Humboldt, Alexander von: [Rede an die Potsdamer Stadtverordneten bei Empfang des Ehrenbürgerbriefes von Potsdam, 21. Okt. 1849]. In: Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen, Nr. 253 (1849), S. [2-3].
"Jch glaube Jhnen, werthgeschätzte Mitbürger, meinen tiefge- Potsdam, den 21. Oktober 1849. Alexander v. Humboldt [irrelevantes Material - 38 Zeilen fehlen]
"Jch glaube Jhnen, werthgeſchätzte Mitbürger, meinen tiefge- Potsdam, den 21. Oktober 1849. Alexander v. Humboldt [irrelevantes Material – 38 Zeilen fehlen]<TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0002"/><lb/><cb n="1"/><lb/> theilen, welche Alexander v. Humboldt der Deputation, die<lb/> ihm das Diplom des Ehrenbürgers überreicht, gegeben<lb/> hatte. Sie lautet:</p><lb/> <p>"Jch glaube Jhnen, werthgeſchätzte Mitbürger, meinen tiefge-<lb/> fühlten Dank nicht angemeſſener und lebhafter ausdrücken zu<lb/> können, als wenn ich ſage, daß Sie nur eben ſo viel Freude,<lb/> als unerwartete Ehre geſchenkt haben. Eine ſolche Freude will<lb/> ich nicht durch die ernſte Frage trüben: wodurch könnte ich um<lb/> Sie, um Jhre ſchöne Stadt eine ſo ſeltene Auszeichnung ver-<lb/> dienen? Sie haben Jhrer würdig der pflegenden Sorgfalt für<lb/> das materielle Wohl, von höheren Anſichten geleitet, Jhre theil-<lb/> nehmnede Achtung auch für die Beſtrebungen darthun wollen,<lb/> die mit den Fortſchritten des Wiſſens, der Volkserziehung und<lb/> der allgemeinen Bildung des Menſchen zuſammenhangen. Als<lb/> den allzureichen Lohn für einen Theil dieſer Beſtrebungen, denen<lb/> mein ganzes, langes, vielbewegtes Leben gewidmet geweſen iſt,<lb/> nehme ich mit Stolz Jhre ehrenvolle Gabe an. Durch die Huld<lb/> zweier edlen Monarchen iſt mir 22 Jahr lang die Freude ge-<lb/> worden, mit wenigen Unterbrechungen, als Jhr Mitbürger zu<lb/> leben und in der anmuthig geſchmückten Natur die Anregungen<lb/> zu finden, deren keine lebendige darſtellung des ewigen Waltens<lb/> phyſiſcher Kräfte entbehren darf. Dankbar habe ich faſt jede<lb/> meiner neuen Schriften mit dem hiſtoriſchen Namen des Orts<lb/> geſchmückt, der mir ſo theuer geworden iſt, und in deren Mauern<lb/> 1767 ein Bruder geboren wurde, deſſen Name in dem Andenken<lb/> derer gefeiert wird, in denen ſich für die größern Anſichten eines<lb/> ſich regelmäßig fortſchreitend entwickelnden Staatslebens, der<lb/> freie Sinn erhalten hat. Mit dem Gefühle der innigsten Dank-<lb/> barkeit und Verehrung Jhr treu ergebenster</p><lb/> <p>Potsdam, den 21. Oktober 1849. <hi rendition="#g">Alexander v. Humboldt</hi></p><lb/> <gap reason="insignificant" unit="lines" quantity="38"/><lb/> </body> </text> </TEI> [0002]
theilen, welche Alexander v. Humboldt der Deputation, die
ihm das Diplom des Ehrenbürgers überreicht, gegeben
hatte. Sie lautet:
"Jch glaube Jhnen, werthgeſchätzte Mitbürger, meinen tiefge-
fühlten Dank nicht angemeſſener und lebhafter ausdrücken zu
können, als wenn ich ſage, daß Sie nur eben ſo viel Freude,
als unerwartete Ehre geſchenkt haben. Eine ſolche Freude will
ich nicht durch die ernſte Frage trüben: wodurch könnte ich um
Sie, um Jhre ſchöne Stadt eine ſo ſeltene Auszeichnung ver-
dienen? Sie haben Jhrer würdig der pflegenden Sorgfalt für
das materielle Wohl, von höheren Anſichten geleitet, Jhre theil-
nehmnede Achtung auch für die Beſtrebungen darthun wollen,
die mit den Fortſchritten des Wiſſens, der Volkserziehung und
der allgemeinen Bildung des Menſchen zuſammenhangen. Als
den allzureichen Lohn für einen Theil dieſer Beſtrebungen, denen
mein ganzes, langes, vielbewegtes Leben gewidmet geweſen iſt,
nehme ich mit Stolz Jhre ehrenvolle Gabe an. Durch die Huld
zweier edlen Monarchen iſt mir 22 Jahr lang die Freude ge-
worden, mit wenigen Unterbrechungen, als Jhr Mitbürger zu
leben und in der anmuthig geſchmückten Natur die Anregungen
zu finden, deren keine lebendige darſtellung des ewigen Waltens
phyſiſcher Kräfte entbehren darf. Dankbar habe ich faſt jede
meiner neuen Schriften mit dem hiſtoriſchen Namen des Orts
geſchmückt, der mir ſo theuer geworden iſt, und in deren Mauern
1767 ein Bruder geboren wurde, deſſen Name in dem Andenken
derer gefeiert wird, in denen ſich für die größern Anſichten eines
ſich regelmäßig fortſchreitend entwickelnden Staatslebens, der
freie Sinn erhalten hat. Mit dem Gefühle der innigsten Dank-
barkeit und Verehrung Jhr treu ergebenster
Potsdam, den 21. Oktober 1849. Alexander v. Humboldt
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Zitationshilfe: | Humboldt, Alexander von: [Rede an die Potsdamer Stadtverordneten bei Empfang des Ehrenbürgerbriefes von Potsdam, 21. Okt. 1849]. In: Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen, Nr. 253 (1849), S. [2-3], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_potsdam_1849/2>, abgerufen am 16.02.2025. |