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Humboldt, Alexander von: Vorwort von Alexander von Humboldt; Über einige sehr wichtige Punkte der Geographie Guayana's von Alexander von Humboldt. In: Schomburgk, O. A.: Robert Hermann Schomburgk's Reisen in Guiana und am Orinoko während der Jahre 1835-1839. Leipzig, 1841, S. XV-XXIII; S. 1-39.

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senmassen, die ehrwürdigen Denkmäler der Bildung und
der Ueberlegenheit ihrer Vorfahren, zu thun. Sie halten
dieselben für das Werk des grossen Geistes und die ver-
schiedenen Stämme, welche wir angetroffen, sind ungeach-
tet der grossen Entfernung, doch damit bekannt. Schrek-
ken malte sich auf den Gesichtern meiner indianischen
Begleiter, die jeden Augenblick zu erwarten schienen,
dass das Feuer des Himmels auf mein Haupt herabfallen
würde. Ich sah nun wohl, dass mein Bemühen fruchtlos
war, und musste mich daher begnügen, eine vollständige
Zeichnung derselben mitnehmen zu können." Der letzte
Entschluss war ohne Zweifel das Beste und der Herausge-
ber des englischen Journals fügt zu meiner grossen Freude
in einer Note hinzu: "Es ist zu wünschen, dass es Andern
nicht besser als Herrn Schomburgk gelingen und dass kein
Reisender einer civilisirten Nation ferner an die Zerstörung
dieser Denkmäler der schutzlosen Indianer Hand anlegen
wird."

Ungeachtet der weiten Ausdehnung, welche die Ein-
fälle der Karaibenstämme erlangten und der alten Macht
dieses schönen Menschenschlages kann ich doch nicht
glauben, dass dieser ganze ungeheure Gürtel von einge-
hauenen Felsen, der einen grossen Theil Südamerika's
von Westen nach Osten durchschneidet, das Werk der
Karaiben sein solle. Es sind vielmehr Spuren einer alten
Civilisation, die vielleicht einer Epoche angehört, wo die
Racen, welche wir heutzutage unterscheiden, nach Namen
und Verwandtschaft noch unbekannt waren. Selbst die
Ehrfurcht, welche man überall gegen diese rohen Sculptu-
ren der Altvordern hegt, beweist, dass die heutigen India-

senmassen, die ehrwürdigen Denkmäler der Bildung und
der Ueberlegenheit ihrer Vorfahren, zu thun. Sie halten
dieselben für das Werk des grossen Geistes und die ver-
schiedenen Stämme, welche wir angetroffen, sind ungeach-
tet der grossen Entfernung, doch damit bekannt. Schrek-
ken malte sich auf den Gesichtern meiner indianischen
Begleiter, die jeden Augenblick zu erwarten schienen,
dass das Feuer des Himmels auf mein Haupt herabfallen
würde. Ich sah nun wohl, dass mein Bemühen fruchtlos
war, und musste mich daher begnügen, eine vollständige
Zeichnung derselben mitnehmen zu können.“ Der letzte
Entschluss war ohne Zweifel das Beste und der Herausge-
ber des englischen Journals fügt zu meiner grossen Freude
in einer Note hinzu: „Es ist zu wünschen, dass es Andern
nicht besser als Herrn Schomburgk gelingen und dass kein
Reisender einer civilisirten Nation ferner an die Zerstörung
dieser Denkmäler der schutzlosen Indianer Hand anlegen
wird.“

Ungeachtet der weiten Ausdehnung, welche die Ein-
fälle der Karaibenstämme erlangten und der alten Macht
dieses schönen Menschenschlages kann ich doch nicht
glauben, dass dieser ganze ungeheure Gürtel von einge-
hauenen Felsen, der einen grossen Theil Südamerika's
von Westen nach Osten durchschneidet, das Werk der
Karaiben sein solle. Es sind vielmehr Spuren einer alten
Civilisation, die vielleicht einer Epoche angehört, wo die
Racen, welche wir heutzutage unterscheiden, nach Namen
und Verwandtschaft noch unbekannt waren. Selbst die
Ehrfurcht, welche man überall gegen diese rohen Sculptu-
ren der Altvordern hegt, beweist, dass die heutigen India-

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[38/0050] senmassen, die ehrwürdigen Denkmäler der Bildung und der Ueberlegenheit ihrer Vorfahren, zu thun. Sie halten dieselben für das Werk des grossen Geistes und die ver- schiedenen Stämme, welche wir angetroffen, sind ungeach- tet der grossen Entfernung, doch damit bekannt. Schrek- ken malte sich auf den Gesichtern meiner indianischen Begleiter, die jeden Augenblick zu erwarten schienen, dass das Feuer des Himmels auf mein Haupt herabfallen würde. Ich sah nun wohl, dass mein Bemühen fruchtlos war, und musste mich daher begnügen, eine vollständige Zeichnung derselben mitnehmen zu können.“ Der letzte Entschluss war ohne Zweifel das Beste und der Herausge- ber des englischen Journals fügt zu meiner grossen Freude in einer Note hinzu: „Es ist zu wünschen, dass es Andern nicht besser als Herrn Schomburgk gelingen und dass kein Reisender einer civilisirten Nation ferner an die Zerstörung dieser Denkmäler der schutzlosen Indianer Hand anlegen wird.“ Ungeachtet der weiten Ausdehnung, welche die Ein- fälle der Karaibenstämme erlangten und der alten Macht dieses schönen Menschenschlages kann ich doch nicht glauben, dass dieser ganze ungeheure Gürtel von einge- hauenen Felsen, der einen grossen Theil Südamerika's von Westen nach Osten durchschneidet, das Werk der Karaiben sein solle. Es sind vielmehr Spuren einer alten Civilisation, die vielleicht einer Epoche angehört, wo die Racen, welche wir heutzutage unterscheiden, nach Namen und Verwandtschaft noch unbekannt waren. Selbst die Ehrfurcht, welche man überall gegen diese rohen Sculptu- ren der Altvordern hegt, beweist, dass die heutigen India-

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Vorwort von Alexander von Humboldt; Über einige sehr wichtige Punkte der Geographie Guayana's von Alexander von Humboldt. In: Schomburgk, O. A.: Robert Hermann Schomburgk's Reisen in Guiana und am Orinoko während der Jahre 1835-1839. Leipzig, 1841, S. XV-XXIII; S. 1-39, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_vorwort_1841/50>, abgerufen am 21.11.2024.