Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

Bild:
<< vorherige Seite

du künftig Brod im Schweiße deines Angesichts
essen *).

Adams erste Frau war nicht Eva, sondern Li-
lis oder Lilith. Diese war gleich ihm aus Erde
gemacht, aber sie war hochmüthig und zanksüchtig.
Sie wollte ihrem Manne nicht gehorchen und sprach:
Jch will oben liegen! Er hingegen antwortete:
Nein, ich, denn ich muß über dich herrschen und
du mußt mir unterthänig seyn. Wir sind beide
gleich, erwiederte Lilis, denn wir sind beide aus
Erde gemacht. "Als sie sich nun gar nicht einigen
konnten, sprach Lilis den heiligen Namen Schem-
hamphorasch aus (d. i. der Name Jehovah mit
der kabbalistischen Auslegung) und flog in der Luft
davon. Da klagte Adam bei Gott: Herr der Welt,
das Weib, welches du mir zugesellt hast, ist ent-
flohen. Gott schickte hierauf drei Engel, den Senoi,
Sansenoi und Sammangeloph, um die Lilith zu su-
chen und zum Adam zurück zu bringen." Will sie
wiederkehren, sprach Gott, so ist es gut; wo nicht,
so sollen alle Tage hundert von ihren Kindern ster-
ben. Die Engel jagten ihr nach, und erreichten
sie jenseit des Meers gerade an derselben Stelle,
wo Pharao mit seinem Heere nachmals ertrank.
Sie zeigten ihr den Befehl des Herrn der Welt an;
aber Lilis war widerspenstig und wollte nicht ge-

*) Das Buch Avoth von Rabbi Nathan, und das
talmudische Buch Pesachim.

du kuͤnftig Brod im Schweiße deines Angeſichts
eſſen *).

Adams erſte Frau war nicht Eva, ſondern Li-
lis oder Lilith. Dieſe war gleich ihm aus Erde
gemacht, aber ſie war hochmuͤthig und zankſuͤchtig.
Sie wollte ihrem Manne nicht gehorchen und ſprach:
Jch will oben liegen! Er hingegen antwortete:
Nein, ich, denn ich muß uͤber dich herrſchen und
du mußt mir unterthaͤnig ſeyn. Wir ſind beide
gleich, erwiederte Lilis, denn wir ſind beide aus
Erde gemacht. »Als ſie ſich nun gar nicht einigen
konnten, ſprach Lilis den heiligen Namen Schem-
hamphoraſch aus (d. i. der Name Jehovah mit
der kabbaliſtiſchen Auslegung) und flog in der Luft
davon. Da klagte Adam bei Gott: Herr der Welt,
das Weib, welches du mir zugeſellt haſt, iſt ent-
flohen. Gott ſchickte hierauf drei Engel, den Senoi,
Sanſenoi und Sammangeloph, um die Lilith zu ſu-
chen und zum Adam zuruͤck zu bringen.« Will ſie
wiederkehren, ſprach Gott, ſo iſt es gut; wo nicht,
ſo ſollen alle Tage hundert von ihren Kindern ſter-
ben. Die Engel jagten ihr nach, und erreichten
ſie jenſeit des Meers gerade an derſelben Stelle,
wo Pharao mit ſeinem Heere nachmals ertrank.
Sie zeigten ihr den Befehl des Herrn der Welt an;
aber Lilis war widerſpenſtig und wollte nicht ge-

