Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Humboldt, Alexander von: Brief an Samuel Thomas Soemmerring. Bayreuth, 07.06.1795.

Bild:
<< vorherige Seite

der nicht besser.

Ich war fleißig in dieser Zwischenzeit,
recht fleißig, lebte meist im Gebirge
hier oder in Jena, wo Wilhelm lebt
und praktisch Anatomie mit kannibalischer
Wuth treibt. Auch ich war indeß meist
mit Seciren von Thieren, mit Versuchen über
Gifte und Metallreiz beschäftigt. Ich habe
Ihre Schriften und die große Physiologie
von Haller fleißig studirt und glaube
manches neue entdekt zu haben. Was
ich liefere darf ich gründlich nennen, denn
ich [ - 2 Zeichen fehlen] experimentirte mit großer
Anstrengung seit 2 Jahren, und ich wer-
de Thatsachen mit wenigen bescheidenen
Zweifeln aufstellen. Ich habe die Galvanischen Versuche wie ich glaube aus einem
neuen Gesichtspunkte betrachtet und den-
ke schlechterdings nur neue Versuche
zu beschreiben. Um Ihnen einiges zur
Probe zu zeigen, lege ich eine Abschrift
von einem Briefe an Blumenbach bei.
Sie ist schändlich stylisirt, aber ich habe
so manche öffentliche Dienstgeschäfte, bin
so ewig auf Reisen, daß ich auf den Styl

der nicht besser.

Ich war fleißig in dieser Zwischenzeit,
recht fleißig, lebte meist im Gebirge
hier oder in Jena, wo Wilhelm lebt
und praktisch Anatomie mit kannibalischer
Wuth treibt. Auch ich war indeß meist
mit Seciren von Thieren, mit Versuchen über
Gifte und Metallreiz beschäftigt. Ich habe
Ihre Schriften und die große Physiologie
von Haller fleißig studirt und glaube
manches neue entdekt zu haben. Was
ich liefere darf ich gründlich nennen, denn
ich [ – 2 Zeichen fehlen] experimentirte mit großer
Anstrengung seit 2 Jahren, und ich wer-
de Thatsachen mit wenigen bescheidenen
Zweifeln aufstellen. Ich habe die Galvanischen Versuche wie ich glaube aus einem
neuen Gesichtspunkte betrachtet und den-
ke schlechterdings nur neue Versuche
zu beschreiben. Um Ihnen einiges zur
Probe zu zeigen, lege ich eine Abschrift
von einem Briefe an Blumenbach bei.
Sie ist schändlich stylisirt, aber ich habe
so manche öffentliche Dienstgeschäfte, bin
so ewig auf Reisen, daß ich auf den Styl

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0002" n="1v"/>
der nicht besser.</p>
        <p>Ich war fleißig in dieser Zwischenzeit,<lb/>
recht fleißig, lebte meist im <placeName>Gebirge</placeName><lb/>
hier <choice><abbr>od.</abbr><expan>oder</expan></choice> in <placeName>Jena</placeName>, wo <persName>Wilhelm</persName> lebt<lb/><choice><abbr>u</abbr><expan>und</expan></choice> praktisch Anatomie mit kannibalischer<lb/>
Wuth treibt. Auch ich war                     indeß meist<lb/>
mit Seciren von Thieren, mit Versuchen über<lb/>
Gifte <choice><abbr>u</abbr><expan>und</expan></choice> Metallreiz beschäftigt. Ich habe<lb/>
Ihre Schriften <choice><abbr>u</abbr><expan>und</expan></choice> die große Physiologie<lb/><choice><abbr>v</abbr><expan>von</expan></choice>                     <persName>Haller</persName> fleißig studirt <choice><abbr>u</abbr><expan>und</expan></choice> glaube<lb/>
manches neue entdekt zu haben. Was<lb/>
ich liefere darf                     ich gründlich nennen, denn<lb/>
ich <del rendition="#s"><gap unit="chars" quantity="2"/></del> experimentirte mit großer<lb/>
Anstrengung seit 2 Jahren, und ich wer-<lb/>
de Thatsachen mit wenigen bescheidenen<lb/>
Zweifeln aufstellen.                     Ich habe die <choice><abbr>Gal-<lb/>
van.</abbr><expan>Galvanischen</expan></choice> Versuche wie ich glaube aus einem<lb/>
neuen Gesichtspunkte betrachtet <choice><abbr>u</abbr><expan>und</expan></choice> den-<lb/>
ke schlechterdings nur neue Versuche<lb/>
zu beschreiben. Um                     Ihnen einiges zur<lb/>
Probe zu zeigen, lege ich eine Abschrift<lb/>
von einem                     <ref corresp="#nf5m_zsz_cx" xml:id="t_nf5m_zsz_cx" type="editorialNote">                         Briefe an <persName>Blumenbach </persName></ref>                                                  <note corresp="#t_nf5m_zsz_cx" xml:id="nf5m_zsz_cx" type="editorial"><ref target="https://www.zotero.org/groups/avh-r/items/collectionKey/NFW9QRUD/itemKey/M2XC26DU">Humboldt 1795</ref></note>                      bei.<lb/>
Sie ist schändlich stylisirt, aber ich habe<lb/>
so manche                     öffentliche Dienstgeschäfte, bin<lb/>
so ewig auf Reisen, daß ich auf den Styl<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1v/0002] der nicht besser. Ich war fleißig in dieser Zwischenzeit, recht fleißig, lebte meist im Gebirge hier od. in Jena, wo Wilhelm lebt u praktisch Anatomie mit kannibalischer Wuth treibt. Auch ich war indeß meist mit Seciren von Thieren, mit Versuchen über Gifte u Metallreiz beschäftigt. Ich habe Ihre Schriften u die große Physiologie v Haller fleißig studirt u glaube manches neue entdekt zu haben. Was ich liefere darf ich gründlich nennen, denn ich experimentirte mit großer Anstrengung seit 2 Jahren, und ich wer- de Thatsachen mit wenigen bescheidenen Zweifeln aufstellen. Ich habe die Gal- van. Versuche wie ich glaube aus einem neuen Gesichtspunkte betrachtet u den- ke schlechterdings nur neue Versuche zu beschreiben. Um Ihnen einiges zur Probe zu zeigen, lege ich eine Abschrift von einem Briefe an Blumenbach bei. Sie ist schändlich stylisirt, aber ich habe so manche öffentliche Dienstgeschäfte, bin so ewig auf Reisen, daß ich auf den Styl

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Alexander von Humboldt auf Reisen - Wissenschaft aus der Bewegung (2016): Bereitstellung der Texttranskription. (2016-09-27T17:00:45Z)
Klaus Gerlach, Ulrich Päßler: TEI-Textannotation. (2016-09-27T17:00:45Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_soemmering02_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_soemmering02_1795/2
Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Brief an Samuel Thomas Soemmerring. Bayreuth, 07.06.1795, S. 1v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_soemmering02_1795/2>, abgerufen am 24.11.2024.