Angesichts, ward ihm nicht schon vorher von dem Rabbi Chananja, des Tardejon Sohn, und von dem Rabbi Nechonia, dem Sohn des Kaneh, der Kopf abgeschlagen? Suriel antwortete: Als er umgebracht war, machte Gott ihn wieder lebendig, und die Römer ergriffen ihn und warfen ihn ins Feuer.
Dieser Kaiser mußte also in der That einen doppelten Tod sterben! Jhr lächelt, lieben Leute! Das Wunder scheint Euch zu wunderbar und zu groß. Warum zweifelt Jhr? Stand nicht die Sonne einen ganzen Tag lang still zu Gibeon und der Mond im Thale Ajalon, damit Josua und sein Heer Zeit behielten, ein Paar hundert Gibeoniten mehr zu schlachten? Mußte damals unser ganzes Weltsystem sich nach Abrahams blutdürstigem Saa- men richten, und diesem zu gefallen aus seinen Sphären treten, warum sollte denn nicht das Wun- der geschehen seyn mit dem Rabbi Chananja? Wun- der, die von den Juden erzählt werden, sind doch sonst Eure Beweismittel für die Wahrheit von That- sachen und Schriften, warum sollen sie denn hier nichts gelten? Mir scheint es fast: Wer den gan- zen Jnhalt des alten Testaments durchaus als der strengsten Wahrheit gemäß annehmen will, der sollte auch nicht den Talmud verwerfen. Die Be- weise von beiden beruhen auf -- Wundern, deren Gewährsmänner in Hinsicht der Glaubwürdigkeit sich gleich sind.
Angeſichts, ward ihm nicht ſchon vorher von dem Rabbi Chananja, des Tardejon Sohn, und von dem Rabbi Nechonia, dem Sohn des Kaneh, der Kopf abgeſchlagen? Suriel antwortete: Als er umgebracht war, machte Gott ihn wieder lebendig, und die Roͤmer ergriffen ihn und warfen ihn ins Feuer.
Dieſer Kaiſer mußte alſo in der That einen doppelten Tod ſterben! Jhr laͤchelt, lieben Leute! Das Wunder ſcheint Euch zu wunderbar und zu groß. Warum zweifelt Jhr? Stand nicht die Sonne einen ganzen Tag lang ſtill zu Gibeon und der Mond im Thale Ajalon, damit Joſua und ſein Heer Zeit behielten, ein Paar hundert Gibeoniten mehr zu ſchlachten? Mußte damals unſer ganzes Weltſyſtem ſich nach Abrahams blutduͤrſtigem Saa- men richten, und dieſem zu gefallen aus ſeinen Sphaͤren treten, warum ſollte denn nicht das Wun- der geſchehen ſeyn mit dem Rabbi Chananja? Wun- der, die von den Juden erzaͤhlt werden, ſind doch ſonſt Eure Beweismittel fuͤr die Wahrheit von That- ſachen und Schriften, warum ſollen ſie denn hier nichts gelten? Mir ſcheint es faſt: Wer den gan- zen Jnhalt des alten Teſtaments durchaus als der ſtrengſten Wahrheit gemaͤß annehmen will, der ſollte auch nicht den Talmud verwerfen. Die Be- weiſe von beiden beruhen auf — Wundern, deren Gewaͤhrsmaͤnner in Hinſicht der Glaubwuͤrdigkeit ſich gleich ſind.
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Angeſichts, ward ihm nicht ſchon vorher von dem
Rabbi Chananja, des Tardejon Sohn, und von
dem Rabbi Nechonia, dem Sohn des Kaneh, der
Kopf abgeſchlagen? Suriel antwortete: Als er
umgebracht war, machte Gott ihn wieder lebendig,
und die Roͤmer ergriffen ihn und warfen ihn ins
Feuer.
Dieſer Kaiſer mußte alſo in der That einen
doppelten Tod ſterben! Jhr laͤchelt, lieben Leute!
Das Wunder ſcheint Euch zu wunderbar und zu
groß. Warum zweifelt Jhr? Stand nicht die Sonne
einen ganzen Tag lang ſtill zu Gibeon und der
Mond im Thale Ajalon, damit Joſua und ſein
Heer Zeit behielten, ein Paar hundert Gibeoniten
mehr zu ſchlachten? Mußte damals unſer ganzes
Weltſyſtem ſich nach Abrahams blutduͤrſtigem Saa-
men richten, und dieſem zu gefallen aus ſeinen
Sphaͤren treten, warum ſollte denn nicht das Wun-
der geſchehen ſeyn mit dem Rabbi Chananja? Wun-
der, die von den Juden erzaͤhlt werden, ſind doch
ſonſt Eure Beweismittel fuͤr die Wahrheit von That-
ſachen und Schriften, warum ſollen ſie denn hier
nichts gelten? Mir ſcheint es faſt: Wer den gan-
zen Jnhalt des alten Teſtaments durchaus als
der ſtrengſten Wahrheit gemaͤß annehmen will, der
ſollte auch nicht den Talmud verwerfen. Die Be-
weiſe von beiden beruhen auf — Wundern, deren
Gewaͤhrsmaͤnner in Hinſicht der Glaubwuͤrdigkeit
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/136>, abgerufen am 24.11.2024.
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