung: er ſey von dem Gott Jao oder
Jehovah geſandt worden, um die Loskaſſung der
Jſraeliten zu begehren, endlich Gehoͤr zu geben,
und ihn mit ſeinem Volke ziehen zu laſſen. Der
aͤgyptiſche Prieſter Manethon behauptet jedoch:
die Juden waͤren von den Aegyptern fortgejagt
worden wegen ihres Ausſatzes, und weil ſie uͤber-
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/74>, abgerufen am 24.11.2024.
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