den Aschmedai, ihm zu folgen. Unterwegs kamen sie zu einem großen Dattelbaum; der König der Teufel rieb sich daran, und riß ihn zu Boden. Gleich nachher trafen sie die Hütte einer armen Wittwe; auch die wollte er niederreißen, allein die Frau kam heraus und bat ihn mit Thränen, ihres kleinen Eigenthums zu schonen. Aschmedai, der sich daher zur andern Seite wandte, glitschte aus, zerbrach ein Bein und sprach: dies ist, was ge- schrieben steht (Spruchw. 25. V. 15): eine gelinde Zunge zerbricht das Gebein. Als Benaja mit ihm zum Palaste des Salomo kam, ward Aschmedai nicht gleich dem Könige vorgestellt; denn am ersten Tage ließ Salomo ihm sagen: ich kann dich nicht sprechen, weil ich zu viel getrunken habe. Am zwei- ten sprach er: ich habe zu viel gegessen, und so ward Aschmedai erst am Morgen des dritten Ta- ges zu Salomo gebracht. Der König der Teufel nahm, als er vor dem Könige der Juden erschien, eine Elle, maß damit die Länge von acht Schuhen, warf sodann die Elle dem Salomo vor die Füße und sprach: Wenn du stirbst, bleibt dir nichts, als ein vier Ellen langes Grab. Du hast alle Kö- nige und Völker der Erde bezwungen; allein das genügte dir nicht; du mußtest auch mich in Ketten und Banden legen. Was begehrst du von mir? -- Nichts weiter, antwortete Salomo, als den Schamir zum Tempelbau. -- Der Schamir ist nicht mir, sondern dem Fürsten des Meeres über-
den Aſchmedai, ihm zu folgen. Unterwegs kamen ſie zu einem großen Dattelbaum; der Koͤnig der Teufel rieb ſich daran, und riß ihn zu Boden. Gleich nachher trafen ſie die Huͤtte einer armen Wittwe; auch die wollte er niederreißen, allein die Frau kam heraus und bat ihn mit Thraͤnen, ihres kleinen Eigenthums zu ſchonen. Aſchmedai, der ſich daher zur andern Seite wandte, glitſchte aus, zerbrach ein Bein und ſprach: dies iſt, was ge- ſchrieben ſteht (Spruchw. 25. V. 15): eine gelinde Zunge zerbricht das Gebein. Als Benaja mit ihm zum Palaſte des Salomo kam, ward Aſchmedai nicht gleich dem Koͤnige vorgeſtellt; denn am erſten Tage ließ Salomo ihm ſagen: ich kann dich nicht ſprechen, weil ich zu viel getrunken habe. Am zwei- ten ſprach er: ich habe zu viel gegeſſen, und ſo ward Aſchmedai erſt am Morgen des dritten Ta- ges zu Salomo gebracht. Der Koͤnig der Teufel nahm, als er vor dem Koͤnige der Juden erſchien, eine Elle, maß damit die Laͤnge von acht Schuhen, warf ſodann die Elle dem Salomo vor die Fuͤße und ſprach: Wenn du ſtirbſt, bleibt dir nichts, als ein vier Ellen langes Grab. Du haſt alle Koͤ- nige und Voͤlker der Erde bezwungen; allein das genuͤgte dir nicht; du mußteſt auch mich in Ketten und Banden legen. Was begehrſt du von mir? — Nichts weiter, antwortete Salomo, als den Schamir zum Tempelbau. — Der Schamir iſt nicht mir, ſondern dem Fuͤrſten des Meeres uͤber-
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den Aſchmedai, ihm zu folgen. Unterwegs kamen
ſie zu einem großen Dattelbaum; der Koͤnig der
Teufel rieb ſich daran, und riß ihn zu Boden.
Gleich nachher trafen ſie die Huͤtte einer armen
Wittwe; auch die wollte er niederreißen, allein die
Frau kam heraus und bat ihn mit Thraͤnen, ihres
kleinen Eigenthums zu ſchonen. Aſchmedai, der
ſich daher zur andern Seite wandte, glitſchte aus,
zerbrach ein Bein und ſprach: dies iſt, was ge-
ſchrieben ſteht (Spruchw. 25. V. 15): eine gelinde
Zunge zerbricht das Gebein. Als Benaja mit ihm
zum Palaſte des Salomo kam, ward Aſchmedai
nicht gleich dem Koͤnige vorgeſtellt; denn am erſten
Tage ließ Salomo ihm ſagen: ich kann dich nicht
ſprechen, weil ich zu viel getrunken habe. Am zwei-
ten ſprach er: ich habe zu viel gegeſſen, und ſo
ward Aſchmedai erſt am Morgen des dritten Ta-
ges zu Salomo gebracht. Der Koͤnig der Teufel
nahm, als er vor dem Koͤnige der Juden erſchien,
eine Elle, maß damit die Laͤnge von acht Schuhen,
warf ſodann die Elle dem Salomo vor die Fuͤße
und ſprach: Wenn du ſtirbſt, bleibt dir nichts, als
ein vier Ellen langes Grab. Du haſt alle Koͤ-
nige und Voͤlker der Erde bezwungen; allein
das genuͤgte dir nicht; du mußteſt auch mich in
Ketten und Banden legen. Was begehrſt du von
mir? — Nichts weiter, antwortete Salomo, als
den Schamir zum Tempelbau. — Der Schamir iſt
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/321>, abgerufen am 25.11.2024.
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