Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Humboldt, Alexander von: Skizze einer Geologischen Schilderung des südlichen Amerika. In: Allgemeine Geographische Ephemeriden. Bd. 9 (1802) St. 4, S. 310-329.

Bild:
<< vorherige Seite

Abhandlungen.
fahrer von grosser Wichtigkeit, indem sie nun durch
den Erhebungswinkel ihre Entfernung von der Kü-
ste finden können, so dass die Länge von 4 St. 37'
32" westl. von Paris, ihnen dienen wird, sich zu
orientiren.

Die Erscheinung eines sanfteren Abfalls nach
Süden scheint den Beobachtungen, die man an an-
dern Cordilleren der Erde gemacht hat, zu wider-
sprechen, da man behauptet, dass sie insgesammt
gegen Süden und Westen hin gählinger abfallen.
Dieser Widerspruch ist aber nur scheinbar, indem
der nördliche Theil der Cordillere bey der grossen
Katastrophe, durch die der Meerbusen von Mexico
ward, durch die Gewalt des Wassers weggerissen
wurde, und also der nördliche Abhang seiner Zeit
auch hier sanfter seyn konnte, als der südliche.

Betrachtet man die Gestalt der Küste, so zeigt
sie sich ziemlich regelmässig gezähnt. Die Vorge-
birge von tres Puntas, Codera, S. Roman und
Chichibacoa (westlich vom Cabo de la Vela) bil-
den eine Reihe von Landspitzen, unter denen die
westlichen mehr nach Norden zu auslaufen, als die
östlichen. Im Strich (au vent) eines jeden dieser
Vorgebirge hat sich eine Bucht (anse) gebildet, und
man kann sich nicht enthalten, in dieser sonderba-
ren Bildung die Wirkung der tropischen Strömung
(die man auch die Strömung der Erdrotation nen-
nen könnte) zu sehen, eine Wirkung, die sich auch
in der Richtung der Küsten von Cuba, St. Domin-
go
, Portorico, Yucatan und Honduras, sogar in
der Reihe der Inseln unter dem Winde (Grenada,
Orchila, Rocca, Aves, Buenayre, Curacao und

Aruba)

Abhandlungen.
fahrer von groſser Wichtigkeit, indem ſie nun durch
den Erhebungswinkel ihre Entfernung von der Kü-
ſte finden können, ſo daſs die Länge von 4 St. 37′
32″ weſtl. von Paris, ihnen dienen wird, ſich zu
orientiren.

Die Erſcheinung eines ſanfteren Abfalls nach
Süden ſcheint den Beobachtungen, die man an an-
dern Cordilleren der Erde gemacht hat, zu wider-
ſprechen, da man behauptet, daſs ſie insgeſammt
gegen Süden und Weſten hin gählinger abfallen.
Dieſer Widerſpruch iſt aber nur ſcheinbar, indem
der nördliche Theil der Cordillere bey der groſsen
Kataſtrophe, durch die der Meerbuſen von Mexico
ward, durch die Gewalt des Waſſers weggeriſſen
wurde, und alſo der nördliche Abhang ſeiner Zeit
auch hier ſanfter ſeyn konnte, als der ſüdliche.

Betrachtet man die Geſtalt der Küſte, ſo zeigt
ſie ſich ziemlich regelmäſsig gezähnt. Die Vorge-
birge von tres Puntas, Codera, S. Roman und
Chichibacoa (weſtlich vom Cabo de la Vela) bil-
den eine Reihe von Landſpitzen, unter denen die
weſtlichen mehr nach Norden zu auslaufen, als die
öſtlichen. Im Strich (au vent) eines jeden dieſer
Vorgebirge hat ſich eine Bucht (anse) gebildet, und
man kann ſich nicht enthalten, in dieſer ſonderba-
ren Bildung die Wirkung der tropiſchen Strömung
(die man auch die Strömung der Erdrotation nen-
nen könnte) zu ſehen, eine Wirkung, die ſich auch
in der Richtung der Küſten von Cuba, St. Domin-
go
, Portorico, Yucatan und Honduras, ſogar in
der Reihe der Inſeln unter dem Winde (Grenada,
Orchila, Rocca, Aves, Buenayre, Curacao und

