Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Humboldt, Alexander von: Notizen Alex. von Humboldt's von seinen Reisen in der Kordillere der Anden und von seinen physikalischen Beobachtungen in Quito und Mexico. In: Annalen der Physik, Bd. 16 (1804), S. 450-493.

Bild:
<< vorherige Seite

und absorbirt 167,2 Th. Sauerstoffgas, wovon 46 im
kohlensauren Gas vorhanden sind, 121 aber das
Thier sich aneignet, welches bei der Farbe seines
Bluts sehr wenig ist. Zu der Analyse der Luft dien-
te mir Kalkwasser und sehr sorgfältig bereitetes
Salpetergas. Die Versuche sind sehr mühselig und
erfordern grosse Vorsicht. -- Das Krokodill ist
für kohlensaures Gas so empfindlich, dass es stirbt,
wenn man es in Luft bringt, die schon durch ein
Krokodill verdorben worden ist; doch kann es 2
bis 3 Stunden ohne alle Respiration leben. So klein
die Thiere auch waren, so hätten sie doch einen
Finger abbeissen können, und sie hatten den Muth,
einen Hund anzugreifen. Wir bringen sehr genaue
und umständliche Beschreibungen des südamerika-
nischen Krokodilles mit, wovon es 3 verschiedne
Arten giebt, die das Volk durch die Namen: Bava,
Caiman, Krokodill
, unterscheidet. Diese Ungeheuer
sind in den hiesigen tropischen Gegenden die wah-
ren Fische der Flüsse, und an einigen Orten von
einem so guten Naturell, dass man sich in ihrer Ge-
genwart badet, an andern so bösartig und grau-
sam, dass sie wohl Indianer mitten in der Strasse an
den Kayen anfallen und verschlingen. -- --

Nahe bei Sta Fe findet sich im Campo de
Gigante
in einer Höhe von 1370 Toisen eine
ungeheure Menge fossiler Elephantenknochen, theils
von der afrikanischen, theils von der fleischfres-
senden Art, deren Skelette man am Ohio entdeckt
hat. Wir haben da nachgraben lassen, und meh-

und abſorbirt 167,2 Th. Sauerſtoffgas, wovon 46 im
kohlenſauren Gas vorhanden ſind, 121 aber das
Thier ſich aneignet, welches bei der Farbe ſeines
Bluts ſehr wenig iſt. Zu der Analyſe der Luft dien-
te mir Kalkwaſſer und ſehr ſorgfältig bereitetes
Salpetergas. Die Verſuche ſind ſehr mühſelig und
erfordern groſse Vorſicht. — Das Krokodill iſt
für kohlenſaures Gas ſo empfindlich, daſs es ſtirbt,
wenn man es in Luft bringt, die ſchon durch ein
Krokodill verdorben worden iſt; doch kann es 2
bis 3 Stunden ohne alle Reſpiration leben. So klein
die Thiere auch waren, ſo hätten ſie doch einen
Finger abbeiſsen können, und ſie hatten den Muth,
einen Hund anzugreifen. Wir bringen ſehr genaue
und umſtändliche Beſchreibungen des ſüdamerika-
niſchen Krokodilles mit, wovon es 3 verſchiedne
Arten giebt, die das Volk durch die Namen: Bava,
Caiman, Krokodill
, unterſcheidet. Dieſe Ungeheuer
ſind in den hieſigen tropiſchen Gegenden die wah-
ren Fiſche der Flüſſe, und an einigen Orten von
einem ſo guten Naturell, daſs man ſich in ihrer Ge-
genwart badet, an andern ſo bösartig und grau-
ſam, daſs ſie wohl Indianer mitten in der Straſse an
den Kayen anfallen und verſchlingen. — —

