er ewiges Glück und ewiges Unglück von einer Be- dingung abhängig machte, die sie nicht erfüllen konn- ten, bloß um sie nachher für die Nichtbefolgung von Befehlen, die sie nicht gekannt hatten, ewig peinigen zu können? Unsere rechtgläubigen Geistlichen wissen sich hier nicht anders zu helfen, als daß sie mit ei- ner Stelle der heiligen Schrift antworten: Es ste- he in jedes Töpfers Macht, Töpfe zu Ehren und Töpfe zu Unehren (Nachtgeschirre) zu machen; so hänge es auch von Gott ab, nach Belieben Men- schen zu ewiger Freude oder zu ewiger Qual zu erschaffen. Jch glaube dies recht gerne, nur kann ich es mir von einem weisen und unendlich liebe- vollen Wesen, wie Gott ist, nicht denken.
Der Apostel Paulus hilft uns hier am besten heraus. Daß ein Gott ist, sagt er, ist ihnen offen- bart, denn Gott hat es ihnen offenbart, so man dessen wahrnimmt aus den Werken der Natur, also daß sie keine Entschuldigung haben. Der Apostel spricht hier gar von keiner übernatürlichen Offen- barung Gottes, die sich aus den Zeiten der Urwelt bis auf seine Zeitgenoßen sollte fortgepflanzt haben, sondern von einer bloß natürlichen Offenbarung des höchsten Wesens an die Menschen, die er für genü- gend erklärt. Jch sollte glauben, es wäre besser, diesem vernünftigen Ausspruche als der dogmatischen Grille einiger theologischen Systemmacher zu folgen.
Aber woher kommen dann die Opfer, wenn sie
nicht
er ewiges Gluͤck und ewiges Ungluͤck von einer Be- dingung abhaͤngig machte, die ſie nicht erfuͤllen konn- ten, bloß um ſie nachher fuͤr die Nichtbefolgung von Befehlen, die ſie nicht gekannt hatten, ewig peinigen zu koͤnnen? Unſere rechtglaͤubigen Geiſtlichen wiſſen ſich hier nicht anders zu helfen, als daß ſie mit ei- ner Stelle der heiligen Schrift antworten: Es ſte- he in jedes Toͤpfers Macht, Toͤpfe zu Ehren und Toͤpfe zu Unehren (Nachtgeſchirre) zu machen; ſo haͤnge es auch von Gott ab, nach Belieben Men- ſchen zu ewiger Freude oder zu ewiger Qual zu erſchaffen. Jch glaube dies recht gerne, nur kann ich es mir von einem weiſen und unendlich liebe- vollen Weſen, wie Gott iſt, nicht denken.
Der Apoſtel Paulus hilft uns hier am beſten heraus. Daß ein Gott iſt, ſagt er, iſt ihnen offen- bart, denn Gott hat es ihnen offenbart, ſo man deſſen wahrnimmt aus den Werken der Natur, alſo daß ſie keine Entſchuldigung haben. Der Apoſtel ſpricht hier gar von keiner uͤbernatuͤrlichen Offen- barung Gottes, die ſich aus den Zeiten der Urwelt bis auf ſeine Zeitgenoßen ſollte fortgepflanzt haben, ſondern von einer bloß natuͤrlichen Offenbarung des hoͤchſten Weſens an die Menſchen, die er fuͤr genuͤ- gend erklaͤrt. Jch ſollte glauben, es waͤre beſſer, dieſem vernuͤnftigen Ausſpruche als der dogmatiſchen Grille einiger theologiſchen Syſtemmacher zu folgen.
Aber woher kommen dann die Opfer, wenn ſie
nicht
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er ewiges Gluͤck und ewiges Ungluͤck von einer Be-
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ten, bloß um ſie nachher fuͤr die Nichtbefolgung von
Befehlen, die ſie nicht gekannt hatten, ewig peinigen
zu koͤnnen? Unſere rechtglaͤubigen Geiſtlichen wiſſen
ſich hier nicht anders zu helfen, als daß ſie mit ei-
ner Stelle der heiligen Schrift antworten: Es ſte-
he in jedes Toͤpfers Macht, Toͤpfe zu Ehren und
Toͤpfe zu Unehren (Nachtgeſchirre) zu machen; ſo
haͤnge es auch von Gott ab, nach Belieben Men-
ſchen zu ewiger Freude oder zu ewiger Qual zu
erſchaffen. Jch glaube dies recht gerne, nur kann
ich es mir von einem weiſen und unendlich liebe-
vollen Weſen, wie Gott iſt, nicht denken.
Der Apoſtel Paulus hilft uns hier am beſten
heraus. Daß ein Gott iſt, ſagt er, iſt ihnen offen-
bart, denn Gott hat es ihnen offenbart, ſo man
deſſen wahrnimmt aus den Werken der Natur, alſo
daß ſie keine Entſchuldigung haben. Der Apoſtel
ſpricht hier gar von keiner uͤbernatuͤrlichen Offen-
barung Gottes, die ſich aus den Zeiten der Urwelt
bis auf ſeine Zeitgenoßen ſollte fortgepflanzt haben,
ſondern von einer bloß natuͤrlichen Offenbarung des
hoͤchſten Weſens an die Menſchen, die er fuͤr genuͤ-
gend erklaͤrt. Jch ſollte glauben, es waͤre beſſer,
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/42>, abgerufen am 21.11.2024.
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