Humboldt, Alexander von: Ueber einige wichtige Punkte der Geographie Guyanas. In: Annalen der Erd-, Völker- und Staatenkunde, 5 (1837/1838), S. 35-62.Über die Geographie von Guyana. er, nach einem Manuskript des Pater Andrea Fernandez de Souza," daß die reichen Goldzierrathe, die man bei den Tarianas-Jndia- nern finde, diesen von dem Panenoa-Stamme zukämen, der viel weiter in der Civilisation vorgeschritten sei als jene und an den Quellen des Rio Uaupes (Guepe) wohne". Jene Goldwäschen zwischen dem Uaupes, Jguiare und dem Yurubeche*) sind der Schauplatz der Thaten des Pedro de Ursua und Philipp von Hu- ten, eines deütschen Edelmanns, dessen Namen die Spanischen Schriftsteller in Felipe de Urre und Utre verwandelt haben. Jn- dianer von San Jose de Maravitanos, einem Orte 12 Seemeilen im Süden von San Carlos de Rio Negro, hatten dem Kapitain Poblador, Don Apollinario Diaz de la Fuente, der diese Ufer des oberen Orenoko, des Casiquiare, und des Rio Negro ein halbes Jahrhundert vor mir besuchte und dessen Reisejournale nach Quito ich mir verschaffte, eingeredet, "daß wenn man vierzehn Tage lang auf dem Uaupes gegen Nordwesten schiffe, man zu einem berühm- ten Goldsee gelange, der von Bergen umgeben und so groß sei, daß man das gegenüberliegende Ufer nicht erkennen könne. Die wilde Nation der Guanes dulde es nicht, daß man in dem sandi- gen Erdreiche, welches die Ufer des Sees bilde, Gold sammle". Das haüfig überschwemmte Land zwischen den Quellen des Juru- beche und des Rio Marahi, eines Zuflusses des Caqueta, wohin La beigegeben hat, berichtigen können. Die Versicherung des Pater An- drea Fernando Souza, hinsichtlich der Verbindung des Uaupes (Vaupe) mit dem Auiyari (Guaviare) hat keine Wahrscheinlichkeit für sich. (Man vergleiche meinen Atlas Nro. 21.) Es ist vielmehr der Jni- rida, ein Zufluß des Guaviare, der sich durch seine Richtung den Quellen des Rio Negro nähert. Um die Verwirrung in der hydro- graphischen Nomenklatur dieser Gegenden nicht zu vermehren, muß ich hier bemerken, daß das Manuskript des Pater Souza den Casi- quiare Guxiquiare, den Tuamini Tiniuini, den Atabapo Ya- tauapu, den Pimichin Yaita, wahrscheinlich wegen der Nähe der Mission Yavita, nennt. Da ich die genannten Flüsse beschifft habe, so kann ich mit einiger Sicherheit darüber sprechen. *) Man hat oft die Frage aufgeworfen, welches die Flüsse Jurubeche
und Jquiare der Pater Acunda und Fritz seien. Jch glaube, sie in dem Hyurubaxi (sprich Jurubaji mit dem Arabischen cha) und dem Jguiari der in dem hydrographischen Depot zu Rio Janeiro entwor- fenen Portugiesischen Manuskript-Karten erkannt zu haben. Der er- stere ergießt sich in den Rio Negro bei Santa Jsabella, der zweite mündet in den Jssana, einen Nebenfluß des Rio Negro. Über die Geographie von Guyana. er, nach einem Manuſkript des Pater Andrea Fernandez de Souza,„ daß die reichen Goldzierrathe, die man bei den Tarianas-Jndia- nern finde, dieſen von dem Panenoa-Stamme zukaͤmen, der viel weiter in der Civiliſation vorgeſchritten ſei als jene und an den Quellen des Rio Uaupes (Guepe) wohne“. Jene Goldwaͤſchen zwiſchen dem Uaupes, Jguiare und dem Yurubeche*) ſind der Schauplatz der Thaten des Pedro de Urſua und Philipp von Hu- ten, eines deuͤtſchen Edelmanns, deſſen Namen die Spaniſchen Schriftſteller in Felipe de Urre und Utre verwandelt haben. Jn- dianer von San Joſe de Maravitanos, einem Orte 12 Seemeilen im Suͤden von San Carlos de Rio Negro, hatten dem Kapitain Poblador, Don Apollinario Diaz de la Fuente, der dieſe Ufer des oberen Orenoko, des Caſiquiare, und des Rio Negro ein halbes Jahrhundert vor mir beſuchte und deſſen Reiſejournale nach Quito ich mir verſchaffte, eingeredet, „daß wenn man vierzehn Tage lang auf dem Uaupes gegen Nordweſten ſchiffe, man zu einem beruͤhm- ten Goldſee gelange, der von Bergen umgeben und ſo groß ſei, daß man das gegenuͤberliegende Ufer nicht erkennen koͤnne. Die wilde Nation der Guanes dulde es nicht, daß man in dem ſandi- gen Erdreiche, welches die Ufer des Sees bilde, Gold ſammle“. Das hauͤfig uͤberſchwemmte Land zwiſchen den Quellen des Juru- beche und des Rio Marahi, eines Zufluſſes des Caqueta, wohin La beigegeben hat, berichtigen koͤnnen. Die Verſicherung des Pater An- drea Fernando Souza, hinſichtlich der Verbindung des Uaupes (Vaupe) mit dem Auiyari (Guaviare) hat keine Wahrſcheinlichkeit fuͤr ſich. (Man vergleiche meinen Atlas Nro. 21.) Es iſt vielmehr der Jni- rida, ein Zufluß des Guaviare, der ſich durch ſeine Richtung den Quellen des Rio Negro naͤhert. Um die Verwirrung in der hydro- graphiſchen Nomenklatur dieſer Gegenden nicht zu vermehren, muß ich hier bemerken, daß das Manuſkript des Pater Souza den Caſi- quiare Guxiquiare, den Tuamini Tiniuini, den Atabapo Ya- tauapu, den Pimichin Yaita, wahrſcheinlich wegen der Naͤhe der Miſſion Yavita, nennt. Da ich die genannten Fluͤſſe beſchifft habe, ſo kann ich mit einiger Sicherheit daruͤber ſprechen. *) Man hat oft die Frage aufgeworfen, welches die Fluͤſſe Jurubeche
und Jquiare der Pater Acuña und Fritz ſeien. Jch glaube, ſie in dem Hyurubaxi (ſprich Jurubaji mit dem Arabiſchen cha) und dem Jguiari der in dem hydrographiſchen Depot zu Rio Janeiro entwor- fenen Portugieſiſchen Manuſkript-Karten erkannt zu haben. Der er- ſtere ergießt ſich in den Rio Negro bei Santa Jſabella, der zweite muͤndet in den Jſſana, einen Nebenfluß des Rio Negro. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0011" n="45"/><fw place="top" type="header">Über die Geographie von Guyana.</fw><lb/> er, nach einem Manuſkript des Pater Andrea Fernandez de Souza,<lb/> „ daß die reichen Goldzierrathe, die man bei den Tarianas-Jndia-<lb/> nern finde, dieſen von dem Panenoa-Stamme zukaͤmen, der viel<lb/> weiter in der Civiliſation vorgeſchritten ſei als jene und an den<lb/> Quellen des Rio Uaupes (Guepe) wohne“. Jene Goldwaͤſchen<lb/> zwiſchen dem Uaupes, Jguiare und dem Yurubeche<note place="foot" n="*)">Man hat oft die Frage aufgeworfen, welches die Fluͤſſe Jurubeche<lb/> und Jquiare der Pater Acuña und Fritz ſeien. Jch glaube, ſie in<lb/> dem Hyurubaxi (ſprich Jurubaji mit dem Arabiſchen cha) und dem<lb/> Jguiari der in dem hydrographiſchen Depot zu Rio Janeiro entwor-<lb/> fenen Portugieſiſchen Manuſkript-Karten erkannt zu haben. Der er-<lb/> ſtere ergießt ſich in den Rio Negro bei Santa Jſabella, der zweite<lb/> muͤndet in den Jſſana, einen Nebenfluß des Rio Negro.</note> ſind der<lb/> Schauplatz der Thaten des Pedro de Urſua und Philipp von Hu-<lb/> ten, eines deuͤtſchen Edelmanns, deſſen Namen die Spaniſchen<lb/> Schriftſteller in Felipe de Urre und Utre verwandelt haben. Jn-<lb/> dianer von San Joſe de Maravitanos, einem Orte 12 Seemeilen<lb/> im Suͤden von San Carlos de Rio Negro, hatten dem Kapitain<lb/><hi rendition="#g">Poblador</hi>, Don Apollinario Diaz de la Fuente, der dieſe Ufer<lb/> des oberen Orenoko, des Caſiquiare, und des Rio Negro ein halbes<lb/> Jahrhundert vor mir beſuchte und deſſen Reiſejournale nach Quito<lb/> ich mir verſchaffte, eingeredet, „daß wenn man vierzehn Tage lang<lb/> auf dem Uaupes gegen Nordweſten ſchiffe, man zu einem beruͤhm-<lb/> ten <hi rendition="#g">Goldſee</hi> gelange, der von Bergen umgeben und ſo groß ſei,<lb/> daß man das gegenuͤberliegende Ufer nicht erkennen koͤnne. Die<lb/> wilde Nation der Guanes dulde es nicht, daß man in dem ſandi-<lb/> gen Erdreiche, welches die Ufer des Sees bilde, Gold ſammle“.<lb/> Das hauͤfig uͤberſchwemmte Land zwiſchen den Quellen des Juru-<lb/> beche und des Rio Marahi, eines Zufluſſes des Caqueta, wohin La<lb/><note xml:id="fn3.1" prev="#fn3" place="foot" n="**)">beigegeben hat, berichtigen koͤnnen. Die Verſicherung des Pater An-<lb/> drea Fernando Souza, hinſichtlich der Verbindung des Uaupes (Vaupe)<lb/> mit dem Auiyari (Guaviare) hat keine Wahrſcheinlichkeit fuͤr ſich.<lb/> (Man vergleiche meinen Atlas Nro. 21.) Es iſt vielmehr der Jni-<lb/> rida, ein Zufluß des Guaviare, der ſich durch ſeine Richtung den<lb/> Quellen des Rio Negro naͤhert. Um die Verwirrung in der hydro-<lb/> graphiſchen Nomenklatur dieſer Gegenden nicht zu vermehren, muß<lb/> ich hier bemerken, daß das Manuſkript des Pater Souza den Caſi-<lb/> quiare <hi rendition="#g">Guxiquiare</hi>, den Tuamini <hi rendition="#g">Tiniuini</hi>, den Atabapo <hi rendition="#g">Ya-<lb/> tauapu</hi>, den Pimichin <hi rendition="#g">Yaita</hi>, wahrſcheinlich wegen der Naͤhe der<lb/> Miſſion Yavita, nennt. Da ich die genannten Fluͤſſe beſchifft habe,<lb/> ſo kann ich mit einiger Sicherheit daruͤber ſprechen.</note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [45/0011]
Über die Geographie von Guyana.