Nahe bei Sta Fé findet ſich im Campo de
Gigante
in einer Höhe von 1370 Toiſen eine
ungeheure Menge foſſiler Elephantenknochen, theils
von der afrikaniſchen, theils von der fleiſchfreſ-
ſenden Art, deren Skelette man am Ohio entdeckt
hat. Wir haben da nachgraben laſſen, und meh-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0025" n="474"/>
und ab&#x017F;orbirt 167,2 Th. Sauer&#x017F;toffgas, wovon 46 im<lb/>
kohlen&#x017F;auren Gas vorhanden &#x017F;ind, 121 aber das<lb/>
Thier &#x017F;ich aneignet, welches bei der Farbe &#x017F;eines<lb/>
Bluts &#x017F;ehr wenig i&#x017F;t. Zu der Analy&#x017F;e der Luft dien-<lb/>
te mir Kalkwa&#x017F;&#x017F;er und &#x017F;ehr &#x017F;orgfältig bereitetes<lb/>
Salpetergas. Die Ver&#x017F;uche &#x017F;ind &#x017F;ehr müh&#x017F;elig und<lb/>
erfordern gro&#x017F;se Vor&#x017F;icht. &#x2014; Das Krokodill i&#x017F;t<lb/>
für kohlen&#x017F;aures Gas &#x017F;o empfindlich, da&#x017F;s es &#x017F;tirbt,<lb/>
wenn man es in Luft bringt, die &#x017F;chon durch ein<lb/>
Krokodill verdorben worden i&#x017F;t; doch kann es 2<lb/>
bis 3 Stunden ohne alle Re&#x017F;piration leben. So klein<lb/>
die Thiere auch waren, &#x017F;o hätten &#x017F;ie doch einen<lb/>
Finger abbei&#x017F;sen können, und &#x017F;ie hatten den Muth,<lb/>
einen Hund anzugreifen. Wir bringen &#x017F;ehr genaue<lb/>
und um&#x017F;tändliche Be&#x017F;chreibungen des &#x017F;üdamerika-<lb/>
ni&#x017F;chen Krokodilles mit, wovon es 3 ver&#x017F;chiedne<lb/>
Arten giebt, die das Volk durch die Namen: <hi rendition="#i">Bava,<lb/>
Caiman, Krokodill</hi>, unter&#x017F;cheidet. Die&#x017F;e Ungeheuer<lb/>
&#x017F;ind in den hie&#x017F;igen tropi&#x017F;chen Gegenden die wah-<lb/>
ren Fi&#x017F;che der Flü&#x017F;&#x017F;e, und an einigen Orten von<lb/>
einem &#x017F;o guten Naturell, da&#x017F;s man &#x017F;ich in ihrer Ge-<lb/>
genwart badet, an andern &#x017F;o bösartig und grau-<lb/>
&#x017F;am, da&#x017F;s &#x017F;ie wohl Indianer mitten in der Stra&#x017F;se an<lb/>
den Kayen anfallen und ver&#x017F;chlingen. &#x2014; &#x2014;</p><lb/>
          <p>Nahe bei <hi rendition="#g">Sta Fé</hi> findet &#x017F;ich im <hi rendition="#g">Campo de<lb/>
Gigante</hi> in einer Höhe von 1370 Toi&#x017F;en eine<lb/>
ungeheure Menge <hi rendition="#i">fo&#x017F;&#x017F;iler Elephantenknochen</hi>, theils<lb/>
von der afrikani&#x017F;chen, theils von der flei&#x017F;chfre&#x017F;-<lb/>
&#x017F;enden Art, deren Skelette man am Ohio entdeckt<lb/>
hat. Wir haben da nachgraben la&#x017F;&#x017F;en, und meh-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[474/0025] und abſorbirt 167,2 Th. Sauerſtoffgas, wovon 46 im kohlenſauren Gas vorhanden ſind, 121 aber das Thier ſich aneignet, welches bei der Farbe ſeines Bluts ſehr wenig iſt. Zu der Analyſe der Luft dien- te mir Kalkwaſſer und ſehr ſorgfältig bereitetes Salpetergas. Die Verſuche ſind ſehr mühſelig und erfordern groſse Vorſicht. — Das Krokodill iſt für kohlenſaures Gas ſo empfindlich, daſs es ſtirbt, wenn man es in Luft bringt, die ſchon durch ein Krokodill verdorben worden iſt; doch kann es 2 bis 3 Stunden ohne alle Reſpiration leben. So klein die Thiere auch waren, ſo hätten ſie doch einen Finger abbeiſsen können, und ſie hatten den Muth, einen Hund anzugreifen. Wir bringen ſehr genaue und umſtändliche Beſchreibungen des ſüdamerika- niſchen Krokodilles mit, wovon es 3 verſchiedne Arten giebt, die das Volk durch die Namen: Bava, Caiman, Krokodill, unterſcheidet. Dieſe Ungeheuer ſind in den hieſigen tropiſchen Gegenden die wah- ren Fiſche der Flüſſe, und an einigen Orten von einem ſo guten Naturell, daſs man ſich in ihrer Ge- genwart badet, an andern ſo bösartig und grau- ſam, daſs ſie wohl Indianer mitten in der Straſse an den Kayen anfallen und verſchlingen. — — Nahe bei Sta Fé findet ſich im Campo de Gigante in einer Höhe von 1370 Toiſen eine ungeheure Menge foſſiler Elephantenknochen, theils von der afrikaniſchen, theils von der fleiſchfreſ- ſenden Art, deren Skelette man am Ohio entdeckt hat. Wir haben da nachgraben laſſen, und meh-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Eine weitere Fassung dieses Textes finden Sie in der Ausgabe Sämtliche Schriften digital (2021 ff.) der Universität Bern.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_notizen_1804
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_notizen_1804/25
Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Notizen Alex. von Humboldt's von seinen Reisen in der Kordillere der Anden und von seinen physikalischen Beobachtungen in Quito und Mexico. In: Annalen der Physik, Bd. 16 (1804), S. 450-493, hier S. 474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_notizen_1804/25>, abgerufen am 24.11.2024.