dem Rabbi Sira den Hals ab. Am andern Tage gereuete ihn die That; er flehte zu Gott um Barm- herzigkeit, setzte den abgeschnittenen Kopf des Rab- bi Sira auf dessen Rumpf, und machte ihn wie- der lebendig. Jm folgenden Jahre sprach der Rab- ba zum Sira: Will der Herr nicht kommen, daß wir feiern mit einander das Purimsfest? Aber der Rabbi Sira antwortete ihm: Es wird nicht ge- schehen alle Tage ein Wunder, wie im vorigen Jahr, als mir der Herr abgeschnitten hatte den Hals *)
Dieser Rabba erschuf einen Menschen aus Nichts, und die Rabbiner Chaninna und Ochaja machten einmal zusammen ein Kalb. **) Werkwürdiger ist jedoch unstreitig das Wunder, welches der heilige hochgelobte Gott selbst zum Beßten des Rabbi Cha- nanja that. Es wird im Buche Emek Hamme- lech ***) auf folgende Weise erzählt:
Der Rabbi Jsmael hat gesagt, der Suriel, der Fürst des Angesichts, sprach zu mir: Mein lie- ber Freund, ich will dir erzählen, was der Saha- riel, der Herr, der Gott Jsraels that, als der römische Kaiser Lupinus den Rabbi Chanan- ja des Tardejon Sohn, welcher wunderbare Din- ge in den Schulen lehrte, hat umbringen wollen.
*) Buch Emek Hammelech.
**) Ebendaselbst.
***) Unter dem Titel: Schaar olam hattohu, Kap. 68.
dem Rabbi Sira den Hals ab. Am andern Tage gereuete ihn die That; er flehte zu Gott um Barm- herzigkeit, ſetzte den abgeſchnittenen Kopf des Rab- bi Sira auf deſſen Rumpf, und machte ihn wie- der lebendig. Jm folgenden Jahre ſprach der Rab- ba zum Sira: Will der Herr nicht kommen, daß wir feiern mit einander das Purimsfeſt? Aber der Rabbi Sira antwortete ihm: Es wird nicht ge- ſchehen alle Tage ein Wunder, wie im vorigen Jahr, als mir der Herr abgeſchnitten hatte den Hals *)
Dieſer Rabba erſchuf einen Menſchen aus Nichts, und die Rabbiner Chaninna und Ochaja machten einmal zuſammen ein Kalb. **) Werkwuͤrdiger iſt jedoch unſtreitig das Wunder, welches der heilige hochgelobte Gott ſelbſt zum Beßten des Rabbi Cha- nanja that. Es wird im Buche Emek Hamme- lech ***) auf folgende Weiſe erzaͤhlt:
Der Rabbi Jsmael hat geſagt, der Suriel, der Fuͤrſt des Angeſichts, ſprach zu mir: Mein lie- ber Freund, ich will dir erzaͤhlen, was der Saha- riel, der Herr, der Gott Jſraels that, als der roͤmiſche Kaiſer Lupinus den Rabbi Chanan- ja des Tardejon Sohn, welcher wunderbare Din- ge in den Schulen lehrte, hat umbringen wollen.
*) Buch Emek Hammelech.
**) Ebendaſelbſt.
***) Unter dem Titel: Schaar olam hattohu, Kap. 68.
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dem Rabbi Sira den Hals ab. Am andern Tage
gereuete ihn die That; er flehte zu Gott um Barm-
herzigkeit, ſetzte den abgeſchnittenen Kopf des Rab-
bi Sira auf deſſen Rumpf, und machte ihn wie-
der lebendig. Jm folgenden Jahre ſprach der Rab-
ba zum Sira: Will der Herr nicht kommen, daß
wir feiern mit einander das Purimsfeſt? Aber der
Rabbi Sira antwortete ihm: Es wird nicht ge-
ſchehen alle Tage ein Wunder, wie im vorigen
Jahr, als mir der Herr abgeſchnitten hatte den
Hals *)
Dieſer Rabba erſchuf einen Menſchen aus Nichts,
und die Rabbiner Chaninna und Ochaja machten
einmal zuſammen ein Kalb. **) Werkwuͤrdiger iſt
jedoch unſtreitig das Wunder, welches der heilige
hochgelobte Gott ſelbſt zum Beßten des Rabbi Cha-
nanja that. Es wird im Buche Emek Hamme-
lech ***) auf folgende Weiſe erzaͤhlt:
Der Rabbi Jsmael hat geſagt, der Suriel,
der Fuͤrſt des Angeſichts, ſprach zu mir: Mein lie-
ber Freund, ich will dir erzaͤhlen, was der Saha-
riel, der Herr, der Gott Jſraels that, als der
roͤmiſche Kaiſer Lupinus den Rabbi Chanan-
ja des Tardejon Sohn, welcher wunderbare Din-
ge in den Schulen lehrte, hat umbringen wollen.
*) Buch Emek Hammelech.
**) Ebendaſelbſt.
***) Unter dem Titel: Schaar olam hattohu, Kap. 68.
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/134>, abgerufen am 16.02.2025.
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