nigsten eigneten, da sie wegen ihres Aberglaubens, der allenthalben selbst bei den gewöhnlichsten Er- scheinungen eine übernatürliche Ursache voraussetzte, und wegen ihrer nur allzu bekannten Verlogenheit und Uebertreibungssucht schwerlich mit ihren Nach- richten bei vernünftigen Menschen viel Glauben wür- den gefunden haben.
Lassen wir die Offenbarungen, deren die Juden sich rühmen, auch als unmittelbare göttliche Mit- theilungen gelten, so können wir sie doch nur als National offenbarungen ohne Verbindlichkeit für andere Völker betrachten. Jhr Gott war ein Na- tionalgott, dessen Liebe sich ausschließlich auf seine Juden beschränkte; alle übrigen Völker waren ihm ein Greuel, waren Gegenstände seines Zorns, sei- nes Hasses und seiner Rachgier; Kanaan war das einzige, von ihnen gesegnete Land, der Tempel zu Jerusalem seine einzige Residenz. So dachten sich die Hebräer ihren Gott, und so denken sie ihn sich jetzt noch.
Wir würden Gott lästern, wenn wir, gleich ihnen, behaupteten, daß er aller seiner übrigen Menschen vergessen, und blos seiner Lieblinge ge- dacht, blos dieser ihr Bestes zu fördern gesucht habe. Wie er durch Moses, Salomon, Jesaias, Hesekiel und andere zu den Juden sprach; so sprach er durch Solon, Pythagoras, Sokrates, Plato, Aristoteles u. f. zu den Griechen; und so redet er auch jetzt noch durch den Mund und die Schriften
nigſten eigneten, da ſie wegen ihres Aberglaubens, der allenthalben ſelbſt bei den gewoͤhnlichſten Er- ſcheinungen eine uͤbernatuͤrliche Urſache vorausſetzte, und wegen ihrer nur allzu bekannten Verlogenheit und Uebertreibungsſucht ſchwerlich mit ihren Nach- richten bei vernuͤnftigen Menſchen viel Glauben wuͤr- den gefunden haben.
Laſſen wir die Offenbarungen, deren die Juden ſich ruͤhmen, auch als unmittelbare goͤttliche Mit- theilungen gelten, ſo koͤnnen wir ſie doch nur als National offenbarungen ohne Verbindlichkeit fuͤr andere Voͤlker betrachten. Jhr Gott war ein Na- tionalgott, deſſen Liebe ſich ausſchließlich auf ſeine Juden beſchraͤnkte; alle uͤbrigen Voͤlker waren ihm ein Greuel, waren Gegenſtaͤnde ſeines Zorns, ſei- nes Haſſes und ſeiner Rachgier; Kanaan war das einzige, von ihnen geſegnete Land, der Tempel zu Jeruſalem ſeine einzige Reſidenz. So dachten ſich die Hebraͤer ihren Gott, und ſo denken ſie ihn ſich jetzt noch.
