Daß unter den Kindern Gottes hier keine Menschen verstanden werden, zeigt der Jnhalt und Zusam- menhang der Stelle; unter den Kindern Gottes wurden Engel verstanden, und damit stimmen die Talmudisten überein. Also von den Engeln stam- men die Riesen und die Gewaltigen der Erde her; daher ist an der Legitimität der letztern keineswegs zu zweifeln, wenn sie auch keine Riesen seyn soll- ten. Ein Wunder ist es, daß Herr von Haller sich nicht längst auf diese Stelle der Bibel berief.
Nach dem Talmud sahen die Engel, welche aus ihrem geheiligten Wohnsitz im Himmel auf die Erde herabstürzten, nach den schönen Töchtern Kains, die nackt waren und sich schminkten. Sie verheiratheten sich mit ihnen und zeugten die Riesen. Der König Og von Basan war einer dieser En- gelskinder, und ward vor der Sündfluth geboren. Sein Vater war der Engel Schamchiel, der auch mit dem Weibe des Ham, eines Sohns Noah, den Sichon, König der Amoriter zeugte. Sichon ward geboren, als Noah mit den Seinigen in die Arche gieng. Og war nach Andern Elieser, der Knecht Abrahams, dem er vom Nimrod geschenkt ward. Abraham entließ ihn seiner Dienstbarkeit, und Gott machte ihn, weil er fromm war, zum Kö- nige von Basan, damit er als ein Gott- loser (als ein Nichtjude) keinen Theil an der zukunftigen Welt haben möchte. Wir haben schon früher erwähnt, daß Elieser, ohne den Tod
I. Bändchen. 29
Daß unter den Kindern Gottes hier keine Menſchen verſtanden werden, zeigt der Jnhalt und Zuſam- menhang der Stelle; unter den Kindern Gottes wurden Engel verſtanden, und damit ſtimmen die Talmudiſten uͤberein. Alſo von den Engeln ſtam- men die Rieſen und die Gewaltigen der Erde her; daher iſt an der Legitimitaͤt der letztern keineswegs zu zweifeln, wenn ſie auch keine Rieſen ſeyn ſoll- ten. Ein Wunder iſt es, daß Herr von Haller ſich nicht laͤngſt auf dieſe Stelle der Bibel berief.
Nach dem Talmud ſahen die Engel, welche aus ihrem geheiligten Wohnſitz im Himmel auf die Erde herabſtuͤrzten, nach den ſchoͤnen Toͤchtern Kains, die nackt waren und ſich ſchminkten. Sie verheiratheten ſich mit ihnen und zeugten die Rieſen. Der Koͤnig Og von Baſan war einer dieſer En- gelskinder, und ward vor der Suͤndfluth geboren. Sein Vater war der Engel Schamchiel, der auch mit dem Weibe des Ham, eines Sohns Noah, den Sichon, Koͤnig der Amoriter zeugte. Sichon ward geboren, als Noah mit den Seinigen in die Arche gieng. Og war nach Andern Elieſer, der Knecht Abrahams, dem er vom Nimrod geſchenkt ward. Abraham entließ ihn ſeiner Dienſtbarkeit, und Gott machte ihn, weil er fromm war, zum Koͤ- nige von Baſan, damit er als ein Gott- loſer (als ein Nichtjude) keinen Theil an der zukunftigen Welt haben moͤchte. Wir haben ſchon fruͤher erwaͤhnt, daß Elieſer, ohne den Tod
I. Baͤndchen. 29
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Daß unter den Kindern Gottes hier keine Menſchen
verſtanden werden, zeigt der Jnhalt und Zuſam-
menhang der Stelle; unter den Kindern Gottes
wurden Engel verſtanden, und damit ſtimmen die
Talmudiſten uͤberein. Alſo von den Engeln ſtam-
men die Rieſen und die Gewaltigen der Erde her;
daher iſt an der Legitimitaͤt der letztern keineswegs
zu zweifeln, wenn ſie auch keine Rieſen ſeyn ſoll-
ten. Ein Wunder iſt es, daß Herr von Haller
ſich nicht laͤngſt auf dieſe Stelle der Bibel berief.
Nach dem Talmud ſahen die Engel, welche
aus ihrem geheiligten Wohnſitz im Himmel auf die
Erde herabſtuͤrzten, nach den ſchoͤnen Toͤchtern
Kains, die nackt waren und ſich ſchminkten. Sie
verheiratheten ſich mit ihnen und zeugten die Rieſen.
Der Koͤnig Og von Baſan war einer dieſer En-
gelskinder, und ward vor der Suͤndfluth geboren.
Sein Vater war der Engel Schamchiel, der auch
mit dem Weibe des Ham, eines Sohns Noah, den
Sichon, Koͤnig der Amoriter zeugte. Sichon ward
geboren, als Noah mit den Seinigen in die Arche
gieng. Og war nach Andern Elieſer, der Knecht
Abrahams, dem er vom Nimrod geſchenkt ward.
Abraham entließ ihn ſeiner Dienſtbarkeit, und Gott
machte ihn, weil er fromm war, zum Koͤ-
nige von Baſan, damit er als ein Gott-
loſer (als ein Nichtjude) keinen Theil an
der zukunftigen Welt haben moͤchte. Wir haben
ſchon fruͤher erwaͤhnt, daß Elieſer, ohne den Tod
I. Baͤndchen. 29
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/339>, abgerufen am 22.11.2024.
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