Aruba)
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0016" n="324"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Abhandlungen</hi></hi>.</fw><lb/>
fahrer von gro&#x017F;ser Wichtigkeit, indem &#x017F;ie nun durch<lb/>
den Erhebungswinkel ihre Entfernung von der Kü-<lb/>
&#x017F;te finden können, &#x017F;o da&#x017F;s die Länge von 4 St. 37&#x2032;<lb/>
32&#x2033; we&#x017F;tl. von Paris, ihnen dienen wird, &#x017F;ich zu<lb/>
orientiren.</p><lb/>
        <p>Die Er&#x017F;cheinung eines &#x017F;anfteren Abfalls nach<lb/>
Süden &#x017F;cheint den Beobachtungen, die man an an-<lb/>
dern Cordilleren der Erde gemacht hat, zu wider-<lb/>
&#x017F;prechen, da man behauptet, da&#x017F;s &#x017F;ie insge&#x017F;ammt<lb/>
gegen Süden und We&#x017F;ten hin gählinger abfallen.<lb/>
Die&#x017F;er Wider&#x017F;pruch i&#x017F;t aber nur &#x017F;cheinbar, indem<lb/>
der nördliche Theil der Cordillere bey der gro&#x017F;sen<lb/>
Kata&#x017F;trophe, durch die der Meerbu&#x017F;en von Mexico<lb/>
ward, durch die Gewalt des Wa&#x017F;&#x017F;ers weggeri&#x017F;&#x017F;en<lb/>
wurde, und al&#x017F;o der nördliche Abhang &#x017F;einer Zeit<lb/>
auch hier &#x017F;anfter &#x017F;eyn konnte, als der &#x017F;üdliche.</p><lb/>
        <p>Betrachtet man die Ge&#x017F;talt der Kü&#x017F;te, &#x017F;o zeigt<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ich ziemlich regelmä&#x017F;sig gezähnt. Die Vorge-<lb/>
birge von <hi rendition="#i">tres Puntas</hi>, <hi rendition="#i">Codera</hi>, <hi rendition="#i">S. Roman</hi> und<lb/><hi rendition="#i">Chichibacoa</hi> (we&#x017F;tlich vom <hi rendition="#i">Cabo de la Vela</hi>) bil-<lb/>
den eine Reihe von Land&#x017F;pitzen, unter denen die<lb/>
we&#x017F;tlichen mehr nach Norden zu auslaufen, als die<lb/>
ö&#x017F;tlichen. Im Strich (au vent) eines jeden die&#x017F;er<lb/>
Vorgebirge hat &#x017F;ich eine Bucht (anse) gebildet, und<lb/>
man kann &#x017F;ich nicht enthalten, in die&#x017F;er &#x017F;onderba-<lb/>
ren Bildung die Wirkung der tropi&#x017F;chen Strömung<lb/>
(die man auch die Strömung der Erdrotation nen-<lb/>
nen könnte) zu &#x017F;ehen, eine Wirkung, die &#x017F;ich auch<lb/>
in der Richtung der Kü&#x017F;ten von <hi rendition="#i">Cuba</hi>, <hi rendition="#i">St. Domin-<lb/>
go</hi>, <hi rendition="#i">Portorico</hi>, <hi rendition="#i">Yucatan</hi> und <hi rendition="#i">Honduras</hi>, &#x017F;ogar in<lb/>
der Reihe der In&#x017F;eln unter dem Winde (<hi rendition="#i">Grenada</hi>,<lb/><hi rendition="#i">Orchila</hi>, <hi rendition="#i">Rocca</hi>, <hi rendition="#i">Aves</hi>, <hi rendition="#i">Buenayre</hi>, <hi rendition="#i">Curacao</hi> und<lb/>
<fw type="catch" place="bottom"><hi rendition="#i">Aruba)</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[324/0016] Abhandlungen. fahrer von groſser Wichtigkeit, indem ſie nun durch den Erhebungswinkel ihre Entfernung von der Kü- ſte finden können, ſo daſs die Länge von 4 St. 37′ 32″ weſtl. von Paris, ihnen dienen wird, ſich zu orientiren. Die Erſcheinung eines ſanfteren Abfalls nach Süden ſcheint den Beobachtungen, die man an an- dern Cordilleren der Erde gemacht hat, zu wider- ſprechen, da man behauptet, daſs ſie insgeſammt gegen Süden und Weſten hin gählinger abfallen. Dieſer Widerſpruch iſt aber nur ſcheinbar, indem der nördliche Theil der Cordillere bey der groſsen Kataſtrophe, durch die der Meerbuſen von Mexico ward, durch die Gewalt des Waſſers weggeriſſen wurde, und alſo der nördliche Abhang ſeiner Zeit auch hier ſanfter ſeyn konnte, als der ſüdliche. Betrachtet man die Geſtalt der Küſte, ſo zeigt ſie ſich ziemlich regelmäſsig gezähnt. Die Vorge- birge von tres Puntas, Codera, S. Roman und Chichibacoa (weſtlich vom Cabo de la Vela) bil- den eine Reihe von Landſpitzen, unter denen die weſtlichen mehr nach Norden zu auslaufen, als die öſtlichen. Im Strich (au vent) eines jeden dieſer Vorgebirge hat ſich eine Bucht (anse) gebildet, und man kann ſich nicht enthalten, in dieſer ſonderba- ren Bildung die Wirkung der tropiſchen Strömung (die man auch die Strömung der Erdrotation nen- nen könnte) zu ſehen, eine Wirkung, die ſich auch in der Richtung der Küſten von Cuba, St. Domin- go, Portorico, Yucatan und Honduras, ſogar in der Reihe der Inſeln unter dem Winde (Grenada, Orchila, Rocca, Aves, Buenayre, Curacao und Aruba)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Eine weitere Fassung dieses Textes finden Sie in der Ausgabe Sämtliche Schriften digital (2021 ff.) der Universität Bern.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_skizze01_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_skizze01_1802/16
Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Skizze einer Geologischen Schilderung des südlichen Amerika. In: Allgemeine Geographische Ephemeriden. Bd. 9 (1802) St. 4, S. 310-329, hier S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_skizze01_1802/16>, abgerufen am 21.11.2024.