Humboldt, Alexander von: Ideen zu einer Physiognomik der Gewächse. Tübingen, 1806.Tannen- oder Palmengebüsche von Buchen, nicht aber Sechszehn Pflanzenformen bestimmen hauptsächlich Tannen- oder Palmengebüsche von Buchen, nicht aber Sechszehn Pflanzenformen bestimmen hauptsächlich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0016" n="16"/> Tannen- oder Palmengebüsche von <choice><orig>Büchen</orig><reg>Buchen</reg></choice>, nicht aber<lb/> diese von andern Laubholzwäldern!<lb/></p> <p>Sechszehn Pflanzenformen bestimmen hauptsächlich<lb/> die Physiognomie der Natur. Ich zähle nur diejenigen<lb/> auf, welche ich bei meinen Reisen durch beide<lb/> Welttheile, und bei einer vieljährigen Aufmerksamkeit<lb/> auf die Vegetation der verschiedenen Himmelsstriche<lb/> zwischen dem 55sten Grade nördlicher und dem<lb/> 12ten Grade südlicher Breite, beobachtet habe. Die<lb/> Zahl dieser Formen wird gewiſs ansehnlich vermehrt<lb/> werden, wenn man einst in das Innere der Continente<lb/> tiefer eindringt, und neue Pflanzengattungen entdeckt.<lb/> Im südöstlichen <placeName>Asien</placeName>, im Inneren von <placeName>Afrika</placeName><lb/> und <placeName>Neuholland</placeName>, in <placeName>Süd-Amerika</placeName> vom <placeName>Amazonenstrome</placeName><lb/> bis zum Gebirge <placeName>Chiquitos</placeName> hin, ist uns die Vegetation<lb/> noch völlig unbekannt. Wie, wenn man gar<lb/> ein Land entdeckte, in welchem holzige Schwämme,<lb/> z. B. <choice><sic>Calvarien</sic><corr>Clavarien</corr></choice> oder Moose, hohe Bäume bildeten?<lb/> Nekera dendroïdes, ein deutsches Laubmoos, ist in<lb/> der That baumartig, und die tropischen Farrenkräuter,<lb/> oft höher als unsere Linden und Erlen, sind für den<lb/> Europäer noch jezt ein eben so überraschender Anblick,<lb/> als dem ersten Entdecker ein Wald hoher Laubmoose<lb/> seyn würde! Gröſse und Entwickelung der<lb/> Organe hangt von der Begünstigung klimatischer<lb/> Verhältnisse ab. Die kleine, aber schlanke Form unserer<lb/> Eidechse dehnt sich im Süden zu dem kolossalen<lb/> und gepanzerten Körper furchtbarer Crocodyle aus. In<lb/> den ungeheuern Katzen von <placeName>Afrika</placeName> und <placeName>Amerika</placeName>, im<lb/> Tiger, im Löwen und Jaguar, ist die Gestalt eines<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [16/0016]
Tannen- oder Palmengebüsche von Büchen, nicht aber
diese von andern Laubholzwäldern!
Sechszehn Pflanzenformen bestimmen hauptsächlich
die Physiognomie der Natur. Ich zähle nur diejenigen
auf, welche ich bei meinen Reisen durch beide
Welttheile, und bei einer vieljährigen Aufmerksamkeit
auf die Vegetation der verschiedenen Himmelsstriche
zwischen dem 55sten Grade nördlicher und dem
12ten Grade südlicher Breite, beobachtet habe. Die
Zahl dieser Formen wird gewiſs ansehnlich vermehrt
werden, wenn man einst in das Innere der Continente
tiefer eindringt, und neue Pflanzengattungen entdeckt.
Im südöstlichen Asien, im Inneren von Afrika
und Neuholland, in Süd-Amerika vom Amazonenstrome
bis zum Gebirge Chiquitos hin, ist uns die Vegetation
noch völlig unbekannt. Wie, wenn man gar
ein Land entdeckte, in welchem holzige Schwämme,
z. B. Clavarien oder Moose, hohe Bäume bildeten?
Nekera dendroïdes, ein deutsches Laubmoos, ist in
der That baumartig, und die tropischen Farrenkräuter,
oft höher als unsere Linden und Erlen, sind für den
Europäer noch jezt ein eben so überraschender Anblick,
als dem ersten Entdecker ein Wald hoher Laubmoose
seyn würde! Gröſse und Entwickelung der
Organe hangt von der Begünstigung klimatischer
Verhältnisse ab. Die kleine, aber schlanke Form unserer
Eidechse dehnt sich im Süden zu dem kolossalen
und gepanzerten Körper furchtbarer Crocodyle aus. In
den ungeheuern Katzen von Afrika und Amerika, im
Tiger, im Löwen und Jaguar, ist die Gestalt eines
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