Humboldt, Alexander von: Vorwort von Alexander von Humboldt; Über einige sehr wichtige Punkte der Geographie Guayana's von Alexander von Humboldt. In: Schomburgk, O. A.: Robert Hermann Schomburgk's Reisen in Guiana und am Orinoko während der Jahre 1835-1839. Leipzig, 1841, S. XV-XXIII; S. 1-39.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0020" n="8"/><lb/> gen gegründet haben, ist es den Spaniern gelungen, durch<lb/> den Caroni und den Paragua, einen Nebenfluss des Ca-<lb/> roni, nach Süden vorzudringen; den Holländern, durch<lb/> den Essequibo und den Cuyuni nach Westen und Südwe-<lb/> sten; den Portugiesen durch den Rio Branko, der sich in<lb/> den Rio Negro ergiesst. Dieser Umstand bot natürlich in<lb/> Folge der beschränkenden Handelsgesetze, welche selbst<lb/> heute noch in den Kolonien gelten, eine bedeutende Lok-<lb/> kung zum Schmuggelhandel dar. Da die Karaiben, ver-<lb/> möge ihrer Wanderlust und der langen Erfahrung, die sie<lb/> sich auf ihren Flussfahrten erworben, die einzigen Geo-<lb/> graphen des Landes waren, so bedienten sich die Weissen<lb/> derselben zur Eröffnung der Wege für diesen Schleich-<lb/> handel. Nach den Traditionen, welche ich zu Ende des<lb/> vorigen Jahrhunderts habe sammeln können, und nach<lb/> den Belehrungen, welche ich in den Archiven von St.<lb/> Thomas in Neu-Guyana oder Angostura gefunden, las-<lb/> sen sich die Gründe der spanischen Gouverneurs, weshalb<lb/> sie von Zeit zu Zeit versuchten, in die Terra incognita<lb/> von Parime einzudringen, auf drei zurückführen. Sie<lb/> wollten die Wegführung von Sklaven und die Angriffe auf<lb/> die Missionen von Seiten der unabhängigen Karaiben ver-<lb/> hindern, die Wege und Verzweigungen der Flüsse genau<lb/> kennen lernen, auf denen Contrebande eingeführt wurde<lb/> und endlich in das reiche Goldland Eldorado gelangen,<lb/> welches die, durch die Leichtgläubigkeit oder verschlagene<lb/> Politik Raleigh's, Reymis und Mashans so berühmt ge-<lb/> wordene Laguna Parime umgeben sollte. Ich habe an<lb/> einem andern Orte ausführlich gezeigt, dass die Landenge<lb/> zwischen den Armen des Essequibo (Raleigh's Dessequebe)<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [8/0020]
gen gegründet haben, ist es den Spaniern gelungen, durch
den Caroni und den Paragua, einen Nebenfluss des Ca-
roni, nach Süden vorzudringen; den Holländern, durch
den Essequibo und den Cuyuni nach Westen und Südwe-
sten; den Portugiesen durch den Rio Branko, der sich in
den Rio Negro ergiesst. Dieser Umstand bot natürlich in
Folge der beschränkenden Handelsgesetze, welche selbst
heute noch in den Kolonien gelten, eine bedeutende Lok-
kung zum Schmuggelhandel dar. Da die Karaiben, ver-
möge ihrer Wanderlust und der langen Erfahrung, die sie
sich auf ihren Flussfahrten erworben, die einzigen Geo-
graphen des Landes waren, so bedienten sich die Weissen
derselben zur Eröffnung der Wege für diesen Schleich-
handel. Nach den Traditionen, welche ich zu Ende des
vorigen Jahrhunderts habe sammeln können, und nach
den Belehrungen, welche ich in den Archiven von St.
Thomas in Neu-Guyana oder Angostura gefunden, las-
sen sich die Gründe der spanischen Gouverneurs, weshalb
sie von Zeit zu Zeit versuchten, in die Terra incognita
von Parime einzudringen, auf drei zurückführen. Sie
wollten die Wegführung von Sklaven und die Angriffe auf
die Missionen von Seiten der unabhängigen Karaiben ver-
hindern, die Wege und Verzweigungen der Flüsse genau
kennen lernen, auf denen Contrebande eingeführt wurde
und endlich in das reiche Goldland Eldorado gelangen,
welches die, durch die Leichtgläubigkeit oder verschlagene
Politik Raleigh's, Reymis und Mashans so berühmt ge-
wordene Laguna Parime umgeben sollte. Ich habe an
einem andern Orte ausführlich gezeigt, dass die Landenge
zwischen den Armen des Essequibo (Raleigh's Dessequebe)
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Zitationshilfe: | Humboldt, Alexander von: Vorwort von Alexander von Humboldt; Über einige sehr wichtige Punkte der Geographie Guayana's von Alexander von Humboldt. In: Schomburgk, O. A.: Robert Hermann Schomburgk's Reisen in Guiana und am Orinoko während der Jahre 1835-1839. Leipzig, 1841, S. XV-XXIII; S. 1-39, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_vorwort_1841/20>, abgerufen am 16.07.2024. |