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Humboldt, Alexander von: Ueber Meeresströmungen im allgemeinen; und über die kalte peruanische Strömung der Südsee, im Gegensatze zu dem warmen Golf- oder Florida-Strome. [Druck vorgesehen für: Kleinere Schriften von Alexander von Humboldt. Zweiter Band (nicht erschienen).] Korrekturbogen aus dem Schiller Nationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv in Marbach a. N.: Cotta-Archiv, s. e., [1833-ca. 1855], S. 31-145.

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racruz auf der königlich spanischen Fregatte la O (Capitän Don Miguel Palacios), fast in der Mitte des mexicanischen Golfs (lat. 25°3/4 - 26°1/4, long. 91°1/2 - 89°3/4) einem heftigen mit Blitzen begleiteten Nordsturm ausgesetzt gewesen waren (Meereswärme 23°,8 und 24°,3 Cent.), erreichten wir ohngefähr in lat. 26° 40' die Untiefe an der westlichen Küste der Halbinsel von Florida. Die Meereswärme fiel allmälig Nachts nach 1 Uhr am 17ten auf 22°,7. Weiter südlich, bei den Baxos de la Tortuga und des Cayo del Marques, wo viel Medusen und Seetang zu sehen waren, fand ich die Temperatur der weißen, milchichten Sondenwasser1 abwechselnd 20° und 20°,4; aber kaum waren wir weiter südlich von der Sonde de la Tortuga ab in den tiefen und breiten Canal zwischen dem Florida-Riff und der Cuba-Küste bei Mariel gekommen, so stieg das centigrade Thermometer im Seewasser auf 25°,2. Da meine Beobachtungen in den März-Monat fallen, so stimmen sie ganz mit Deville's Isothermen vom Februar bis April überein. Daß im offenen Golfe in der Nähe der Havana die Temperatur nicht höher steht, ja wiederum abnimmt2, wird mit Recht

1 Hier die einzelnen Beobachtungen an Fahrenheitischen Graden, deren ich mich gern der kleineren Theilstriche wegen bediente, besonders bei nächtlichen Beobachtungen. Am 18 März (1804):
9 Uhr Morgens68°,0am Curse OSO gegen die Sonda
10 " "69,4noch nicht gelothet
12 " Mittags72,2tiefere Wasser
5 " Abends70,0viel Medusen
6 " "70,8Untiefe der Tortuga, 60 Faden
9 " "69,3Untiefe, Grund in 40 Faden.
Am 19 März, als wir die Untiefe gegen S und SSO verlassen, dem Mariel gegenüber 77°,8 (25°,8 Cent.), und so dieses Mal unverändert bis zur Havana.
2 General Sabine, der auf dem Pheasant Mitte November 1822, also in einer Epoche, wo die Meer-Temperatur wärmer als im März ist, diese Gegend besucht hat, sah, als er sich der Havana näherte, die Wärme von 28° bis auf 26°,8 C. sinken (Sabine, Pendulum Exper. p. 451). Auch im ganzen Monat April 1804 habe ich das Meer außerhalb des Morro de Havana meist nur zu 25°,8 bis 26°,2 gefunden. Es ist hier nur von Wärme-Unterschieden naher Wasserschichten die Rede; denn der Breite, in welcher die Havana liegt (23° 9'), würde nach vielen analogen Beobachtungen ohne den Einfluß des Golfstroms nur eine Meeres-Temperatur von 23°,6 Cent. zukommen. (Rel. hist. T III. p. 521.)