er, nach einem Manuſkript des Pater Andrea Fernandez de Souza,
„ daß die reichen Goldzierrathe, die man bei den Tarianas-Jndia-
nern finde, dieſen von dem Panenoa-Stamme zukaͤmen, der viel
weiter in der Civiliſation vorgeſchritten ſei als jene und an den
Quellen des Rio Uaupes (Guepe) wohne“. Jene Goldwaͤſchen
zwiſchen dem Uaupes, Jguiare und dem Yurubeche *) ſind der
Schauplatz der Thaten des Pedro de Urſua und Philipp von Hu-
ten, eines deuͤtſchen Edelmanns, deſſen Namen die Spaniſchen
Schriftſteller in Felipe de Urre und Utre verwandelt haben. Jn-
dianer von San Joſe de Maravitanos, einem Orte 12 Seemeilen
im Suͤden von San Carlos de Rio Negro, hatten dem Kapitain
Poblador, Don Apollinario Diaz de la Fuente, der dieſe Ufer
des oberen Orenoko, des Caſiquiare, und des Rio Negro ein halbes
Jahrhundert vor mir beſuchte und deſſen Reiſejournale nach Quito
ich mir verſchaffte, eingeredet, „daß wenn man vierzehn Tage lang
auf dem Uaupes gegen Nordweſten ſchiffe, man zu einem beruͤhm-
ten Goldſee gelange, der von Bergen umgeben und ſo groß ſei,
daß man das gegenuͤberliegende Ufer nicht erkennen koͤnne. Die
wilde Nation der Guanes dulde es nicht, daß man in dem ſandi-
gen Erdreiche, welches die Ufer des Sees bilde, Gold ſammle“.
Das hauͤfig uͤberſchwemmte Land zwiſchen den Quellen des Juru-
beche und des Rio Marahi, eines Zufluſſes des Caqueta, wohin La
**)
*) Man hat oft die Frage aufgeworfen, welches die Fluͤſſe Jurubeche
und Jquiare der Pater Acuña und Fritz ſeien. Jch glaube, ſie in
dem Hyurubaxi (ſprich Jurubaji mit dem Arabiſchen cha) und dem
Jguiari der in dem hydrographiſchen Depot zu Rio Janeiro entwor-
fenen Portugieſiſchen Manuſkript-Karten erkannt zu haben. Der er-
ſtere ergießt ſich in den Rio Negro bei Santa Jſabella, der zweite
muͤndet in den Jſſana, einen Nebenfluß des Rio Negro.
**) beigegeben hat, berichtigen koͤnnen. Die Verſicherung des Pater An-
drea Fernando Souza, hinſichtlich der Verbindung des Uaupes (Vaupe)
mit dem Auiyari (Guaviare) hat keine Wahrſcheinlichkeit fuͤr ſich.
(Man vergleiche meinen Atlas Nro. 21.) Es iſt vielmehr der Jni-
rida, ein Zufluß des Guaviare, der ſich durch ſeine Richtung den
Quellen des Rio Negro naͤhert. Um die Verwirrung in der hydro-
graphiſchen Nomenklatur dieſer Gegenden nicht zu vermehren, muß
ich hier bemerken, daß das Manuſkript des Pater Souza den Caſi-
quiare Guxiquiare, den Tuamini Tiniuini, den Atabapo Ya-
tauapu, den Pimichin Yaita, wahrſcheinlich wegen der Naͤhe der
Miſſion Yavita, nennt. Da ich die genannten Fluͤſſe beſchifft habe,
ſo kann ich mit einiger Sicherheit daruͤber ſprechen.
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