Humboldt, Alexander von: Ueber den neusten Zustand des Freistaats von Centro-Amerika oder Guatemala. In: Herta, Bd. 6 (1826), S. 131-161.des Freistaats Guatemala. (welche die Einwohner hier wie in Mexiko das wüste Land(mal pays) nennen), Bimmstein, Schlacken und Sand haben die umliegende Gegend verödet. Am Ende des sechszehnten Jahrhun- derts (so schreibt der Chronista Fuentes Tom. I. liv. 9. cap. 9.) warf der Pacaya Tag und Nacht hindurch nicht blos Rauch, sondern Flammen aus. Die größten und berühmtesten Ausbrüche des Volcan de Pacaya waren die von 1565, 1651, 1664, 1668, 1671, 1677 und vom 11ten Juli 1775. Der letzte Ausbruch kam nicht von der Spitze selbst, sondern von einem der tiefer liegenden drei Nebengipfel. -- Der Volcan de Fuego, oder wie man ihn auch nennt, Der Wasser-Vulkan (Volcan de Agua) ist unter den 21 *) Dies Phenomen eines verschobenen Ganges zeigt auch die primitive
Kette der Pyrenäen zwischen Tentenade und Port d'Espot. (Char- pentier Const. geogn. des Pyrennees. p. 10.) des Freiſtaats Guatemala. (welche die Einwohner hier wie in Mexiko das wuͤſte Land(mal pays) nennen), Bimmſtein, Schlacken und Sand haben die umliegende Gegend veroͤdet. Am Ende des ſechszehnten Jahrhun- derts (ſo ſchreibt der Chroniſta Fuentes Tom. I. liv. 9. cap. 9.) warf der Pacaya Tag und Nacht hindurch nicht blos Rauch, ſondern Flammen aus. Die groͤßten und beruͤhmteſten Ausbruͤche des Volcan de Pacaya waren die von 1565, 1651, 1664, 1668, 1671, 1677 und vom 11ten Juli 1775. Der letzte Ausbruch kam nicht von der Spitze ſelbſt, ſondern von einem der tiefer liegenden drei Nebengipfel. — Der Volcan de Fuego, oder wie man ihn auch nennt, Der Waſſer-Vulkan (Volcan de Agua) iſt unter den 21 *) Dies Phenomen eines verſchobenen Ganges zeigt auch die primitive
Kette der Pyrenaͤen zwiſchen Tentenade und Port d'Espot. (Char- pentier Const. geogn. des Pyrennées. p. 10.) <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0015" n="143"/><fw place="top" type="header">des Freiſtaats Guatemala.</fw><lb/> (welche die Einwohner hier wie in Mexiko das <hi rendition="#g">wuͤſte Land</hi><lb/><hi rendition="#aq">(mal pays)</hi> nennen), Bimmſtein, Schlacken und Sand haben die<lb/> umliegende Gegend veroͤdet. Am Ende des ſechszehnten Jahrhun-<lb/> derts (ſo ſchreibt der Chroniſta Fuentes <hi rendition="#aq">Tom. I. liv. 9. cap. 9.)</hi><lb/> warf der Pacaya Tag und Nacht hindurch nicht blos Rauch,<lb/> ſondern Flammen aus. Die groͤßten und beruͤhmteſten Ausbruͤche<lb/> des Volcan de Pacaya waren die von 1565, 1651, 1664, 1668,<lb/> 1671, 1677 und vom 11ten Juli 1775. Der letzte Ausbruch<lb/> kam nicht von der Spitze ſelbſt, ſondern von einem der tiefer<lb/> liegenden drei Nebengipfel. —</p><lb/> <p>Der <hi rendition="#g">Volcan de Fuego</hi>, oder wie man ihn auch nennt,<lb/> Volcan de Guatemala iſt 5 Meilen weſtlich von dem Waſſer-<lb/> Vulkan und 2 Meilen ſuͤdweſtlich von der Stadt Antigua Gua-<lb/> temala gelegen. Er ſtoͤßt bisweilen noch Flammen und Rauch<lb/> aus. Seine groͤßten Ausbruͤche ſeit Ankunft der Spanier ſind<lb/> die von 1581, 1586, 1623, 1705, 1710, 1717, 1732, 1737 ge-<lb/> weſen. Er bildet einen ſchoͤnen Kegel, der aber nahe bei dem<lb/> Gipfel durch mehre Schlackenhuͤgel (Reſte von Seitenausbruͤchen)<lb/> verunſtaltet iſt. Die Reihefolge, in welcher ſuͤdlich von der Laguna<lb/> de Atitlan, zwiſchen Nueva Guatemala und Zapotitlan die aus-<lb/> gebrannten Vulkane zeigen, ſcheint mir in geognoſtiſcher Hinſicht<lb/> ſehr merkwuͤrdig. Sie ſind wie auf zwei Spalten von <hi rendition="#aq">O.