Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Humboldt, Alexander von: Beobachtungen über die Staubfäden der Parnassia palustris. In: Annalen der Botanick, Bd. 1 (1792), S. 7-9.

Bild:
erste Seite

[irrelevantes Material - 4 Zeilen fehlen]
2.
Beobachtungen über die Staubfäden der Parnassia
palustris, von F. A. v. Humboldt.

Diese sonderbare Pflanze, welche sich durch ihren
geöfneten Fruchtknoten, durch ihre gestielten Honig-
gefässe und die Bewegung ihrer Staubfäden auszeich-
net, habe ich seit mehreren Jahren, so viel ich konnte,
sorgfältig beobachtet. Ich wage es jezt diejenigen Re-
sultate meiner Beobachtungen mitzutheilen, welche
mir neu oder doch wenig bekannt scheinen.

Die Oefnung*) des Fruchtknotens der Parnassia ist zu
klein, um von allen fünf Staubfäden zugleich befruchtet
zu werden. Daher bringen die Antheren nicht, wie
bey anderen Pflanzen alle auf einmal reifen, der Be-
fruchtung fähigen Saamen hervor, sondern sie werden
eine nach der anderen zu diesem Geschäfte geschickt.
Wenn ich die fünf Staubbeutel einer Parnassia öfnete,
fand ich oft in einigen eine blosse Feuchtigkeit, wäh-
rend dass in den anderen sich der trockene Saamenstaub
bereits abgeschieden hatte. In eben der Folge nach wel-
cher der pollen reift, bewegen sich die stamina gegen
den Fruchtknoten. In dieser Folge konnte ich indess
nie etwas bestimmtes und regelmässiges bemerken. Bald
neigen sich die Staubfäden in der Ordnung, wie sie
an einander grenzen, bald folgen sich die gegenüberste-

*) Schon von Linne (Phil. bot. p. 61) bemerkt.

[irrelevantes Material – 4 Zeilen fehlen]
2.
Beobachtungen über die Staubfäden der Parnaſſia
paluſtris, von F. A. v. Humboldt.

Dieſe ſonderbare Pflanze, welche ſich durch ihren
geöfneten Fruchtknoten, durch ihre geſtielten Honig-
gefäſſe und die Bewegung ihrer Staubfäden auszeich-
net, habe ich ſeit mehreren Jahren, ſo viel ich konnte,
ſorgfältig beobachtet. Ich wage es jezt diejenigen Re-
ſultate meiner Beobachtungen mitzutheilen, welche
mir neu oder doch wenig bekannt ſcheinen.

Die Oefnung*) des Fruchtknotens der Parnaſſia iſt zu
klein, um von allen fünf Staubfäden zugleich befruchtet
zu werden. Daher bringen die Antheren nicht, wie
bey anderen Pflanzen alle auf einmal reifen, der Be-
fruchtung fähigen Saamen hervor, ſondern ſie werden
eine nach der anderen zu dieſem Geſchäfte geſchickt.
Wenn ich die fünf Staubbeutel einer Parnaſſia öfnete,
fand ich oft in einigen eine bloſſe Feuchtigkeit, wäh-
rend daſs in den anderen ſich der trockene Saamenſtaub
bereits abgeſchieden hatte. In eben der Folge nach wel-
cher der pollen reift, bewegen ſich die ſtamina gegen
den Fruchtknoten. In dieſer Folge konnte ich indeſs
nie etwas beſtimmtes und regelmäſſiges bemerken. Bald
neigen ſich die Staubfäden in der Ordnung, wie ſie
an einander grenzen, bald folgen ſich die gegenüberſte-