Wir wuͤrden Gott laͤſtern, wenn wir, gleich ihnen, behaupteten, daß er aller ſeiner uͤbrigen Menſchen vergeſſen, und blos ſeiner Lieblinge ge- dacht, blos dieſer ihr Beſtes zu foͤrdern geſucht habe. Wie er durch Moſes, Salomon, Jeſaias, Heſekiel und andere zu den Juden ſprach; ſo ſprach er durch Solon, Pythagoras, Sokrates, Plato, Ariſtoteles u. f. zu den Griechen; und ſo redet er auch jetzt noch durch den Mund und die Schriften
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0059"n="25"/>
nigſten eigneten, da ſie wegen ihres Aberglaubens,<lb/>
der allenthalben ſelbſt bei den gewoͤhnlichſten Er-<lb/>ſcheinungen eine uͤbernatuͤrliche Urſache vorausſetzte,<lb/>
und wegen ihrer nur allzu bekannten Verlogenheit<lb/>
und Uebertreibungsſucht ſchwerlich mit ihren Nach-<lb/>
richten bei vernuͤnftigen Menſchen viel Glauben wuͤr-<lb/>
den gefunden haben.</p><lb/><p>Laſſen wir die Offenbarungen, deren die Juden<lb/>ſich ruͤhmen, auch als unmittelbare goͤttliche Mit-<lb/>
theilungen gelten, ſo koͤnnen wir ſie doch nur als<lb/><hirendition="#g">National</hi> offenbarungen ohne Verbindlichkeit fuͤr<lb/>
andere Voͤlker betrachten. Jhr Gott war ein Na-<lb/>
tionalgott, deſſen Liebe ſich ausſchließlich auf ſeine<lb/>
Juden beſchraͤnkte; alle uͤbrigen Voͤlker waren ihm<lb/>
ein Greuel, waren Gegenſtaͤnde ſeines Zorns, ſei-<lb/>
nes Haſſes und ſeiner Rachgier; Kanaan war das<lb/>
einzige, von ihnen geſegnete Land, der Tempel zu<lb/>
Jeruſalem ſeine einzige Reſidenz. So dachten ſich<lb/>
die Hebraͤer ihren Gott, und ſo denken ſie ihn ſich<lb/>
jetzt noch.</p><lb/><p>Wir wuͤrden Gott laͤſtern, wenn wir, gleich<lb/>
ihnen, behaupteten, daß er aller ſeiner uͤbrigen<lb/>
Menſchen vergeſſen, und blos ſeiner Lieblinge ge-<lb/>
dacht, blos dieſer ihr Beſtes zu foͤrdern geſucht<lb/>
habe. Wie er durch Moſes, Salomon, Jeſaias,<lb/>
Heſekiel und andere zu den Juden ſprach; ſo ſprach<lb/>
er durch Solon, Pythagoras, Sokrates, Plato,<lb/>
Ariſtoteles u. f. zu den Griechen; und ſo redet er<lb/>
auch jetzt noch durch den Mund und die Schriften<lb/></p></div></body></text></TEI>
[25/0059]
nigſten eigneten, da ſie wegen ihres Aberglaubens,
der allenthalben ſelbſt bei den gewoͤhnlichſten Er-
ſcheinungen eine uͤbernatuͤrliche Urſache vorausſetzte,
und wegen ihrer nur allzu bekannten Verlogenheit
und Uebertreibungsſucht ſchwerlich mit ihren Nach-
richten bei vernuͤnftigen Menſchen viel Glauben wuͤr-
den gefunden haben.
Laſſen wir die Offenbarungen, deren die Juden
ſich ruͤhmen, auch als unmittelbare goͤttliche Mit-
theilungen gelten, ſo koͤnnen wir ſie doch nur als
National offenbarungen ohne Verbindlichkeit fuͤr
andere Voͤlker betrachten. Jhr Gott war ein Na-
tionalgott, deſſen Liebe ſich ausſchließlich auf ſeine
Juden beſchraͤnkte; alle uͤbrigen Voͤlker waren ihm
ein Greuel, waren Gegenſtaͤnde ſeines Zorns, ſei-
nes Haſſes und ſeiner Rachgier; Kanaan war das
einzige, von ihnen geſegnete Land, der Tempel zu
Jeruſalem ſeine einzige Reſidenz. So dachten ſich
die Hebraͤer ihren Gott, und ſo denken ſie ihn ſich
jetzt noch.
Wir wuͤrden Gott laͤſtern, wenn wir, gleich
ihnen, behaupteten, daß er aller ſeiner uͤbrigen
Menſchen vergeſſen, und blos ſeiner Lieblinge ge-
dacht, blos dieſer ihr Beſtes zu foͤrdern geſucht
habe. Wie er durch Moſes, Salomon, Jeſaias,
Heſekiel und andere zu den Juden ſprach; ſo ſprach
er durch Solon, Pythagoras, Sokrates, Plato,
Ariſtoteles u. f. zu den Griechen; und ſo redet er
auch jetzt noch durch den Mund und die Schriften
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/59>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.