</hi> gegen <hi rendition="#aq">W.</hi><lb/> gerichtet, gleichſam verſchoben,<note place="foot" n="*)"> Dies Phenomen eines verſchobenen Ganges zeigt auch die primitive<lb/> Kette der Pyrenaͤen zwiſchen Tentenade und Port d'Espot. <hi rendition="#aq">(<hi rendition="#g">Char-<lb/> pentier</hi> Const. geogn. des Pyrennées. p. 10.)</hi></note> ſo daß die weſtlichere Reihe<lb/> vier Leguas noͤrdlicher liegt. Auf der oͤſtlicheren Spalte ſind<lb/> emporgeſchoben die Vulkane von Pacaya, der Waſſer-Vulkan, die<lb/> zwei Vulkane von Fuego und der Volcan de Acatenango; auf der<lb/> weſtlicheren Spalte, dem See von Atitlan naͤher, liegen die Vul-<lb/> kane von Toliman, Atitlan und Sunil, nebſt mehren iſolirten<lb/> Bergen, deren Namen mir unbekannt ſind.</p><lb/> <p>Der Waſſer-Vulkan <hi rendition="#aq">(Volcan de Agua)</hi> iſt unter den 21<lb/> theils erloſchenen, theils noch brennenden Vulkane von Mittel-<lb/> Amerika einer der hoͤchſten und der beruͤhmteſte. Er liegt 20<lb/> Seemeilen oͤſtlich von der großen Laguna de Atitlan zwiſchen der<lb/> Antigua Guatemala und den volkreichen Doͤrfern Mixco Amatitan<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [143/0015]
des Freiſtaats Guatemala.
(welche die Einwohner hier wie in Mexiko das wuͤſte Land
(mal pays) nennen), Bimmſtein, Schlacken und Sand haben die
umliegende Gegend veroͤdet. Am Ende des ſechszehnten Jahrhun-
derts (ſo ſchreibt der Chroniſta Fuentes Tom. I. liv. 9. cap. 9.)
warf der Pacaya Tag und Nacht hindurch nicht blos Rauch,
ſondern Flammen aus. Die groͤßten und beruͤhmteſten Ausbruͤche
des Volcan de Pacaya waren die von 1565, 1651, 1664, 1668,
1671, 1677 und vom 11ten Juli 1775. Der letzte Ausbruch
kam nicht von der Spitze ſelbſt, ſondern von einem der tiefer
liegenden drei Nebengipfel. —
Der Volcan de Fuego, oder wie man ihn auch nennt,
Volcan de Guatemala iſt 5 Meilen weſtlich von dem Waſſer-
Vulkan und 2 Meilen ſuͤdweſtlich von der Stadt Antigua Gua-
temala gelegen. Er ſtoͤßt bisweilen noch Flammen und Rauch
aus. Seine groͤßten Ausbruͤche ſeit Ankunft der Spanier ſind
die von 1581, 1586, 1623, 1705, 1710, 1717, 1732, 1737 ge-
weſen. Er bildet einen ſchoͤnen Kegel, der aber nahe bei dem
Gipfel durch mehre Schlackenhuͤgel (Reſte von Seitenausbruͤchen)
verunſtaltet iſt. Die Reihefolge, in welcher ſuͤdlich von der Laguna
de Atitlan, zwiſchen Nueva Guatemala und Zapotitlan die aus-
gebrannten Vulkane zeigen, ſcheint mir in geognoſtiſcher Hinſicht
ſehr merkwuͤrdig. Sie ſind wie auf zwei Spalten von O. gegen W.
gerichtet, gleichſam verſchoben, *) ſo daß die weſtlichere Reihe
vier Leguas noͤrdlicher liegt. Auf der oͤſtlicheren Spalte ſind
emporgeſchoben die Vulkane von Pacaya, der Waſſer-Vulkan, die
zwei Vulkane von Fuego und der Volcan de Acatenango; auf der
weſtlicheren Spalte, dem See von Atitlan naͤher, liegen die Vul-
kane von Toliman, Atitlan und Sunil, nebſt mehren iſolirten
Bergen, deren Namen mir unbekannt ſind.
Der Waſſer-Vulkan (Volcan de Agua) iſt unter den 21
theils erloſchenen, theils noch brennenden Vulkane von Mittel-
Amerika einer der hoͤchſten und der beruͤhmteſte. Er liegt 20
Seemeilen oͤſtlich von der großen Laguna de Atitlan zwiſchen der
Antigua Guatemala und den volkreichen Doͤrfern Mixco Amatitan
*) Dies Phenomen eines verſchobenen Ganges zeigt auch die primitive
Kette der Pyrenaͤen zwiſchen Tentenade und Port d'Espot. (Char-
pentier Const. geogn. des Pyrennées. p. 10.)
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