Endlich hast du gesagt: Jch will alle Leckerbissen der Welt essen; darum sollst du Erde essen dein Lebenlang" *).
Als Adam und Eva von dem Baume des Er- kenntnisses genascht hatten, gab Eva auch allen Thieren von der verbotenen Frucht. Zuletzt kam sie zu dem Vogel Chol oder Phönix und sprach: Jß, deine Gespielen aßen gleichfalls davon. Er aber antwortete: Jst es euch nicht genug, daß ihr wider den heiligen hochgelobten Gott gesündiget, und den Tod über alle andern Geschöpfe gebracht habt? Müßt ihr nun auch noch zu mir kommen, um mich zu verführen, daß ich Gottes Gebot übertreten soll, um gleich jenen sterben zu müssen? Jch gehorche dir nicht. Hierauf hielt der fromme Vogel eine ernsthafte Strafrede an die Menschen und die übri- gen Thiere wegen der begangenen Sünde. Da sprach plötzlich eine Stimme vom Himmel zu Adam und Eva: Jhr habt mein Gebot nicht gehalten, sondern gesündiget, und seyd zu dem Vogel Chol gekommen, um ihn gleichfalls sündigen zu machen. Er gehorchte aber nicht euren Worten, obgleich ich ihm nicht verboten, von dem Baum des Erkennt- nisses zu essen. Darum soll er und sein Saame den Tod nicht schmecken ewiglich **).
*) Rabbi Nathan im Buche Apoth.
**) Vasikra Rabba.
13 *
Endlich haſt du geſagt: Jch will alle Leckerbiſſen der Welt eſſen; darum ſollſt du Erde eſſen dein Lebenlang« *).
Als Adam und Eva von dem Baume des Er- kenntniſſes genaſcht hatten, gab Eva auch allen Thieren von der verbotenen Frucht. Zuletzt kam ſie zu dem Vogel Chol oder Phoͤnix und ſprach: Jß, deine Geſpielen aßen gleichfalls davon. Er aber antwortete: Jſt es euch nicht genug, daß ihr wider den heiligen hochgelobten Gott geſuͤndiget, und den Tod uͤber alle andern Geſchoͤpfe gebracht habt? Muͤßt ihr nun auch noch zu mir kommen, um mich zu verfuͤhren, daß ich Gottes Gebot uͤbertreten ſoll, um gleich jenen ſterben zu muͤſſen? Jch gehorche dir nicht. Hierauf hielt der fromme Vogel eine ernſthafte Strafrede an die Menſchen und die uͤbri- gen Thiere wegen der begangenen Suͤnde. Da ſprach ploͤtzlich eine Stimme vom Himmel zu Adam und Eva: Jhr habt mein Gebot nicht gehalten, ſondern geſuͤndiget, und ſeyd zu dem Vogel Chol gekommen, um ihn gleichfalls ſuͤndigen zu machen. Er gehorchte aber nicht euren Worten, obgleich ich ihm nicht verboten, von dem Baum des Erkennt- niſſes zu eſſen. Darum ſoll er und ſein Saame den Tod nicht ſchmecken ewiglich **).
*) Rabbi Nathan im Buche Apoth.
**) Vaſikra Rabba.
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Endlich haſt du geſagt: Jch will alle Leckerbiſſen
der Welt eſſen; darum ſollſt du Erde eſſen dein
Lebenlang« *).
Als Adam und Eva von dem Baume des Er-
kenntniſſes genaſcht hatten, gab Eva auch allen
Thieren von der verbotenen Frucht. Zuletzt kam
ſie zu dem Vogel Chol oder Phoͤnix und ſprach: Jß,
deine Geſpielen aßen gleichfalls davon. Er aber
antwortete: Jſt es euch nicht genug, daß ihr wider
den heiligen hochgelobten Gott geſuͤndiget, und den
Tod uͤber alle andern Geſchoͤpfe gebracht habt?
Muͤßt ihr nun auch noch zu mir kommen, um mich
zu verfuͤhren, daß ich Gottes Gebot uͤbertreten ſoll,
um gleich jenen ſterben zu muͤſſen? Jch gehorche
dir nicht. Hierauf hielt der fromme Vogel eine
ernſthafte Strafrede an die Menſchen und die uͤbri-
gen Thiere wegen der begangenen Suͤnde. Da
ſprach ploͤtzlich eine Stimme vom Himmel zu Adam
und Eva: Jhr habt mein Gebot nicht gehalten,
ſondern geſuͤndiget, und ſeyd zu dem Vogel Chol
gekommen, um ihn gleichfalls ſuͤndigen zu machen.
Er gehorchte aber nicht euren Worten, obgleich ich
ihm nicht verboten, von dem Baum des Erkennt-
niſſes zu eſſen. Darum ſoll er und ſein Saame
den Tod nicht ſchmecken ewiglich **).
*) Rabbi Nathan im Buche Apoth.
**) Vaſikra Rabba.
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/149>, abgerufen am 21.11.2024.
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