geben, der ihn Niemanden, als dem Auerhahn an- vertrauete, weil dieser ihm einen hohen Eid geschwo- ren hat, ihn gut aufzubewahren. -- Was macht aber der Auerhahn damit? fragte Salomo. -- Er nimmt ihn auf öde und unbewohnbare Berge, wo er den Schamir gegen die Felsen hält, daß sie zer- spalten. Dann verwahrt er ihn wieder, und streuet Saamen von Bäumen und Pflanzen und andere Dinge in die zerrissenen Felsen, wodurch diese end- lich bewohnbar werden. Darum heißt auch der Auerhahn Naggartura, ein Bergkünstler.
Salomo sandte hierauf Benaja, den Sohn Jojada und Aschmedai, den König der Teufel *) aus, um den Auerhahn zu suchen und ihm den Schamir zu nehmen. Als sie sein Nest fanden, wor- in Junge waren, bedeckten sie es mit einem weißen Glase. Der Auerhahn kam zurück, und da er seine Kinder nicht füttern konnte, hielt er den Schamir an das Glas, um es zu zersprengen. Benaja aber, der Sohn Jojada schrie überlaut; der Auerhahn ließ vor Schrecken den Schamir fallen, Benaja nahm ihn auf, eilte damit fort, und der Auerhahn gieng voll Verzweiflung hin und erhieng sich, weil er dem Fürsten des Meeres seinen Eid nicht ge- halten **)."
*) Aschmedai's gebrochenes Bein war also schnell wie- der geheilt. Vielleicht kann aber auch der König der Teufel mit einem Fuße gehen, oder doch humpeln.
**) M. s. im Talmud das Buch Sota.
geben, der ihn Niemanden, als dem Auerhahn an- vertrauete, weil dieſer ihm einen hohen Eid geſchwo- ren hat, ihn gut aufzubewahren. — Was macht aber der Auerhahn damit? fragte Salomo. — Er nimmt ihn auf oͤde und unbewohnbare Berge, wo er den Schamir gegen die Felſen haͤlt, daß ſie zer- ſpalten. Dann verwahrt er ihn wieder, und ſtreuet Saamen von Baͤumen und Pflanzen und andere Dinge in die zerriſſenen Felſen, wodurch dieſe end- lich bewohnbar werden. Darum heißt auch der Auerhahn Naggartura, ein Bergkuͤnſtler.
Salomo ſandte hierauf Benaja, den Sohn Jojada und Aſchmedai, den Koͤnig der Teufel *) aus, um den Auerhahn zu ſuchen und ihm den Schamir zu nehmen. Als ſie ſein Neſt fanden, wor- in Junge waren, bedeckten ſie es mit einem weißen Glaſe. Der Auerhahn kam zuruͤck, und da er ſeine Kinder nicht fuͤttern konnte, hielt er den Schamir an das Glas, um es zu zerſprengen. Benaja aber, der Sohn Jojada ſchrie uͤberlaut; der Auerhahn ließ vor Schrecken den Schamir fallen, Benaja nahm ihn auf, eilte damit fort, und der Auerhahn gieng voll Verzweiflung hin und erhieng ſich, weil er dem Fuͤrſten des Meeres ſeinen Eid nicht ge- halten **).«
*) Aſchmedai’s gebrochenes Bein war alſo ſchnell wie- der geheilt. Vielleicht kann aber auch der Koͤnig der Teufel mit einem Fuße gehen, oder doch humpeln.
**) M. ſ. im Talmud das Buch Sota.
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geben, der ihn Niemanden, als dem Auerhahn an-
vertrauete, weil dieſer ihm einen hohen Eid geſchwo-
ren hat, ihn gut aufzubewahren. — Was macht
aber der Auerhahn damit? fragte Salomo. — Er
nimmt ihn auf oͤde und unbewohnbare Berge, wo
er den Schamir gegen die Felſen haͤlt, daß ſie zer-
ſpalten. Dann verwahrt er ihn wieder, und ſtreuet
Saamen von Baͤumen und Pflanzen und andere
Dinge in die zerriſſenen Felſen, wodurch dieſe end-
lich bewohnbar werden. Darum heißt auch der
Auerhahn Naggartura, ein Bergkuͤnſtler.
Salomo ſandte hierauf Benaja, den Sohn
Jojada und Aſchmedai, den Koͤnig der Teufel *)
aus, um den Auerhahn zu ſuchen und ihm den
Schamir zu nehmen. Als ſie ſein Neſt fanden, wor-
in Junge waren, bedeckten ſie es mit einem weißen
Glaſe. Der Auerhahn kam zuruͤck, und da er ſeine
Kinder nicht fuͤttern konnte, hielt er den Schamir
an das Glas, um es zu zerſprengen. Benaja aber,
der Sohn Jojada ſchrie uͤberlaut; der Auerhahn
ließ vor Schrecken den Schamir fallen, Benaja
nahm ihn auf, eilte damit fort, und der Auerhahn
gieng voll Verzweiflung hin und erhieng ſich, weil
er dem Fuͤrſten des Meeres ſeinen Eid nicht ge-
halten **).«
*) Aſchmedai’s gebrochenes Bein war alſo ſchnell wie-
der geheilt. Vielleicht kann aber auch der Koͤnig der
Teufel mit einem Fuße gehen, oder doch humpeln.
**) M. ſ. im Talmud das Buch Sota.
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/322>, abgerufen am 16.02.2025.
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