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Humboldt, Alexander von: Brief an Samuel Thomas Soemmerring. Hamburg, 28.01.-20.02.1791.

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enthalt in Hamburg und hundertlei kleine Geschäfte, welche
mit jeder Einrichtung unzertrennlich verbunden sind, zerstreu-
ten mich noch mehr. So war, ohne daß ich es mir
selbst kaum bewußt war, eine lange, lange Zeit
verflossen und fast meine ganze Correspondenz blieb un
terbrochen. Ein vernachlässigter Brief liegt einem Zentner
schwer auf dem Herzen, er ist immer drükkender,
je weniger man sich durch eine höfliche Entschuldigung
rechtfertigen darf. Man wartet, sich zu aus einer
Art von Rechthaberei, ein Hinderniß ab, auf das man, ex
post, die ganze Schuld schieben könne und so vergeht ei-
ne Woche nach der anderen, bis die Schaam sich darin
mengt und einen völlig verstummen macht. Wenn es
gegründet ist, daß diese Schaam und Gewissenhaf-
tigkeit von einer allzugroßen Leber herrühren, so
leide ich warlich stark an der Leberkrankheit, und die
einzige Kurmethode, die ich Ihnen vorschlagen kann,
ist daß Sie mir für mein offenherziges Geständniß
Verzeihung schenken und mir die Freundschaft und Lie-
be wiedergeben, in deren Besiz ich mich so glücklich schäze.

enthalt in Hamburg und hundertlei kleine Geschäfte, welche
mit jeder Einrichtung unzertrennlich verbunden sind, zerstreu-
ten mich noch mehr. So war, ohne daß ich es mir
selbst kaum bewußt war, eine lange, lange Zeit
verflossen und fast meine ganze Correspondenz blieb un
terbrochen. Ein vernachlässigter Brief liegt einem Zentner
schwer auf dem Herzen, er ist immer drükkender,
je weniger man sich durch eine höfliche Entschuldigung
rechtfertigen darf. Man wartet, sich zu aus einer
Art von Rechthaberei, ein Hinderniß ab, auf das man, ex
post, die ganze Schuld schieben könne und so vergeht ei-
ne Woche nach der anderen, bis die Schaam sich darin
mengt und einen völlig verstummen macht. Wenn es
gegründet ist, daß diese Schaam und Gewissenhaf-
tigkeit von einer allzugroßen Leber herrühren, so
leide ich warlich stark an der Leberkrankheit, und die
einzige Kurmethode, die ich Ihnen vorschlagen kann,
ist daß Sie mir für mein offenherziges Geständniß
Verzeihung schenken und mir die Freundschaft und Lie-
be wiedergeben, in deren Besiz ich mich so glücklich schäze.

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[2r/0003] enthalt in Hamburg und hundertlei kleine Geschäfte, welche mit jeder Einrichtung unzertrennlich verbunden sind, zerstreu- ten mich noch mehr. So war, ohne daß ich es mir selbst kaum bewußt war, eine lange, lange Zeit verflossen und fast meine ganze Correspondenz blieb un terbrochen. Ein vernachlässigter Brief liegt einem Zentner schwer auf dem Herzen, er ist immer drükkender, je weniger man sich durch eine höfliche Entschuldigung rechtfertigen darf. Man wartet, aus einer Art von Rechthaberei, ein Hinderniß ab, auf das man, ex post, die ganze Schuld schieben könne und so vergeht ei- ne Woche nach der anderen, bis die Schaam sich darin mengt und einen völlig verstummen macht. Wenn es gegründet ist, daß diese Schaam und Gewissenhaf- tigkeit von einer allzugroßen Leber herrühren, so leide ich warlich stark an der Leberkrankheit, und die einzige Kurmethode, die ich Ihnen vorschlagen kann, ist daß Sie mir für mein offenherziges Geständniß Verzeihung schenken und mir die Freundschaft und Lie- be wiedergeben, in deren Besiz ich mich so glücklich schäze.

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Alexander von Humboldt auf Reisen - Wissenschaft aus der Bewegung (2016): Bereitstellung der Texttranskription. (2016-09-27T17:00:45Z)
Klaus Gerlach, Ulrich Päßler: TEI-Textannotation. (2016-09-27T17:00:45Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Brief an Samuel Thomas Soemmerring. Hamburg, 28.01.-20.02.1791, S. 2r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_soemmering01_1791/3>, abgerufen am 21.11.2024.