ist *). Der erste Mensch war kein solcher Lillipu- ter, wie Goliath und der heilige Christoph; er be- rührte, wenn er aufrecht stand, mit seinem Kopf die Feste des Himmels; wenn er lag, ruhten Haupt und Hals im Paradiese, sein Leib und die übrigen Glieder bedeckten die Erde. Als ihn die dienstbaren Engel sahen, zitterten sie und fürchteten sich vor ihm. Was thaten sie? Sie fuhren sämmtlich gen Himmel und sprachen: Heiliger, hochgelobter Gott, es sind zwei Herren, es sind zwei Götter in der Welt. Da legte Gott seine Hand auf das Haupt des Menschen und verkleinerte ihn, so daß er nur täusend Ellen lang blieb **). Rabbi Jehuda sagt: der Mensch hat von einem Ende der Welt bis zum andern, und von einem Ende des Himmels bis zum andern gereicht. Als er aber gesündiget hatte, legte Gott seine Hand auf ihn und verkleinerte ihn.
Als Gott den Adam erschaffen hatte, hielten die Engel ihn für Gott selbst, wollten ihn anbeten und ein Heilig, Heilig, Heilig, Halleluja vor ihm singen. Was that der hochgelobte Gott? Er ließ den Menschen in einen tiefen Schlaf fallen, und da sahen die Engel, daß er nicht Gott war. Dar- um heißt es Jesaias 2. V. 22.: Lasset ab von dem Menschen, der Athem in seiner Nase hat; denn was ist er doch zu achten ***)?
*) Bereschith Rabba, Parascha 8.
**) Reschith Cochma; Sepher Gilgulim; Chagiga.
***) M. s. im Talmud das Buch Nischmath Adam.
iſt *). Der erſte Menſch war kein ſolcher Lillipu- ter, wie Goliath und der heilige Chriſtoph; er be- ruͤhrte, wenn er aufrecht ſtand, mit ſeinem Kopf die Feſte des Himmels; wenn er lag, ruhten Haupt und Hals im Paradieſe, ſein Leib und die uͤbrigen Glieder bedeckten die Erde. Als ihn die dienſtbaren Engel ſahen, zitterten ſie und fuͤrchteten ſich vor ihm. Was thaten ſie? Sie fuhren ſaͤmmtlich gen Himmel und ſprachen: Heiliger, hochgelobter Gott, es ſind zwei Herren, es ſind zwei Goͤtter in der Welt. Da legte Gott ſeine Hand auf das Haupt des Menſchen und verkleinerte ihn, ſo daß er nur taͤuſend Ellen lang blieb **). Rabbi Jehuda ſagt: der Menſch hat von einem Ende der Welt bis zum andern, und von einem Ende des Himmels bis zum andern gereicht. Als er aber geſuͤndiget hatte, legte Gott ſeine Hand auf ihn und verkleinerte ihn.
Als Gott den Adam erſchaffen hatte, hielten die Engel ihn fuͤr Gott ſelbſt, wollten ihn anbeten und ein Heilig, Heilig, Heilig, Halleluja vor ihm ſingen. Was that der hochgelobte Gott? Er ließ den Menſchen in einen tiefen Schlaf fallen, und da ſahen die Engel, daß er nicht Gott war. Dar- um heißt es Jeſaias 2. V. 22.: Laſſet ab von dem Menſchen, der Athem in ſeiner Naſe hat; denn was iſt er doch zu achten ***)?
*) Bereſchith Rabba, Paraſcha 8.
**) Reſchith Cochma; Sepher Gilgulim; Chagiga.
***) M. ſ. im Talmud das Buch Niſchmath Adam.
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die Feſte des Himmels; wenn er lag, ruhten Haupt
und Hals im Paradieſe, ſein Leib und die uͤbrigen
Glieder bedeckten die Erde. Als ihn die dienſtbaren
Engel ſahen, zitterten ſie und fuͤrchteten ſich vor
ihm. Was thaten ſie? Sie fuhren ſaͤmmtlich gen
Himmel und ſprachen: Heiliger, hochgelobter Gott,
es ſind zwei Herren, es ſind zwei Goͤtter in der
Welt. Da legte Gott ſeine Hand auf das Haupt
des Menſchen und verkleinerte ihn, ſo daß er nur
taͤuſend Ellen lang blieb **). Rabbi Jehuda ſagt:
der Menſch hat von einem Ende der Welt bis zum
andern, und von einem Ende des Himmels bis
zum andern gereicht. Als er aber geſuͤndiget hatte,
legte Gott ſeine Hand auf ihn und verkleinerte ihn.
Als Gott den Adam erſchaffen hatte, hielten
die Engel ihn fuͤr Gott ſelbſt, wollten ihn anbeten
und ein Heilig, Heilig, Heilig, Halleluja vor ihm
ſingen. Was that der hochgelobte Gott? Er ließ
den Menſchen in einen tiefen Schlaf fallen, und
da ſahen die Engel, daß er nicht Gott war. Dar-
um heißt es Jeſaias 2. V. 22.: Laſſet ab von dem
Menſchen, der Athem in ſeiner Naſe hat; denn
was iſt er doch zu achten ***)?
*) Bereſchith Rabba, Paraſcha 8.
**) Reſchith Cochma; Sepher Gilgulim; Chagiga.
***) M. ſ. im Talmud das Buch Niſchmath Adam.
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/152>, abgerufen am 21.07.2024.
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