Humboldt, Alexander von: Ueber den neusten Zustand des Freistaats von Centro-Amerika oder Guatemala. In: Herta, Bd. 6 (1826), S. 131-161.A. v. Humboldt, über den neuesten Zustand seiner geringen Breite und seiner vielen, leicht schiffbar zu machen-den Ströme und schönen Häfen vortrefflich zum Handel gelegen. Der eigentliche Sitz der Kultur (und dieser wenig beachtete Umstand ist in politischer Hinsicht überaus wichtig) liegt dem stillen Ozean näher, und ist daher wie Quito, Peru und Chili mehr zur Ver- bindung mit dem östlichen Asien als mit dem alten Kontinent geeignet. Dieser westliche Sitz größerer Landes-Kultur wird indeß wegen des langen Berg-Rückens, der sich quer durch das Land von Süd-Osten gegen Nord-Westen hinzieht und die columbi- schen Andes von Veragua mit den mexikanischen Andes von Chiapa und Oaxaca verbindet, für die Ausfuhr inländischer Produkte und die Einfuhr europa'scher Waaren etwas unbequem. Glücklicher Weise dringen Meerbusen und Ströme tief gegen den östlichen Abfall ein, und da der Bergrücken häufig durch Querthäler ge- trennt ist, so wird es dem neuen Gouvernement leicht sein, den Verkehr zwischen den westlichen und östlichen Provinzen durch Stra- ßenbau herzustellen. Die für den Handel einst wichtig werdenden Ströme sind der Motagna und Polachic in dem Staate von Gua- temala; der Ulna, Lean und Chamelecon in dem Staate Hondu- ras, der Lempa und Rio de la Paz in dem Staate von San Salvador. Die berühmtesten Häfen sind an der östlichen Küste: Omoa, Truxillo, San Juan del Norte und Matina oder Moin: an der Westküste Michatoya wo Pedro Alvarado seine Schiffe baute, Jztapa, Sonsonate, Realero Nicoya, Purito de la Eule- bra*) und Conchagua. Leider sind die beiden der Hauptstadt am nächsten liegenden Häfen, Jztapa und Michatoya, jezt sehr versandet und durch Barren versperrt. Der Handel von Guatemala oder vielmehr die Einfuhr euro- *) Kleinere Häfen des Staates von Nicaragua sind: el Conejo, San
Juan del Sur, Brito, Tamarindo und Estero Real. A. v. Humboldt, uͤber den neueſten Zuſtand ſeiner geringen Breite und ſeiner vielen, leicht ſchiffbar zu machen-den Stroͤme und ſchoͤnen Haͤfen vortrefflich zum Handel gelegen. Der eigentliche Sitz der Kultur (und dieſer wenig beachtete Umſtand iſt in politiſcher Hinſicht uͤberaus wichtig) liegt dem ſtillen Ozean naͤher, und iſt daher wie Quito, Peru und Chili mehr zur Ver- bindung mit dem oͤſtlichen Aſien als mit dem alten Kontinent geeignet. Dieſer weſtliche Sitz groͤßerer Landes-Kultur wird indeß wegen des langen Berg-Ruͤckens, der ſich quer durch das Land von Suͤd-Oſten gegen Nord-Weſten hinzieht und die columbi- ſchen Andes von Veragua mit den mexikaniſchen Andes von Chiapa und Oaxaca verbindet, fuͤr die Ausfuhr inlaͤndiſcher Produkte und die Einfuhr europa'ſcher Waaren etwas unbequem. Gluͤcklicher Weiſe dringen Meerbuſen und Stroͤme tief gegen den oͤſtlichen Abfall ein, und da der Bergruͤcken haͤufig durch Querthaͤler ge- trennt iſt, ſo wird es dem neuen Gouvernement leicht ſein, den Verkehr zwiſchen den weſtlichen und oͤſtlichen Provinzen durch Stra- ßenbau herzuſtellen. Die fuͤr den Handel einſt wichtig werdenden Stroͤme ſind der Motagna und Polachic in dem Staate von Gua- temala; der Ulna, Lean und Chamelecon in dem Staate Hondu- ras, der Lempa und Rio de la Paz in dem Staate von San Salvador. Die beruͤhmteſten Haͤfen ſind an der oͤſtlichen Kuͤſte: Omoa, Truxillo, San Juan del Norte und Matina oder Moin: an der Weſtkuͤſte Michatoya wo Pedro Alvarado ſeine Schiffe baute, Jztapa, Sonſonate, Realero Nicoya, Purito de la Eule- bra*) und Conchagua. Leider ſind die beiden der Hauptſtadt am naͤchſten liegenden Haͤfen, Jztapa und Michatoya, jezt ſehr verſandet und durch Barren verſperrt. Der Handel von Guatemala oder vielmehr die Einfuhr euro- *) Kleinere Haͤfen des Staates von Nicaragua ſind: el Conejo, San
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A. v. Humboldt, uͤber den neueſten Zuſtand
ſeiner geringen Breite und ſeiner vielen, leicht ſchiffbar zu machen-
den Stroͤme und ſchoͤnen Haͤfen vortrefflich zum Handel gelegen.
