1) "Der Mann, mit welchem Jakob (nach 1 B. Mos. Kap. 32. V. 24 bis 28.) rang, war Michael, dessen Engel den Jakob in Gefahr brin- gen wollten, bis der heilige, hochgelobte Gott ih- nen erschien. Da sprach der Herr zu Michael: Warum hast du meinen Priester Jakob verletzt, und ihm durch das Ringen die Hüfte verrenkt? Herr der Welt, antwortete Michael, ich bin ja dein Priester! Gott aber sagte: Du bist mein Priester im Himmel, und er ist mein Priester auf Erden. Nun bat Michael den Raphael: Lieber Mitgesell, stehe mir bei, und heile dem Jakob die Hüfte. Ra- phael kam hierauf eiligst vom Himmel und heilte ihn. Da sprach der heilige, hochgelobte Gott zu Michael: Warum thatest du das aber, daß du mei- nen erstgebornen Sohn so beschädigtest? Ach, Herr der Welt, erwiederte Michael, ich hab' es zu dei- ner Ehre gethan, damit er sich nicht fürchten möch- te vor Esau, wenn er sähe, daß er selbst einen Engel überwand. Und Gott der Herr antwortete und sprach: Von nun an sollst du sein und seines Saamens Vorsteher seyn *)."
Nach andern Talmudisten war es nicht Mi- chael, sondern Sammael, der mit dem Jakob rang und ihm die Hüfte verletzte.
Jch, meines Orts, glaube, daß weder Sam- mael, noch Michael an dieser Verrenkung Schuld
*) Jalkut Chadasch unter dem Titel Jakob.
1) »Der Mann, mit welchem Jakob (nach 1 B. Moſ. Kap. 32. V. 24 bis 28.) rang, war Michael, deſſen Engel den Jakob in Gefahr brin- gen wollten, bis der heilige, hochgelobte Gott ih- nen erſchien. Da ſprach der Herr zu Michael: Warum haſt du meinen Prieſter Jakob verletzt, und ihm durch das Ringen die Huͤfte verrenkt? Herr der Welt, antwortete Michael, ich bin ja dein Prieſter! Gott aber ſagte: Du biſt mein Prieſter im Himmel, und er iſt mein Prieſter auf Erden. Nun bat Michael den Raphael: Lieber Mitgeſell, ſtehe mir bei, und heile dem Jakob die Huͤfte. Ra- phael kam hierauf eiligſt vom Himmel und heilte ihn. Da ſprach der heilige, hochgelobte Gott zu Michael: Warum thateſt du das aber, daß du mei- nen erſtgebornen Sohn ſo beſchaͤdigteſt? Ach, Herr der Welt, erwiederte Michael, ich hab’ es zu dei- ner Ehre gethan, damit er ſich nicht fuͤrchten moͤch- te vor Eſau, wenn er ſaͤhe, daß er ſelbſt einen Engel uͤberwand. Und Gott der Herr antwortete und ſprach: Von nun an ſollſt du ſein und ſeines Saamens Vorſteher ſeyn *).«
Nach andern Talmudiſten war es nicht Mi- chael, ſondern Sammael, der mit dem Jakob rang und ihm die Huͤfte verletzte.
Jch, meines Orts, glaube, daß weder Sam- mael, noch Michael an dieſer Verrenkung Schuld
*) Jalkut Chadaſch unter dem Titel Jakob.
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1) »Der Mann, mit welchem Jakob (nach
1 B. Moſ. Kap. 32. V. 24 bis 28.) rang, war
Michael, deſſen Engel den Jakob in Gefahr brin-
gen wollten, bis der heilige, hochgelobte Gott ih-
nen erſchien. Da ſprach der Herr zu Michael:
Warum haſt du meinen Prieſter Jakob verletzt, und
ihm durch das Ringen die Huͤfte verrenkt? Herr
der Welt, antwortete Michael, ich bin ja dein
Prieſter! Gott aber ſagte: Du biſt mein Prieſter
im Himmel, und er iſt mein Prieſter auf Erden.
Nun bat Michael den Raphael: Lieber Mitgeſell,
ſtehe mir bei, und heile dem Jakob die Huͤfte. Ra-
phael kam hierauf eiligſt vom Himmel und heilte
ihn. Da ſprach der heilige, hochgelobte Gott zu
Michael: Warum thateſt du das aber, daß du mei-
nen erſtgebornen Sohn ſo beſchaͤdigteſt? Ach, Herr
der Welt, erwiederte Michael, ich hab’ es zu dei-
ner Ehre gethan, damit er ſich nicht fuͤrchten moͤch-
te vor Eſau, wenn er ſaͤhe, daß er ſelbſt einen
Engel uͤberwand. Und Gott der Herr antwortete
und ſprach: Von nun an ſollſt du ſein und ſeines
Saamens Vorſteher ſeyn *).«
Nach andern Talmudiſten war es nicht Mi-
chael, ſondern Sammael, der mit dem Jakob rang
und ihm die Huͤfte verletzte.
Jch, meines Orts, glaube, daß weder Sam-
mael, noch Michael an dieſer Verrenkung Schuld
*) Jalkut Chadaſch unter dem Titel Jakob.
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/191>, abgerufen am 25.11.2024.
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