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Humboldt, Alexander von: Ueber den neusten Zustand des Freistaats von Centro-Amerika oder Guatemala. In: Herta, Bd. 6 (1826), S. 131-161.

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A. v. Humboldt, über den neuesten Zustand
nach meinen Schätzungen 16740 Quadrat-Seemeilen*) (20 auf
einen Grad). Bis zu dem ersten Volksaufstande, vom 15ten
September 1821, rechnete man zu diesem Lande die Provinzen
Chiapa, Guatemala,**) Vera Paz oder Tezulutlan, Honduras,
Nicaragua und Costa-Rica. Die Seeküsten, welche zu dieser Ca-
pitania general
gehörten, erstreckten sich, längs des stillen Ozeans
von der Barra de Tonata (Breite 16°7') östlich von Tehuantepec
bis zu dem Kap Burica oder Boruca (Breite 8°5') östlich von
Golfo Dulce de Costa-Rica. Von diesem Punkte an läuft die
Gränze: erst gegen Norden, längs der kolumbischen Provinz Ve-
ragua gegen das Kap Careta hin (Breite 9°35'), etwas östlich
von dem schönen Hafen Bocca del Toro; dann gegen Nord-
Nord-West, der Küste folgend bis an den Fluß Blewfield oder
Nueva Segovia (Breite 11°54'), in dem Lande der Mosquitos-
Jndianer; dann gegen Nord-West in einer Länge von 40 Meilen
am Ufer des Flusses von Nueva Segovia und endlich gegen Nor-
den bis an das Kap Camaron (Breite 16°3') zwischen dem Kap
Gracias a Dios und dem Hafen von Truxillo. Von dem Kap
Camaron bis an den Rio Sibun (Breite 17°12') bildet die Küste
von Honduras, zuerst gegen Westen und dann gegen Norden ge-
richtet, die Gränze. Jm Jnnern des Landes folgt letztere dem
Lauf des Rio Sibun gegen Osten, durchsetzt den Rio Sumasinta,
welcher sich in die Laguna de Terminos einmündet, verlängert sich
gegen den Rio de Tabasco oder Grixalva bis an das Gebirge, auf
dem die indische Stadt Chiapa gebaut ist, und wendet sich gegen
Süd-West, um von Neuem die Küste des stillen Meeres bei der
Barra de Tonnata zu erreichen. Jn diesem Umfange war die
alte Capitania general von Guatemala etwas größer als Spanien
und etwas kleiner als Frankreich. Als Folge der politischen Rän-
ke, welche der ephemere Kaiser von Mexiko, Jturbide, und seine

*) Jn Guatemala selbst wird diese Angabe für die richtigere gehal-
ten. Redactor (1825) p. 1.
**) Der Name Guatemala ist nach einigen Etymologen verunstaltet von
dem Worte Guautemali (fauler oder hohler Baum), weil Alvarado's
mexikanische Bundesgenossen bei der Residenz der Könige von Nachi-
quelas einen solchen Baumstamm fanden; nach andern Etymologen von
dem tzendalischen Worte Uhatezmalha, Berg, welcher Wasser speit,
Volcan de agua.


A. v. Humboldt, uͤber den neueſten Zuſtand
nach meinen Schaͤtzungen 16740 Quadrat-Seemeilen*) (20 auf
einen Grad). Bis zu dem erſten Volksaufſtande, vom 15ten
September 1821, rechnete man zu dieſem Lande die Provinzen
Chiapa, Guatemala,**) Vera Paz oder Tezulutlan, Honduras,
Nicaragua und Coſta-Rica. Die Seekuͤſten, welche zu dieſer Ca-
pitania general
gehoͤrten, erſtreckten ſich, laͤngs des ſtillen Ozeans
von der Barra de Tonatà (Breite 16°7′) oͤſtlich von Tehuantepec
bis zu dem Kap Burica oder Boruca (Breite 8°5′) oͤſtlich von
Golfo Dulce de Coſta-Rica. Von dieſem Punkte an laͤuft die
Graͤnze: erſt gegen Norden, laͤngs der kolumbiſchen Provinz Ve-
ragua gegen das Kap Careta hin (Breite 9°35′), etwas oͤſtlich
von dem ſchoͤnen Hafen Bocca del Toro; dann gegen Nord-
Nord-Weſt, der Kuͤſte folgend bis an den Fluß Blewfield oder
Nueva Segovia (Breite 11°54′), in dem Lande der Mosquitos-
Jndianer; dann gegen Nord-Weſt in einer Laͤnge von 40 Meilen
am Ufer des Fluſſes von Nueva Segovia und endlich gegen Nor-
den bis an das Kap Camaron (Breite 16°3′) zwiſchen dem Kap
Gracias à Dios und dem Hafen von Truxillo. Von dem Kap
Camaron bis an den Rio Sibun (Breite 17°12′) bildet die Kuͤſte
von Honduras, zuerſt gegen Weſten und dann gegen Norden ge-
richtet, die Graͤnze. Jm Jnnern des Landes folgt letztere dem
Lauf des Rio Sibun gegen Oſten, durchſetzt den Rio Sumaſinta,
welcher ſich in die Laguna de Terminos einmuͤndet, verlaͤngert ſich
gegen den Rio de Tabasco oder Grixalva bis an das Gebirge, auf
dem die indiſche Stadt Chiapa gebaut iſt, und wendet ſich gegen
Suͤd-Weſt, um von Neuem die Kuͤſte des ſtillen Meeres bei der
Barra de Tonnatà zu erreichen. Jn dieſem Umfange war die
alte Capitania general von Guatemala etwas groͤßer als Spanien
und etwas kleiner als Frankreich. Als Folge der politiſchen Raͤn-
ke, welche der ephemere Kaiſer von Mexiko, Jturbide, und ſeine