Der eigentliche Sitz der Kultur (und dieſer wenig beachtete Umſtand
iſt in politiſcher Hinſicht uͤberaus wichtig) liegt dem ſtillen Ozean
naͤher, und iſt daher wie Quito, Peru und Chili mehr zur Ver-
bindung mit dem oͤſtlichen Aſien als mit dem alten Kontinent
geeignet. Dieſer weſtliche Sitz groͤßerer Landes-Kultur wird indeß
wegen des langen Berg-Ruͤckens, der ſich quer durch das Land
von Suͤd-Oſten gegen Nord-Weſten hinzieht und die columbi-
ſchen Andes von Veragua mit den mexikaniſchen Andes von Chiapa
und Oaxaca verbindet, fuͤr die Ausfuhr inlaͤndiſcher Produkte und
die Einfuhr europa'ſcher Waaren etwas unbequem. Gluͤcklicher
Weiſe dringen Meerbuſen und Stroͤme tief gegen den oͤſtlichen
Abfall ein, und da der Bergruͤcken haͤufig durch Querthaͤler ge-
trennt iſt, ſo wird es dem neuen Gouvernement leicht ſein, den
Verkehr zwiſchen den weſtlichen und oͤſtlichen Provinzen durch Stra-
ßenbau herzuſtellen. Die fuͤr den Handel einſt wichtig werdenden
Stroͤme ſind der Motagna und Polachic in dem Staate von Gua-
temala; der Ulna, Lean und Chamelecon in dem Staate Hondu-
ras, der Lempa und Rio de la Paz in dem Staate von San
Salvador. Die beruͤhmteſten Haͤfen ſind an der oͤſtlichen Kuͤſte:
Omoa, Truxillo, San Juan del Norte und Matina oder Moin:
an der Weſtkuͤſte Michatoya wo Pedro Alvarado ſeine Schiffe
baute, Jztapa, Sonſonate, Realero Nicoya, Purito de la Eule-
bra *) und Conchagua. Leider ſind die beiden der Hauptſtadt
am naͤchſten liegenden Haͤfen, Jztapa und Michatoya, jezt ſehr
verſandet und durch Barren verſperrt.
Der Handel von Guatemala oder vielmehr die Einfuhr euro-
paiſcher Produkte durch die oͤſtliche Kuͤſte geſchieht auf zwei We-
gen; entweder werden die Waaren von Omoa nach San Felipe,
wo der Rio Jſaval ſich in die Lagune einmuͤndet, gefuͤhrt; dann
uͤber die Lagune nach Gualan geſchifft und von da zu Lande nach
Acaſaguartlan und Nueva Guatemala. Dies iſt der alte Weg,
den man auch den der Lagune oder des Golfo dulce nennt. Der
neuere Weg geht von dem Hafen von Omoa nach der Muͤndung
*) Kleinere Haͤfen des Staates von Nicaragua ſind: el Conejo, San
Juan del Sur, Brito, Tamarindo und Eſtero Real.
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