*) Schon von Linné (Phil. bot. p. 61) bemerkt.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0001" n="7"/><lb/>
      <gap reason="insignificant" unit="lines" quantity="4"/><lb/>
      <div n="1">
        <head>2.<lb/>
Beobachtungen über die Staubfäden der Parna&#x017F;&#x017F;ia<lb/>
palu&#x017F;tris, von F. A. v. Humboldt.</head><lb/>
        <p>Die&#x017F;e &#x017F;onderbare Pflanze, welche &#x017F;ich durch ihren<lb/>
geöfneten Fruchtknoten, durch ihre ge&#x017F;tielten Honig-<lb/>
gefä&#x017F;&#x017F;e und die Bewegung ihrer Staubfäden auszeich-<lb/>
net, habe ich &#x017F;eit mehreren Jahren, <hi rendition="#i">&#x017F;o viel ich konnte</hi>,<lb/>
&#x017F;orgfältig beobachtet. Ich wage es jezt diejenigen Re-<lb/>
&#x017F;ultate meiner Beobachtungen mitzutheilen, welche<lb/>
mir <hi rendition="#i">neu</hi> oder doch <hi rendition="#i">wenig bekannt &#x017F;cheinen</hi>.</p><lb/>
        <p>Die Oefnung<note place="foot" n="*)">Schon von Linné (Phil. bot. p. 61) bemerkt.</note> des <hi rendition="#i">Fruchtknotens</hi> der Parna&#x017F;&#x017F;ia i&#x017F;t zu<lb/><hi rendition="#i">klein</hi>, um von allen fünf Staubfäden <hi rendition="#i">zugleich</hi> befruchtet<lb/>
zu werden. Daher bringen die Antheren nicht, wie<lb/>
bey anderen <choice><sic>Pflanzsn</sic><corr>Pflanzen</corr></choice> <hi rendition="#i">alle auf einmal</hi> reifen, der Be-<lb/>
fruchtung fähigen Saamen hervor, &#x017F;ondern &#x017F;ie werden<lb/>
eine nach der anderen zu die&#x017F;em Ge&#x017F;chäfte ge&#x017F;chickt.<lb/>
Wenn ich die fünf Staubbeutel einer Parna&#x017F;&#x017F;ia öfnete,<lb/>
fand ich oft in einigen eine blo&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#i">Feuchtigkeit</hi>, wäh-<lb/>
rend da&#x017F;s in den anderen &#x017F;ich der <hi rendition="#i">trockene Saamen&#x017F;taub</hi><lb/>
bereits <hi rendition="#i">abge&#x017F;chieden</hi> hatte. In <hi rendition="#i">eben der Folge</hi> nach wel-<lb/>
cher der pollen <hi rendition="#i">reift, bewegen</hi> &#x017F;ich die &#x017F;tamina gegen<lb/>
den Fruchtknoten. In die&#x017F;er Folge konnte ich inde&#x017F;s<lb/><hi rendition="#i">nie</hi> etwas <hi rendition="#i">be&#x017F;timmtes</hi> und regelmä&#x017F;&#x017F;iges bemerken. <hi rendition="#i">Bald</hi><lb/>
neigen &#x017F;ich die Staubfäden in der Ordnung, wie &#x017F;ie<lb/>
an einander <hi rendition="#i">grenzen</hi>, bald folgen &#x017F;ich die gegenüber&#x017F;te-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[7/0001] ____ 2. Beobachtungen über die Staubfäden der Parnaſſia paluſtris, von F. A. v. Humboldt. Dieſe ſonderbare Pflanze, welche ſich durch ihren geöfneten Fruchtknoten, durch ihre geſtielten Honig- gefäſſe und die Bewegung ihrer Staubfäden auszeich- net, habe ich ſeit mehreren Jahren, ſo viel ich konnte, ſorgfältig beobachtet. Ich wage es jezt diejenigen Re- ſultate meiner Beobachtungen mitzutheilen, welche mir neu oder doch wenig bekannt ſcheinen. Die Oefnung *) des Fruchtknotens der Parnaſſia iſt zu klein, um von allen fünf Staubfäden zugleich befruchtet zu werden. Daher bringen die Antheren nicht, wie bey anderen Pflanzen alle auf einmal reifen, der Be- fruchtung fähigen Saamen hervor, ſondern ſie werden eine nach der anderen zu dieſem Geſchäfte geſchickt. Wenn ich die fünf Staubbeutel einer Parnaſſia öfnete, fand ich oft in einigen eine bloſſe Feuchtigkeit, wäh- rend daſs in den anderen ſich der trockene Saamenſtaub bereits abgeſchieden hatte. In eben der Folge nach wel- cher der pollen reift, bewegen ſich die ſtamina gegen den Fruchtknoten. In dieſer Folge konnte ich indeſs nie etwas beſtimmtes und regelmäſſiges bemerken. Bald neigen ſich die Staubfäden in der Ordnung, wie ſie an einander grenzen, bald folgen ſich die gegenüberſte- *) Schon von Linné (Phil. bot. p. 61) bemerkt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Eine weitere Fassung dieses Textes finden Sie in der Ausgabe Sämtliche Schriften digital (2021 ff.) der Universität Bern.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_staubfaeden_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_staubfaeden_1792/1
Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Beobachtungen über die Staubfäden der Parnassia palustris. In: Annalen der Botanick, Bd. 1 (1792), S. 7-9, hier S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_staubfaeden_1792/1>, abgerufen am 23.11.2024.