Humboldt, Alexander von: Über die zunehmende Stärke des Schalls in der Nacht. In: Annalen der Physik, Bd. 65 (1820), S. 31-42.partiellen Undulationen der Atmosphäre entgegenset- *) In einer Abhandlung, welche ich meinen Lesern in einem
der folgenden Hefte vorlegen werde. Gilbert. partiellen Undulationen der Atmoſphäre entgegenſet- *) In einer Abhandlung, welche ich meinen Leſern in einem
der folgenden Hefte vorlegen werde. Gilbert. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0008" n="36"/> partiellen Undulationen der Atmoſphäre entgegenſet-<lb/> zen, welche durch ungleiche Erhitzung der verſchiede-<lb/> nen Theile des Erdbodens hervorgebracht werden. In<lb/> einer ruhigen Luft, ſie ſey trocken oder ſey gleichför-<lb/> mig mit bläſchenartigem Dunſt vermengt, pflanzt ſich<lb/> die Schallwelle ohne Schwierigkeit fort. Ziehen dage-<lb/> gen durch ſie in mannigfaltigen Richtungen (<hi rendition="#i">en tour<lb/> ſens</hi>) kleine Ströme wärmerer Luft, ſo theilt ſich je-<lb/> des Mal da, wo die Dichtigkeit des Mittels ſich plötz-<lb/> lich verändert, die Schallwelle in zwei Wellen, und<lb/> es bilden ſich partielle Echos, welche den Schall ſchwä-<lb/> chen, weil eine der Wellen in ſich ſelbſt zurückläuft.<lb/> Von ſolcher Theilung der Wellen hat Hr. <hi rendition="#g">Poiſſon</hi><lb/> kürzlich die Theorie mit dem ihm eigenen Scharfſinn<lb/> gegeben<note place="foot" n="*)">In einer Abhandlung, welche ich meinen Leſern in einem<lb/> der folgenden Hefte vorlegen werde. <space dim="horizontal"/> <hi rendition="#i">Gilbert</hi>.</note>. Meiner Meinung nach ſchwächt alſo nicht<lb/> die fortſchreitende Bewegung der Lufttheilchen von<lb/> unten nach oben in dem Tags über aufſteigenden Luft-<lb/> ſtrome, und in kleinen ſchief anſteigenden Luftſtrömen,<lb/> durch <hi rendition="#i">Stoſs</hi> die Fortpflanzung der Schallwellen. Ein<lb/> Stoſs gegen die Oberfläche einer Flüſſigkeit würde um<lb/> den Mittelpunkt des Stoſses Kreiswellen bilden, ſelbſt<lb/> wenn die Flüſſigkeit in Bewegung iſt; mehrere Arten<lb/> Wellen können ſich in der Luft wie im Waſſer durch-<lb/> kreuzen, ohne ſich in ihrem Verbreiten zu hindern,<lb/> und kleine Bewegungen gehen über einander fort, (de<lb/> petits mouvemens ſe <hi rendition="#i">ſuperpoſent</hi>); die wahre Urſach<lb/> der geringern Intenſität des Schalls am Tage ſcheint<lb/> der Mangel an Homogenität zu ſeyn, der dann in dem<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [36/0008]
partiellen Undulationen der Atmoſphäre entgegenſet-
zen, welche durch ungleiche Erhitzung der verſchiede-
nen Theile des Erdbodens hervorgebracht werden. In
einer ruhigen Luft, ſie ſey trocken oder ſey gleichför-
mig mit bläſchenartigem Dunſt vermengt, pflanzt ſich
die Schallwelle ohne Schwierigkeit fort. Ziehen dage-
gen durch ſie in mannigfaltigen Richtungen (en tour
ſens) kleine Ströme wärmerer Luft, ſo theilt ſich je-
des Mal da, wo die Dichtigkeit des Mittels ſich plötz-
lich verändert, die Schallwelle in zwei Wellen, und
es bilden ſich partielle Echos, welche den Schall ſchwä-
chen, weil eine der Wellen in ſich ſelbſt zurückläuft.
Von ſolcher Theilung der Wellen hat Hr. Poiſſon
kürzlich die Theorie mit dem ihm eigenen Scharfſinn
gegeben *). Meiner Meinung nach ſchwächt alſo nicht
die fortſchreitende Bewegung der Lufttheilchen von
unten nach oben in dem Tags über aufſteigenden Luft-
ſtrome, und in kleinen ſchief anſteigenden Luftſtrömen,
durch Stoſs die Fortpflanzung der Schallwellen. Ein
Stoſs gegen die Oberfläche einer Flüſſigkeit würde um
den Mittelpunkt des Stoſses Kreiswellen bilden, ſelbſt
wenn die Flüſſigkeit in Bewegung iſt; mehrere Arten
Wellen können ſich in der Luft wie im Waſſer durch-
kreuzen, ohne ſich in ihrem Verbreiten zu hindern,
und kleine Bewegungen gehen über einander fort, (de
petits mouvemens ſe ſuperpoſent); die wahre Urſach
der geringern Intenſität des Schalls am Tage ſcheint
der Mangel an Homogenität zu ſeyn, der dann in dem
*) In einer Abhandlung, welche ich meinen Leſern in einem
der folgenden Hefte vorlegen werde. Gilbert.
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