Humboldt, Alexander von: Skizze einer Geologischen Schilderung des südlichen Amerika. In: Allgemeine Geographische Ephemeriden. Bd. 9 (1802) St. 5, S. 389-420.Abhandlungen. nicht wie die von Parima ein ganz bloßer Granit,denn bey Cuenca und auf der Mittagsseite giebt es Gyps und Flözkalk. Buffon befaßt sich sehr mit der Frage (Epoques de la nature), ob Süd-Amerika Versteinerungen enthalte? Ich habe deren eine un- geheure Menge in einem kalkigen Sandsteinflöz ge- funden, welches den nördlichen und südlichen Ab- hang der Küste Venezuela, vom Gipfel des S. Ber- nardin und die Altos de Conoma, bis zum Cerro de Meapire oder der Landspitze von Puria und der Trinite bedeckt. Dasselbe Flöz findet sich auch auf Tabago, Guadeloupe und S. Domingo. -- Eine ungeheure Menge von See- und Landconchylien, (die man in Europa so selten unter einander ge- mengt findet,) Cellularien, Madreporen, Coralli- nen, Astroiten findet man in diesem Sandstein ein- gesprengt; die Conchyliengehäuse sind halbzerbro- chen: ganze Felsen bestehen fast blos aus solchen beynahe in Staub verwandelten Resten. Mein Rei- segefährte Bonpland hat darin Muscheln aus den Geschlechten Pinna, Venus und Ostrea entdeckt, von denen noch jetzt lebendige Exempla an dieser Küste vorkommen; eine für die Geologie sehr wich- tige Beobachtung. Alles zeugt davon, daß dieses Flöz, das ich nur auf 9 bis 10 Meilen Entfernung von der jetzigen Küste gesehen habe, sehr neuen Ursprungs ist, und daß die Flüssigkeit, in der es entstand, in großer Bewegung war. -- Seltener und ganz anders gelagert findet man die versteiner- ten Conchylien in einem viel ältern Flöz von dich- tem Kalkstein, es sind Anomien, Terebratuliten... Familienweise bey einander gelagert, und so, daß man sieht, sie haben (wie die des Mont Saleve, des
Abhandlungen. nicht wie die von Parima ein ganz bloßer Granit,denn bey Cuença und auf der Mittagsſeite giebt es Gyps und Flözkalk. Buffon befaßt ſich ſehr mit der Frage (Epoques de la nature), ob Süd-Amerika Verſteinerungen enthalte? Ich habe deren eine un- geheure Menge in einem kalkigen Sandſteinflöz ge- funden, welches den nördlichen und ſüdlichen Ab- hang der Küſte Venezuela, vom Gipfel des S. Ber- nardin und die Altos de Conoma, bis zum Cerro de Méapiré oder der Landſpitze von Puria und der Trinité bedeckt. Daſſelbe Flöz findet ſich auch auf Tabago, Guadeloupe und S. Domingo. — Eine ungeheure Menge von See- und Landconchylien, (die man in Europa ſo ſelten unter einander ge- mengt findet,) Cellularien, Madreporen, Coralli- nen, Aſtroiten findet man in dieſem Sandſtein ein- geſprengt; die Conchyliengehäuſe ſind halbzerbro- chen: ganze Felſen beſtehen faſt blos aus ſolchen beynahe in Staub verwandelten Reſten. Mein Rei- ſegefährte Bonpland hat darin Muſcheln aus den Geſchlechten Pinna, Venus und Oſtrea entdeckt, von denen noch jetzt lebendige Exempla an dieſer Küſte vorkommen; eine für die Geologie ſehr wich- tige Beobachtung. Alles zeugt davon, daß dieſes Flöz, das ich nur auf 9 bis 10 Meilen Entfernung von der jetzigen Küſte geſehen habe, ſehr neuen Urſprungs iſt, und daß die Flüſſigkeit, in der es entſtand, in großer Bewegung war. — Seltener und ganz anders gelagert findet man die verſteiner- ten Conchylien in einem viel ältern Flöz von dich- tem Kalkſtein, es ſind Anomien, Terebratuliten... Familienweiſe bey einander gelagert, und ſo, daß man ſieht, ſie haben (wie die des Mont Salèvé, des
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Abhandlungen.
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Gyps und Flözkalk. Buffon befaßt ſich ſehr mit
der Frage (Epoques de la nature), ob Süd-Amerika
Verſteinerungen enthalte? Ich habe deren eine un-
geheure Menge in einem kalkigen Sandſteinflöz ge-
funden, welches den nördlichen und ſüdlichen Ab-
hang der Küſte Venezuela, vom Gipfel des S. Ber-
nardin und die Altos de Conoma, bis zum Cerro
de Méapiré oder der Landſpitze von Puria und der
Trinité bedeckt. Daſſelbe Flöz findet ſich auch auf
Tabago, Guadeloupe und S. Domingo. — Eine
ungeheure Menge von See- und Landconchylien,
(die man in Europa ſo ſelten unter einander ge-
mengt findet,) Cellularien, Madreporen, Coralli-
nen, Aſtroiten findet man in dieſem Sandſtein ein-
geſprengt; die Conchyliengehäuſe ſind halbzerbro-
chen: ganze Felſen beſtehen faſt blos aus ſolchen
beynahe in Staub verwandelten Reſten. Mein Rei-
ſegefährte Bonpland hat darin Muſcheln aus den
Geſchlechten Pinna, Venus und Oſtrea entdeckt,
von denen noch jetzt lebendige Exempla an dieſer
Küſte vorkommen; eine für die Geologie ſehr wich-
tige Beobachtung. Alles zeugt davon, daß dieſes
Flöz, das ich nur auf 9 bis 10 Meilen Entfernung
von der jetzigen Küſte geſehen habe, ſehr neuen
Urſprungs iſt, und daß die Flüſſigkeit, in der es
entſtand, in großer Bewegung war. — Seltener
und ganz anders gelagert findet man die verſteiner-
ten Conchylien in einem viel ältern Flöz von dich-
tem Kalkſtein, es ſind Anomien, Terebratuliten...
Familienweiſe bey einander gelagert, und ſo, daß
man ſieht, ſie haben (wie die des Mont Salèvé,
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