und mehreren Schläuchen voll Wein, mit dem Be- fehl, den Aschmedai betrunken zu machen und ihn zu fangen. Benaja kam zu der Grube des Königs der Teufel, machte unter derselben eine Oeffnung, und ließ das Wasser heraus laufen. Hernach machte er über der Grube ein Loch, schüttete den Wein hindurch, und stopfte das Loch mit Wolle wieder zu. Benaja bestieg hierauf einen Baum, und war- tete bis Aschmedai, der König der Teufel kam. Dieser merkte aber gleich, daß Jemand bei seiner Wassergrube gewesen seyn müßte. Er öffnete sie, und sprach, als er Wein darin fand: "es stehet geschrieben, der Wein ist ein Spötter, und starkes Getränk macht Aufruhr. Wer darinnen irrt, wird nimmer klug; ferner sagt Hoseas, der Prophet: Hurerei, Wein und Most nimmt das Herz oder den Verstand weg *)." Weil nun Aschmedai dem Wein nicht traute, wollte er nicht trinken, und legte sich ermüdet unter einen Baum. Endlich nö- thigte ihn aber der Durst; er trank, ward berauscht, legte sich wieder hin und schlief ein. Da stieg Be- naja, der Sohn Johada, eiligst und leise von sei- nem Baum herab, schlich sich zu dem Könige der Teufel, warf ihm die Kette um den Hals, und verschloß sie recht fest, daß er seinen Kopf nicht heraus ziehen konnte. Hierauf rief er ihm dreimal zu: der Name deines Herrn ist auf dir! und zwang
*) Sprüchw. Sal. 20. V. 1. und Hos. 4. V. 11.
und mehreren Schlaͤuchen voll Wein, mit dem Be- fehl, den Aſchmedai betrunken zu machen und ihn zu fangen. Benaja kam zu der Grube des Koͤnigs der Teufel, machte unter derſelben eine Oeffnung, und ließ das Waſſer heraus laufen. Hernach machte er uͤber der Grube ein Loch, ſchuͤttete den Wein hindurch, und ſtopfte das Loch mit Wolle wieder zu. Benaja beſtieg hierauf einen Baum, und war- tete bis Aſchmedai, der Koͤnig der Teufel kam. Dieſer merkte aber gleich, daß Jemand bei ſeiner Waſſergrube geweſen ſeyn muͤßte. Er oͤffnete ſie, und ſprach, als er Wein darin fand: »es ſtehet geſchrieben, der Wein iſt ein Spoͤtter, und ſtarkes Getraͤnk macht Aufruhr. Wer darinnen irrt, wird nimmer klug; ferner ſagt Hoſeas, der Prophet: Hurerei, Wein und Moſt nimmt das Herz oder den Verſtand weg *).« Weil nun Aſchmedai dem Wein nicht traute, wollte er nicht trinken, und legte ſich ermuͤdet unter einen Baum. Endlich noͤ- thigte ihn aber der Durſt; er trank, ward berauſcht, legte ſich wieder hin und ſchlief ein. Da ſtieg Be- naja, der Sohn Johada, eiligſt und leiſe von ſei- nem Baum herab, ſchlich ſich zu dem Koͤnige der Teufel, warf ihm die Kette um den Hals, und verſchloß ſie recht feſt, daß er ſeinen Kopf nicht heraus ziehen konnte. Hierauf rief er ihm dreimal zu: der Name deines Herrn iſt auf dir! und zwang
*) Spruͤchw. Sal. 20. V. 1. und Hoſ. 4. V. 11.
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[286/0320]
und mehreren Schlaͤuchen voll Wein, mit dem Be-
fehl, den Aſchmedai betrunken zu machen und ihn
zu fangen. Benaja kam zu der Grube des Koͤnigs
der Teufel, machte unter derſelben eine Oeffnung,
und ließ das Waſſer heraus laufen. Hernach machte
er uͤber der Grube ein Loch, ſchuͤttete den Wein
hindurch, und ſtopfte das Loch mit Wolle wieder
zu. Benaja beſtieg hierauf einen Baum, und war-
tete bis Aſchmedai, der Koͤnig der Teufel kam.
Dieſer merkte aber gleich, daß Jemand bei ſeiner
Waſſergrube geweſen ſeyn muͤßte. Er oͤffnete ſie,
und ſprach, als er Wein darin fand: »es ſtehet
geſchrieben, der Wein iſt ein Spoͤtter, und ſtarkes
Getraͤnk macht Aufruhr. Wer darinnen irrt, wird
nimmer klug; ferner ſagt Hoſeas, der Prophet:
Hurerei, Wein und Moſt nimmt das Herz oder
den Verſtand weg *).« Weil nun Aſchmedai dem
Wein nicht traute, wollte er nicht trinken, und
legte ſich ermuͤdet unter einen Baum. Endlich noͤ-
thigte ihn aber der Durſt; er trank, ward berauſcht,
legte ſich wieder hin und ſchlief ein. Da ſtieg Be-
naja, der Sohn Johada, eiligſt und leiſe von ſei-
nem Baum herab, ſchlich ſich zu dem Koͤnige der
Teufel, warf ihm die Kette um den Hals, und
verſchloß ſie recht feſt, daß er ſeinen Kopf nicht
heraus ziehen konnte. Hierauf rief er ihm dreimal
zu: der Name deines Herrn iſt auf dir! und zwang
*) Spruͤchw. Sal. 20. V. 1. und Hoſ. 4. V. 11.
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/320>, abgerufen am 22.11.2024.
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