auf welchem der Friede sey, in Zophath (Jerusa- lem), das recht bald und in unsern Tagen möge wieder gebauet werden. Dort fuhr ein Geist in eine Wittwe, und plagte sie unbeschreiblich. Es giengen viele Leute zu ihm und redeten mit ihm, und er beantwortete alle ihre Fragen. Auch der weise Rabbi Joseph Arsin, gesegneten Andenkens, ein Jünger des heiligen Rabbi Jsaak Lurja, kam zu dem Geiste; da rief dieser ihm zu: Heil dem, der da kommt, mein Herr, mein Arzt und mein Lehrer; denn siehe, ich bin lange in Aegypten dein Jünger gewesen! Aber die Verwandten der Frau jammerte der große Schmerz, womit der Geist sie peinigte; darum giengen sie zu dem weisen Rabbi Jsaak Lurja, dessen Ruhe das Paradies sey, und baten ihn flehentlich, den bösen Geist aus der Wittwe zu bannen. Er hatte keine Zeit, und schickte den Rabbi Chajim, dessen Gedächtniß zum ewigen Leben sey, nachdem er ihm vorher den Gebrauch der heiligen Namen gelehrt hatte, und befahl ihm, den Geist in den Bann zu thun, und ihn selbst wider seinen Willen auszutreiben. Als nun der Rabbi Chajim gesegneten Andenkens zu der Frau kam, wandte sie ihr Gesicht gegen die Wand; er aber sprach zu dem Geist: du Gottloser, warum wendest du dein Gesicht von mir? Jch kann dich nicht ansehen, antwortete dieser, denn die Gottlo- sen können den Anblick Gottes nicht ertragen. Rabbi Chajim befahl ihm jedoch, ihn anzuschauen,
auf welchem der Friede ſey, in Zophath (Jeruſa- lem), das recht bald und in unſern Tagen moͤge wieder gebauet werden. Dort fuhr ein Geiſt in eine Wittwe, und plagte ſie unbeſchreiblich. Es giengen viele Leute zu ihm und redeten mit ihm, und er beantwortete alle ihre Fragen. Auch der weiſe Rabbi Joſeph Arſin, geſegneten Andenkens, ein Juͤnger des heiligen Rabbi Jſaak Lurja, kam zu dem Geiſte; da rief dieſer ihm zu: Heil dem, der da kommt, mein Herr, mein Arzt und mein Lehrer; denn ſiehe, ich bin lange in Aegypten dein Juͤnger geweſen! Aber die Verwandten der Frau jammerte der große Schmerz, womit der Geiſt ſie peinigte; darum giengen ſie zu dem weiſen Rabbi Jſaak Lurja, deſſen Ruhe das Paradies ſey, und baten ihn flehentlich, den boͤſen Geiſt aus der Wittwe zu bannen. Er hatte keine Zeit, und ſchickte den Rabbi Chajim, deſſen Gedaͤchtniß zum ewigen Leben ſey, nachdem er ihm vorher den Gebrauch der heiligen Namen gelehrt hatte, und befahl ihm, den Geiſt in den Bann zu thun, und ihn ſelbſt wider ſeinen Willen auszutreiben. Als nun der Rabbi Chajim geſegneten Andenkens zu der Frau kam, wandte ſie ihr Geſicht gegen die Wand; er aber ſprach zu dem Geiſt: du Gottloſer, warum wendeſt du dein Geſicht von mir? Jch kann dich nicht anſehen, antwortete dieſer, denn die Gottlo- ſen koͤnnen den Anblick Gottes nicht ertragen. Rabbi Chajim befahl ihm jedoch, ihn anzuſchauen,
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auf welchem der Friede ſey, in Zophath (Jeruſa-
lem), das recht bald und in unſern Tagen moͤge
wieder gebauet werden. Dort fuhr ein Geiſt in
eine Wittwe, und plagte ſie unbeſchreiblich. Es
giengen viele Leute zu ihm und redeten mit ihm,
und er beantwortete alle ihre Fragen. Auch der
weiſe Rabbi Joſeph Arſin, geſegneten Andenkens,
ein Juͤnger des heiligen Rabbi Jſaak Lurja, kam
zu dem Geiſte; da rief dieſer ihm zu: Heil dem,
der da kommt, mein Herr, mein Arzt und mein
Lehrer; denn ſiehe, ich bin lange in Aegypten dein
Juͤnger geweſen! Aber die Verwandten der Frau
jammerte der große Schmerz, womit der Geiſt ſie
peinigte; darum giengen ſie zu dem weiſen Rabbi
Jſaak Lurja, deſſen Ruhe das Paradies ſey, und
baten ihn flehentlich, den boͤſen Geiſt aus der
Wittwe zu bannen. Er hatte keine Zeit, und ſchickte
den Rabbi Chajim, deſſen Gedaͤchtniß zum ewigen
Leben ſey, nachdem er ihm vorher den Gebrauch
der heiligen Namen gelehrt hatte, und befahl ihm,
den Geiſt in den Bann zu thun, und ihn ſelbſt
wider ſeinen Willen auszutreiben. Als nun der
Rabbi Chajim geſegneten Andenkens zu der Frau
kam, wandte ſie ihr Geſicht gegen die Wand; er
aber ſprach zu dem Geiſt: du Gottloſer, warum
wendeſt du dein Geſicht von mir? Jch kann dich
nicht anſehen, antwortete dieſer, denn die Gottlo-
ſen koͤnnen den Anblick Gottes nicht ertragen.
Rabbi Chajim befahl ihm jedoch, ihn anzuſchauen,
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/253>, abgerufen am 24.11.2024.
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