disten, überaus schmerzhaft seyn, und es ist in der That auffallend, daß sie nicht bei den Christen gleichfalls eingeführt ist. Vielleicht geb' ich durch diese Zeilen die Veranlassung dazu, und werde mir es dann zum größten Verdienst anrechnen, eine Lücke in unserer Dogmatik durch meine Bemühun- gen ausgefüllt zu sehen.
Mit vielem Vergnügen würde ich schon jetzt meine Leser in das Fegfeuer und in die Hölle brin- gen; allein ich muß vorher noch etwas umständli- cher vom Navenad oder Unstätseyn der Seelen, dessen ich früher erwähnt habe, reden.
"Die Gottlosen, welche viel sündigen und un- gehorsam gegen ihren Vater im Himmel sind, wo- vor uns der barmherzige Gott behüte; ein Mörder, der einen Jsraeliten umgebracht hat; ein Abgefalle- ner, der den jüdischen Glauben verleugnet; ein Verräther (Moser), der einen Jnden, oder gar die ganze Judenschaft wegen eines Verbrechens bei den Christen anklagt, und den Jsraeliten Schaden zu- fügt; alle diese sind nicht würdig, in den Himmel zu kommen und den Vorhof und Palast des hoch- gelobten, heiligen Gottes zu betreten. Die Engel aber im Himmel fällen über Jeden derselben ein Urtheil, und senden Teufel herab, um sie zu äng- stigen und von den Bergen über die Hügel und von den Hügeln über die Berge zu jagen. So laufen sie unstät in der Welt umher, bis endlich ihre Zeit erfüllt ist, wo sie in Pflanzen, Thiere
diſten, uͤberaus ſchmerzhaft ſeyn, und es iſt in der That auffallend, daß ſie nicht bei den Chriſten gleichfalls eingefuͤhrt iſt. Vielleicht geb’ ich durch dieſe Zeilen die Veranlaſſung dazu, und werde mir es dann zum groͤßten Verdienſt anrechnen, eine Luͤcke in unſerer Dogmatik durch meine Bemuͤhun- gen ausgefuͤllt zu ſehen.
Mit vielem Vergnuͤgen wuͤrde ich ſchon jetzt meine Leſer in das Fegfeuer und in die Hoͤlle brin- gen; allein ich muß vorher noch etwas umſtaͤndli- cher vom Navenad oder Unſtaͤtſeyn der Seelen, deſſen ich fruͤher erwaͤhnt habe, reden.
»Die Gottloſen, welche viel ſuͤndigen und un- gehorſam gegen ihren Vater im Himmel ſind, wo- vor uns der barmherzige Gott behuͤte; ein Moͤrder, der einen Jſraeliten umgebracht hat; ein Abgefalle- ner, der den juͤdiſchen Glauben verleugnet; ein Verraͤther (Moſer), der einen Jnden, oder gar die ganze Judenſchaft wegen eines Verbrechens bei den Chriſten anklagt, und den Jſraeliten Schaden zu- fuͤgt; alle dieſe ſind nicht wuͤrdig, in den Himmel zu kommen und den Vorhof und Palaſt des hoch- gelobten, heiligen Gottes zu betreten. Die Engel aber im Himmel faͤllen uͤber Jeden derſelben ein Urtheil, und ſenden Teufel herab, um ſie zu aͤng- ſtigen und von den Bergen uͤber die Huͤgel und von den Huͤgeln uͤber die Berge zu jagen. So laufen ſie unſtaͤt in der Welt umher, bis endlich ihre Zeit erfuͤllt iſt, wo ſie in Pflanzen, Thiere
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diſten, uͤberaus ſchmerzhaft ſeyn, und es iſt in der
That auffallend, daß ſie nicht bei den Chriſten
gleichfalls eingefuͤhrt iſt. Vielleicht geb’ ich durch
dieſe Zeilen die Veranlaſſung dazu, und werde mir
es dann zum groͤßten Verdienſt anrechnen, eine
Luͤcke in unſerer Dogmatik durch meine Bemuͤhun-
gen ausgefuͤllt zu ſehen.
Mit vielem Vergnuͤgen wuͤrde ich ſchon jetzt
meine Leſer in das Fegfeuer und in die Hoͤlle brin-
gen; allein ich muß vorher noch etwas umſtaͤndli-
cher vom Navenad oder Unſtaͤtſeyn der Seelen,
deſſen ich fruͤher erwaͤhnt habe, reden.
»Die Gottloſen, welche viel ſuͤndigen und un-
gehorſam gegen ihren Vater im Himmel ſind, wo-
vor uns der barmherzige Gott behuͤte; ein Moͤrder,
der einen Jſraeliten umgebracht hat; ein Abgefalle-
ner, der den juͤdiſchen Glauben verleugnet; ein
Verraͤther (Moſer), der einen Jnden, oder gar die
ganze Judenſchaft wegen eines Verbrechens bei den
Chriſten anklagt, und den Jſraeliten Schaden zu-
fuͤgt; alle dieſe ſind nicht wuͤrdig, in den Himmel
zu kommen und den Vorhof und Palaſt des hoch-
gelobten, heiligen Gottes zu betreten. Die Engel
aber im Himmel faͤllen uͤber Jeden derſelben ein
Urtheil, und ſenden Teufel herab, um ſie zu aͤng-
ſtigen und von den Bergen uͤber die Huͤgel und
von den Huͤgeln uͤber die Berge zu jagen. So
laufen ſie unſtaͤt in der Welt umher, bis endlich
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/251>, abgerufen am 24.11.2024.
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