*) Das Buch Avoth von Rabbi Nathan, und das
talmudiſche Buch Peſachim.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0155" n="121"/>
du ku&#x0364;nftig Brod im Schweiße deines Ange&#x017F;ichts<lb/>
e&#x017F;&#x017F;en <note place="foot" n="*)">Das Buch Avoth von Rabbi Nathan, und das<lb/>
talmudi&#x017F;che Buch Pe&#x017F;achim.</note>.</p><lb/>
        <p>Adams er&#x017F;te Frau war nicht Eva, &#x017F;ondern Li-<lb/>
lis oder Lilith. Die&#x017F;e war gleich ihm aus Erde<lb/>
gemacht, aber &#x017F;ie war hochmu&#x0364;thig und zank&#x017F;u&#x0364;chtig.<lb/>
Sie wollte ihrem Manne nicht gehorchen und &#x017F;prach:<lb/><hi rendition="#g">Jch</hi> will <hi rendition="#g">oben</hi> liegen! Er hingegen antwortete:<lb/>
Nein, <hi rendition="#g">ich</hi>, denn ich muß <hi rendition="#g">u&#x0364;ber</hi> dich herr&#x017F;chen und<lb/>
du mußt mir <hi rendition="#g">untertha&#x0364;nig</hi> &#x017F;eyn. Wir &#x017F;ind beide<lb/>
gleich, erwiederte Lilis, denn wir &#x017F;ind beide aus<lb/>
Erde gemacht. »Als &#x017F;ie &#x017F;ich nun gar nicht einigen<lb/>
konnten, &#x017F;prach Lilis den heiligen Namen Schem-<lb/>
hamphora&#x017F;ch aus (d. i. der Name Jehovah mit<lb/>
der kabbali&#x017F;ti&#x017F;chen Auslegung) und flog in der Luft<lb/>
davon. Da klagte Adam bei Gott: Herr der Welt,<lb/>
das Weib, welches du mir zuge&#x017F;ellt ha&#x017F;t, i&#x017F;t ent-<lb/>
flohen. Gott &#x017F;chickte hierauf drei Engel, den Senoi,<lb/>
San&#x017F;enoi und Sammangeloph, um die Lilith zu &#x017F;u-<lb/>
chen und zum Adam zuru&#x0364;ck zu bringen.« Will &#x017F;ie<lb/>
wiederkehren, &#x017F;prach Gott, &#x017F;o i&#x017F;t es gut; wo nicht,<lb/>
&#x017F;o &#x017F;ollen alle Tage hundert von ihren Kindern &#x017F;ter-<lb/>
ben. Die Engel jagten ihr nach, und erreichten<lb/>
&#x017F;ie jen&#x017F;eit des Meers gerade an der&#x017F;elben Stelle,<lb/>
wo Pharao mit &#x017F;einem Heere nachmals ertrank.<lb/>
Sie zeigten ihr den Befehl des Herrn der Welt an;<lb/>
aber Lilis war wider&#x017F;pen&#x017F;tig und wollte nicht ge-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[121/0155] du kuͤnftig Brod im Schweiße deines Angeſichts eſſen *). Adams erſte Frau war nicht Eva, ſondern Li- lis oder Lilith. Dieſe war gleich ihm aus Erde gemacht, aber ſie war hochmuͤthig und zankſuͤchtig. Sie wollte ihrem Manne nicht gehorchen und ſprach: Jch will oben liegen! Er hingegen antwortete: Nein, ich, denn ich muß uͤber dich herrſchen und du mußt mir unterthaͤnig ſeyn. Wir ſind beide gleich, erwiederte Lilis, denn wir ſind beide aus Erde gemacht. »Als ſie ſich nun gar nicht einigen konnten, ſprach Lilis den heiligen Namen Schem- hamphoraſch aus (d. i. der Name Jehovah mit der kabbaliſtiſchen Auslegung) und flog in der Luft davon. Da klagte Adam bei Gott: Herr der Welt, das Weib, welches du mir zugeſellt haſt, iſt ent- flohen. Gott ſchickte hierauf drei Engel, den Senoi, Sanſenoi und Sammangeloph, um die Lilith zu ſu- chen und zum Adam zuruͤck zu bringen.« Will ſie wiederkehren, ſprach Gott, ſo iſt es gut; wo nicht, ſo ſollen alle Tage hundert von ihren Kindern ſter- ben. Die Engel jagten ihr nach, und erreichten ſie jenſeit des Meers gerade an derſelben Stelle, wo Pharao mit ſeinem Heere nachmals ertrank. Sie zeigten ihr den Befehl des Herrn der Welt an; aber Lilis war widerſpenſtig und wollte nicht ge- *) Das Buch Avoth von Rabbi Nathan, und das talmudiſche Buch Peſachim.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/155
Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/155>, abgerufen am 26.11.2024.