*) Jn Guatemala ſelbſt wird dieſe Angabe fuͤr die richtigere gehal-
ten. Redactor (1825) p. 1.
**) Der Name Guatemala iſt nach einigen Etymologen verunſtaltet von
dem Worte Guautemali (fauler oder hohler Baum), weil Alvarado's
mexikaniſche Bundesgenoſſen bei der Reſidenz der Koͤnige von Nachi-
quelas einen ſolchen Baumſtamm fanden; nach andern Etymologen von
dem tzendaliſchen Worte Uhatezmalha, Berg, welcher Waſſer ſpeit,
Volcan de agua.
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[134/0006] A. v. Humboldt, uͤber den neueſten Zuſtand nach meinen Schaͤtzungen 16740 Quadrat-Seemeilen *) (20 auf einen Grad). Bis zu dem erſten Volksaufſtande, vom 15ten September 1821, rechnete man zu dieſem Lande die Provinzen Chiapa, Guatemala, **) Vera Paz oder Tezulutlan, Honduras, Nicaragua und Coſta-Rica. Die Seekuͤſten, welche zu dieſer Ca- pitania general gehoͤrten, erſtreckten ſich, laͤngs des ſtillen Ozeans von der Barra de Tonatà (Breite 16°7′) oͤſtlich von Tehuantepec bis zu dem Kap Burica oder Boruca (Breite 8°5′) oͤſtlich von Golfo Dulce de Coſta-Rica. Von dieſem Punkte an laͤuft die Graͤnze: erſt gegen Norden, laͤngs der kolumbiſchen Provinz Ve- ragua gegen das Kap Careta hin (Breite 9°35′), etwas oͤſtlich von dem ſchoͤnen Hafen Bocca del Toro; dann gegen Nord- Nord-Weſt, der Kuͤſte folgend bis an den Fluß Blewfield oder Nueva Segovia (Breite 11°54′), in dem Lande der Mosquitos- Jndianer; dann gegen Nord-Weſt in einer Laͤnge von 40 Meilen am Ufer des Fluſſes von Nueva Segovia und endlich gegen Nor- den bis an das Kap Camaron (Breite 16°3′) zwiſchen dem Kap Gracias à Dios und dem Hafen von Truxillo. Von dem Kap Camaron bis an den Rio Sibun (Breite 17°12′) bildet die Kuͤſte von Honduras, zuerſt gegen Weſten und dann gegen Norden ge- richtet, die Graͤnze. Jm Jnnern des Landes folgt letztere dem Lauf des Rio Sibun gegen Oſten, durchſetzt den Rio Sumaſinta, welcher ſich in die Laguna de Terminos einmuͤndet, verlaͤngert ſich gegen den Rio de Tabasco oder Grixalva bis an das Gebirge, auf dem die indiſche Stadt Chiapa gebaut iſt, und wendet ſich gegen Suͤd-Weſt, um von Neuem die Kuͤſte des ſtillen Meeres bei der Barra de Tonnatà zu erreichen. Jn dieſem Umfange war die alte Capitania general von Guatemala etwas groͤßer als Spanien und etwas kleiner als Frankreich. Als Folge der politiſchen Raͤn- ke, welche der ephemere Kaiſer von Mexiko, Jturbide, und ſeine *) Jn Guatemala ſelbſt wird dieſe Angabe fuͤr die richtigere gehal- ten. Redactor (1825) p. 1. **) Der Name Guatemala iſt nach einigen Etymologen verunſtaltet von dem Worte Guautemali (fauler oder hohler Baum), weil Alvarado's mexikaniſche Bundesgenoſſen bei der Reſidenz der Koͤnige von Nachi- quelas einen ſolchen Baumſtamm fanden; nach andern Etymologen von dem tzendaliſchen Worte Uhatezmalha, Berg, welcher Waſſer ſpeit, Volcan de agua.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber den neusten Zustand des Freistaats von Centro-Amerika oder Guatemala. In: Herta, Bd. 6 (1826), S. 131-161, hier S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_zustand_1826/6>, abgerufen am 24.11.2024.