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Humboldt, Alexander von: Versuch über einige physikalische und chemische Grundsätze der Salzwerkskunde. In: Bergmännisches Journal, Bd. V.1 (1792), S. 1–45, S. 97–141.

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gebunden - ein Umstand, der wenig bemerkt
und dem Gradiren doch sehr hinderlich ist.

Um so wichtiger scheint es daher, da der
Wärmestoff das Hauptagens bey der Verdam-
pfung ist, und die Abendwinde überdies viel Feuch-
tigkeit bringen, die Gradirhäuser (wenn es sonst
das Lokal erlaubt) mit den Giebeln gegen Abend
und Morgen zu stellen. Die Sonnenstrahlen
fallen dann unmittelbar auf die Dornwände.
Je mehr Oberfläche überdies die Sooltröpfchen
der Athmosphäre darbieten, d. h. je vielfacher
und kleiner sie sind, desto leichter wird ihr wäs-
sericher Antheil in Dampf aufgelöst. Darauf
beruht die Regel, die Stellagen so dicht als
möglich*) mit Dornwellen auszustopfen (gegen
den Sturm ist durch die Windstreben hinläng-

lich
ein Phänomen beym Soggen erklärt. S. auch Lavoi-
sier Tr. elem. T. II. p.
425 und p. 438.
*) Bisweilen hindert daran die Besorgnis vor dem all-
zuhäufigen Dornstein, wie z. B. bey den beyden 2500
und 3000 Fuß langen Lekwerken zu Bruchsal und den
50000 Quadratfuß Gradirwänden zu Pyrmont. Die Bruch-
saler Soole, welche sich in neuern Zeiten (durch zuströ-
mende wilde Wasser?) bis 1 und löthig verschlim-
mert hat, und schon in 6 Jahren die Dornen untaug-
lich mache; die Pyrmonter, welche 2gradig ist; und
die Nauheimer, gehören zu den unreinsten Soolen, die
ich gesehen.
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gebunden – ein Umſtand, der wenig bemerkt
und dem Gradiren doch ſehr hinderlich iſt.

Um ſo wichtiger ſcheint es daher, da der
Waͤrmeſtoff das Hauptagens bey der Verdam-
pfung iſt, und die Abendwinde uͤberdies viel Feuch-
tigkeit bringen, die Gradirhaͤuſer (wenn es ſonſt
das Lokal erlaubt) mit den Giebeln gegen Abend
und Morgen zu ſtellen. Die Sonnenſtrahlen
fallen dann unmittelbar auf die Dornwaͤnde.
Je mehr Oberflaͤche uͤberdies die Sooltroͤpfchen
der Athmosphaͤre darbieten, d. h. je vielfacher
und kleiner ſie ſind, deſto leichter wird ihr waͤſ-
ſericher Antheil in Dampf aufgeloͤſt. Darauf
beruht die Regel, die Stellagen ſo dicht als
moͤglich*) mit Dornwellen auszuſtopfen (gegen
den Sturm iſt durch die Windſtreben hinlaͤng-

lich
ein Phaͤnomen beym Soggen erklaͤrt. S. auch Lavoi-
ſier Tr. élém. T. II. p.
425 und p. 438.
*) Bisweilen hindert daran die Beſorgnis vor dem all-
zuhaͤufigen Dornſtein, wie z. B. bey den beyden 2500
und 3000 Fuß langen Lekwerken zu Bruchſal und den
50000 Quadratfuß Gradirwaͤnden zu Pyrmont. Die Bruch-
ſaler Soole, welche ſich in neuern Zeiten (durch zuſtroͤ-
mende wilde Waſſer?) bis 1 und loͤthig verſchlim-
mert hat, und ſchon in 6 Jahren die Dornen untaug-
lich mache; die Pyrmonter, welche 2gradig iſt; und
die Nauheimer, gehoͤren zu den unreinſten Soolen, die
ich geſehen.
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[25/0026] gebunden – ein Umſtand, der wenig bemerkt und dem Gradiren doch ſehr hinderlich iſt. Um ſo wichtiger ſcheint es daher, da der Waͤrmeſtoff das Hauptagens bey der Verdam- pfung iſt, und die Abendwinde uͤberdies viel Feuch- tigkeit bringen, die Gradirhaͤuſer (wenn es ſonſt das Lokal erlaubt) mit den Giebeln gegen Abend und Morgen zu ſtellen. Die Sonnenſtrahlen fallen dann unmittelbar auf die Dornwaͤnde. Je mehr Oberflaͤche uͤberdies die Sooltroͤpfchen der Athmosphaͤre darbieten, d. h. je vielfacher und kleiner ſie ſind, deſto leichter wird ihr waͤſ- ſericher Antheil in Dampf aufgeloͤſt. Darauf beruht die Regel, die Stellagen ſo dicht als moͤglich *) mit Dornwellen auszuſtopfen (gegen den Sturm iſt durch die Windſtreben hinlaͤng- lich **) *) Bisweilen hindert daran die Beſorgnis vor dem all- zuhaͤufigen Dornſtein, wie z. B. bey den beyden 2500 und 3000 Fuß langen Lekwerken zu Bruchſal und den 50000 □F. Gradirwaͤnden zu Pyrmont. Die Bruch- ſaler Soole, welche ſich in neuern Zeiten (durch zuſtroͤ- mende wilde Waſſer?) bis 1 und [FORMEL] loͤthig verſchlim- mert hat, und ſchon in 6 Jahren die Dornen untaug- lich mache; die Pyrmonter, welche 2gradig iſt; und die Nauheimer, gehoͤren zu den unreinſten Soolen, die ich geſehen. **) ein Phaͤnomen beym Soggen erklaͤrt. S. auch Lavoi- ſier Tr. élém. T. II. p. 425 und p. 438. B 5

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Versuch über einige physikalische und chemische Grundsätze der Salzwerkskunde. In: Bergmännisches Journal, Bd. V.1 (1792), S. 1–45, S. 97–141, hier S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_salzwerkskunde_1792/26>, abgerufen am 22.11.2024.