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Humboldt, Alexander von: Über die zunehmende Stärke des Schalls in der Nacht. In: Annalen der Physik, Bd. 65 (1820), S. 31-42.

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reine Luft hindurch, verhindert es, dass der Boden
während Tags nicht bedeutend erwärmt wird.

Doch genug von solchen örtlichen Umständen. Es
ist hinreichend, die nächtliche Verstärkung des Schalls
aus der Theorie der Schallwellen und ihrer Theilung
im Allgemeinen abgeleitet zu haben. Die ganze Er-
scheinung hat ihren Grund in eben dem Mangel an
Homogenität der lothrechten Luftsäulen in der Atmo-
sphäre, welche (nach der sinnreichen Anwendung, die
Arago von der Lehre von der Interferenz und
Neutralisirung der Lichtstrahlen gemacht hat) die wah-
re Ursach des mehr oder minder starken Funkelns der
Fixsterne ist. Man weiss überdem, dass die Fortpflan-
zung des Schalls merklich geändert wird, wenn man
in einer an ihrem einen Ende verschlossene Röhre eine
Lage Wasserstoffgas über eine Lage atmosphärischer
Luft steigen lässt.

Wenn Aristoteles in seiner interessanten Schrift:
Problemata, auf die Frage: "warum hört man den
Schall besser während der Nacht?" antwortet: "das
kömmt daher, weil es dann mehr Ruhe giebt, wegen
der Abwesenheit des Heissesten, welche Abwesenheit
alles ruhiger und leidender macht, indem die Sonne
das Princip aller Bewegung ist:" --*) so scheint er die
wahre Ursach geahnet zu haben. Ueberhaupt aber
muss man die Menge richtiger, oft feiner Beobachtun-
gen bewundern, welche dieses Werk des Philosophen
von Stagira über den Thau, die Ursachen der Mirage,
die Wärmeleitung der Metalle und der Asche, die Hö-

*) Arist. Opera omnia Ed. du Val. 1639 t. 2 p. 113-123.

reine Luft hindurch, verhindert es, daſs der Boden
während Tags nicht bedeutend erwärmt wird.

Doch genug von ſolchen örtlichen Umſtänden. Es
iſt hinreichend, die nächtliche Verſtärkung des Schalls
aus der Theorie der Schallwellen und ihrer Theilung
im Allgemeinen abgeleitet zu haben. Die ganze Er-
ſcheinung hat ihren Grund in eben dem Mangel an
Homogenität der lothrechten Luftſäulen in der Atmo-
ſphäre, welche (nach der ſinnreichen Anwendung, die
Arago von der Lehre von der Interferenz und
Neutraliſirung der Lichtſtrahlen gemacht hat) die wah-
re Urſach des mehr oder minder ſtarken Funkelns der
Fixſterne iſt. Man weiſs überdem, daſs die Fortpflan-
zung des Schalls merklich geändert wird, wenn man
in einer an ihrem einen Ende verſchloſſene Röhre eine
Lage Waſſerſtoffgas über eine Lage atmoſphäriſcher
Luft ſteigen läſst.

Wenn Ariſtoteles in ſeiner intereſſanten Schrift:
Problemata, auf die Frage: „warum hört man den
Schall beſſer während der Nacht?“ antwortet: „das
kömmt daher, weil es dann mehr Ruhe giebt, wegen
der Abweſenheit des Heiſseſten, welche Abweſenheit
alles ruhiger und leidender macht, indem die Sonne
das Princip aller Bewegung iſt:“ —*) ſo ſcheint er die
wahre Urſach geahnet zu haben. Ueberhaupt aber
muſs man die Menge richtiger, oft feiner Beobachtun-
gen bewundern, welche dieſes Werk des Philoſophen
von Stagira über den Thau, die Urſachen der Mirage,
die Wärmeleitung der Metalle und der Aſche, die Hö-

*) Ariſt. Opera omnia Ed. du Val. 1639 t. 2 p. 113–123.
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[40/0012] reine Luft hindurch, verhindert es, daſs der Boden während Tags nicht bedeutend erwärmt wird. Doch genug von ſolchen örtlichen Umſtänden. Es iſt hinreichend, die nächtliche Verſtärkung des Schalls aus der Theorie der Schallwellen und ihrer Theilung im Allgemeinen abgeleitet zu haben. Die ganze Er- ſcheinung hat ihren Grund in eben dem Mangel an Homogenität der lothrechten Luftſäulen in der Atmo- ſphäre, welche (nach der ſinnreichen Anwendung, die Arago von der Lehre von der Interferenz und Neutraliſirung der Lichtſtrahlen gemacht hat) die wah- re Urſach des mehr oder minder ſtarken Funkelns der Fixſterne iſt. Man weiſs überdem, daſs die Fortpflan- zung des Schalls merklich geändert wird, wenn man in einer an ihrem einen Ende verſchloſſene Röhre eine Lage Waſſerſtoffgas über eine Lage atmoſphäriſcher Luft ſteigen läſst. Wenn Ariſtoteles in ſeiner intereſſanten Schrift: Problemata, auf die Frage: „warum hört man den Schall beſſer während der Nacht?“ antwortet: „das kömmt daher, weil es dann mehr Ruhe giebt, wegen der Abweſenheit des Heiſseſten, welche Abweſenheit alles ruhiger und leidender macht, indem die Sonne das Princip aller Bewegung iſt:“ — *) ſo ſcheint er die wahre Urſach geahnet zu haben. Ueberhaupt aber muſs man die Menge richtiger, oft feiner Beobachtun- gen bewundern, welche dieſes Werk des Philoſophen von Stagira über den Thau, die Urſachen der Mirage, die Wärmeleitung der Metalle und der Aſche, die Hö- *) Ariſt. Opera omnia Ed. du Val. 1639 t. 2 p. 113–123.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Über die zunehmende Stärke des Schalls in der Nacht. In: Annalen der Physik, Bd. 65 (1820), S. 31-42, hier S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_staerke_1820/12>, abgerufen am 27.11.2024.