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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

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und Gerechte von jeher unter den Jsraeliten waren,
begreift leicht, daß ein solches Stückchen der mo-
saischen Seele, wie es jeder von ihnen empfängt,
kaum halb so groß seyn kann, wie eine geweihte
Hostie.

"Der Rabbi Asi hat gesagt, daß der Sohn
Davids, der Messias, nicht eher komme, als bis
alle Seelen, die in den Leibern sind, ein Ende ha-
ben, d. h. bis alle Seelen durch das Geheimniß
der Jbbur geläutert sind."

Die Gilgul Neschamoth, Wanderung oder
Wälzung der Seelen hat ihren Namen von dem
Wort gilgel, wälzen, und ist ein Hauptgrundsatz
der jüdisch-talmudischen Glaubenslehre. Die allge-
meinen Zwecke der Gilgul sind sowohl Strafe, als
Verbesserung der Seelen. Jndessen treten häufig
besondere Ursachen ein, weshalb eine Seelenwan-
derung statt finden soll, z. B. wenn ein Mensch
stirbt, ehe er sein bestimmtes Lebensziel auf Erden
erreicht hat, dann muß seine Seele in einen an-
dern Leib wandern, um ihre Zeit hienieden völlig
auszuleben. Oft hat auch ein Gerechter eine Sün-
de begangen, und ist vom Staube derselben noch
nicht ganz gereinigt. Dies macht die Seele schwer
und unbehülflich, so daß sie nicht zu Gott hinauf-
fliegen kann. Um sie zu erleichtern, muß sie aus
einem Gefäß in ein anderes gegossen werden, bis

und Gerechte von jeher unter den Jſraeliten waren,
begreift leicht, daß ein ſolches Stuͤckchen der mo-
ſaiſchen Seele, wie es jeder von ihnen empfaͤngt,
kaum halb ſo groß ſeyn kann, wie eine geweihte
Hoſtie.

»Der Rabbi Aſi hat geſagt, daß der Sohn
Davids, der Meſſias, nicht eher komme, als bis
alle Seelen, die in den Leibern ſind, ein Ende ha-
ben, d. h. bis alle Seelen durch das Geheimniß
der Jbbur gelaͤutert ſind.«

Die Gilgul Neſchamoth, Wanderung oder
Waͤlzung der Seelen hat ihren Namen von dem
Wort gilgel, waͤlzen, und iſt ein Hauptgrundſatz
der juͤdiſch-talmudiſchen Glaubenslehre. Die allge-
meinen Zwecke der Gilgul ſind ſowohl Strafe, als
Verbeſſerung der Seelen. Jndeſſen treten haͤufig
beſondere Urſachen ein, weshalb eine Seelenwan-
derung ſtatt finden ſoll, z. B. wenn ein Menſch
ſtirbt, ehe er ſein beſtimmtes Lebensziel auf Erden
erreicht hat, dann muß ſeine Seele in einen an-
dern Leib wandern, um ihre Zeit hienieden voͤllig
auszuleben. Oft hat auch ein Gerechter eine Suͤn-
de begangen, und iſt vom Staube derſelben noch
nicht ganz gereinigt. Dies macht die Seele ſchwer
und unbehuͤlflich, ſo daß ſie nicht zu Gott hinauf-
fliegen kann. Um ſie zu erleichtern, muß ſie aus
einem Gefaͤß in ein anderes gegoſſen werden, bis

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[205/0239] und Gerechte von jeher unter den Jſraeliten waren, begreift leicht, daß ein ſolches Stuͤckchen der mo- ſaiſchen Seele, wie es jeder von ihnen empfaͤngt, kaum halb ſo groß ſeyn kann, wie eine geweihte Hoſtie. »Der Rabbi Aſi hat geſagt, daß der Sohn Davids, der Meſſias, nicht eher komme, als bis alle Seelen, die in den Leibern ſind, ein Ende ha- ben, d. h. bis alle Seelen durch das Geheimniß der Jbbur gelaͤutert ſind.« Die Gilgul Neſchamoth, Wanderung oder Waͤlzung der Seelen hat ihren Namen von dem Wort gilgel, waͤlzen, und iſt ein Hauptgrundſatz der juͤdiſch-talmudiſchen Glaubenslehre. Die allge- meinen Zwecke der Gilgul ſind ſowohl Strafe, als Verbeſſerung der Seelen. Jndeſſen treten haͤufig beſondere Urſachen ein, weshalb eine Seelenwan- derung ſtatt finden ſoll, z. B. wenn ein Menſch ſtirbt, ehe er ſein beſtimmtes Lebensziel auf Erden erreicht hat, dann muß ſeine Seele in einen an- dern Leib wandern, um ihre Zeit hienieden voͤllig auszuleben. Oft hat auch ein Gerechter eine Suͤn- de begangen, und iſt vom Staube derſelben noch nicht ganz gereinigt. Dies macht die Seele ſchwer und unbehuͤlflich, ſo daß ſie nicht zu Gott hinauf- fliegen kann. Um ſie zu erleichtern, muß ſie aus einem Gefaͤß in ein anderes gegoſſen werden, bis

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Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/239>, abgerufen am 27.11.2024.