Humboldt, Alexander von: Vorwort von Alexander von Humboldt; Über einige sehr wichtige Punkte der Geographie Guayana's von Alexander von Humboldt. In: Schomburgk, O. A.: Robert Hermann Schomburgk's Reisen in Guiana und am Orinoko während der Jahre 1835-1839. Leipzig, 1841, S. XV-XXIII; S. 1-39.seinem interessanten Memoire über den Massaruni, "dass 1 Annalen der Reisen 1836. Sept. S. 316. 2 Siehe die Karten 17. und 18. meines geographischen und physi-
schen Atlas. seinem interessanten Mémoire über den Massaruni, „dass 1 Annalen der Reisen 1836. Sept. S. 316. 2 Siehe die Karten 17. und 18. meines geographischen und physi-
schen Atlas. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0041" n="29"/> seinem interessanten Mémoire über den Massaruni, „dass<lb/> die Sage von einem grossen Binnensee gar keinen Grund<lb/> haben sollte. Nach meiner Ansicht kann vielleicht folgen-<lb/> der Umstand zu dem Glauben an die Existenz des fabel-<lb/> haften See's Parime Veranlassung gegeben haben. In<lb/> ziemlich grosser Entfernung von dem Felssturz Teboco<lb/> bieten die Gewässer des Massaruni dem Auge keine stär-<lb/> kere Bewegung, als der ruhige Spiegel eines See's. Wenn<lb/> in einer mehr oder weniger entfernten Epoche die hori-<lb/> zontalen Granitlager von Teboco völlig kompact und ohne<lb/> Spalt waren, dann mussten die Gewässer sich wenigstens<lb/> 50 Fuss über ihr gegenwärtiges Niveau erheben und es<lb/> wird sich ein ungeheurer See von 10—12 Meilen Breite<lb/> und 1500 bis 2000 Meilen Länge gebildet haben. <note place="foot" n="1">Annalen der Reisen 1836. Sept. S. 316.</note>“<lb/> Nicht allein die Ausdehnung der angenommenen Ueber-<lb/> schwemmung hindert mich dieser Erklärung beizutreten.<lb/> Ich habe Ebenen (Llanos) gesehen, wo zur Regenzeit die<lb/> Ueberschwemmung der Zuflüsse des Orinoko alljährlich<lb/> eine Fläche von 400 QMeilen mit Wasser bedecken. Das<lb/> Labyrinth von Verzweigungen zwischen dem Apure,<lb/> Arauca, Capanaparo und Sinaruco <note place="foot" n="2">Siehe die Karten 17. und 18. meines geographischen und physi-<lb/> schen Atlas.</note> verschwindet dann<lb/> gänzlich; die Gestalt der Flussbetten ist verwischt und<lb/> Alles erscheint als ein ungeheurer See. Doch die Lokali-<lb/> tät der Mythe vom Dorado und dem See Parime gehört<lb/> historisch einer ganz andern Gegend von Guyana, sie ge-<lb/> hört dem Süden des Pacarainagebirges. Es sind, wie ich<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [29/0041]
seinem interessanten Mémoire über den Massaruni, „dass
die Sage von einem grossen Binnensee gar keinen Grund
haben sollte. Nach meiner Ansicht kann vielleicht folgen-
der Umstand zu dem Glauben an die Existenz des fabel-
haften See's Parime Veranlassung gegeben haben. In
ziemlich grosser Entfernung von dem Felssturz Teboco
bieten die Gewässer des Massaruni dem Auge keine stär-
kere Bewegung, als der ruhige Spiegel eines See's. Wenn
in einer mehr oder weniger entfernten Epoche die hori-
zontalen Granitlager von Teboco völlig kompact und ohne
Spalt waren, dann mussten die Gewässer sich wenigstens
50 Fuss über ihr gegenwärtiges Niveau erheben und es
wird sich ein ungeheurer See von 10—12 Meilen Breite
und 1500 bis 2000 Meilen Länge gebildet haben. 1“
Nicht allein die Ausdehnung der angenommenen Ueber-
schwemmung hindert mich dieser Erklärung beizutreten.
Ich habe Ebenen (Llanos) gesehen, wo zur Regenzeit die
Ueberschwemmung der Zuflüsse des Orinoko alljährlich
eine Fläche von 400 QMeilen mit Wasser bedecken. Das
Labyrinth von Verzweigungen zwischen dem Apure,
Arauca, Capanaparo und Sinaruco 2 verschwindet dann
gänzlich; die Gestalt der Flussbetten ist verwischt und
Alles erscheint als ein ungeheurer See. Doch die Lokali-
tät der Mythe vom Dorado und dem See Parime gehört
historisch einer ganz andern Gegend von Guyana, sie ge-
hört dem Süden des Pacarainagebirges. Es sind, wie ich
1 Annalen der Reisen 1836. Sept. S. 316.
2 Siehe die Karten 17. und 18. meines geographischen und physi-
schen Atlas.
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