racruz auf der königlich spanischen Fregatte la O (Capitän Don Miguel Palacios), fast in der Mitte des mexicanischen Golfs (lat. 25°¾ - 26°¼, long. 91°½ - 89°¾) einem heftigen mit Blitzen begleiteten Nordsturm ausgesetzt gewesen waren (Meereswärme 23°,8 und 24°,3 Cent.), erreichten wir ohngefähr in lat. 26° 40′ die Untiefe an der westlichen Küste der Halbinsel von Florida. Die Meereswärme fiel allmälig Nachts nach 1 Uhr am 17ten auf 22°,7. Weiter südlich, bei den Baxos de la Tortuga und des Cayo del Marques, wo viel Medusen und Seetang zu sehen waren, fand ich die Temperatur der weißen, milchichten Sondenwasser1 abwechselnd 20° und 20°,4; aber kaum waren wir weiter südlich von der Sonde de la Tortuga ab in den tiefen und breiten Canal zwischen dem Florida-Riff und der Cuba-Küste bei Mariel gekommen, so stieg das centigrade Thermometer im Seewasser auf 25°,2. Da meine Beobachtungen in den März-Monat fallen, so stimmen sie ganz mit Deville's Isothermen vom Februar bis April überein. Daß im offenen Golfe in der Nähe der Havana die Temperatur nicht höher steht, ja wiederum abnimmt2, wird mit Recht

1 Hier die einzelnen Beobachtungen an Fahrenheitischen Graden, deren ich mich gern der kleineren Theilstriche wegen bediente, besonders bei nächtlichen Beobachtungen. Am 18 März (1804):
9 Uhr Morgens68°,0am Curse OSO gegen die Sonda
10 〃 〃69,4noch nicht gelothet
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5 〃 Abends70,0viel Medusen
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Am 19 März, als wir die Untiefe gegen S und SSO verlassen, dem Mariel gegenüber 77°,8 (25°,8 Cent.), und so dieses Mal unverändert bis zur Havana.
2 General Sabine, der auf dem Pheasant Mitte November 1822, also in einer Epoche, wo die Meer-Temperatur wärmer als im März ist, diese Gegend besucht hat, sah, als er sich der Havana näherte, die Wärme von 28° bis auf 26°,8 C. sinken (Sabine, Pendulum Exper. p. 451). Auch im ganzen Monat April 1804 habe ich das Meer außerhalb des Morro de Havana meist nur zu 25°,8 bis 26°,2 gefunden. Es ist hier nur von Wärme-Unterschieden naher Wasserschichten die Rede; denn der Breite, in welcher die Havana liegt (23° 9′), würde nach vielen analogen Beobachtungen ohne den Einfluß des Golfstroms nur eine Meeres-Temperatur von 23°,6 Cent. zukommen. (Rel. hist. T III. p. 521.)
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[109/0079] racruz auf der königlich spanischen Fregatte la O (Capitän Don Miguel Palacios), fast in der Mitte des mexicanischen Golfs (lat. 25°¾ - 26°¼, long. 91°½ - 89°¾) einem heftigen mit Blitzen begleiteten Nordsturm ausgesetzt gewesen waren (Meereswärme 23°,8 und 24°,3 Cent.), erreichten wir ohngefähr in lat. 26° 40′ die Untiefe an der westlichen Küste der Halbinsel von Florida. Die Meereswärme fiel allmälig Nachts nach 1 Uhr am 17ten auf 22°,7. Weiter südlich, bei den Baxos de la Tortuga und des Cayo del Marques, wo viel Medusen und Seetang zu sehen waren, fand ich die Temperatur der weißen, milchichten Sondenwasser 1 abwechselnd 20° und 20°,4; aber kaum waren wir weiter südlich von der Sonde de la Tortuga ab in den tiefen und breiten Canal zwischen dem Florida-Riff und der Cuba-Küste bei Mariel gekommen, so stieg das centigrade Thermometer im Seewasser auf 25°,2. Da meine Beobachtungen in den März-Monat fallen, so stimmen sie ganz mit Deville's Isothermen vom Februar bis April überein. Daß im offenen Golfe in der Nähe der Havana die Temperatur nicht höher steht, ja wiederum abnimmt 2, wird mit Recht 1 Hier die einzelnen Beobachtungen an Fahrenheitischen Graden, deren ich mich gern der kleineren Theilstriche wegen bediente, besonders bei nächtlichen Beobachtungen. Am 18 März (1804): 9 Uhr Morgens 68°,0 am Curse OSO gegen die Sonda 10 〃 〃 69,4 noch nicht gelothet 12 〃 Mittags 72,2 tiefere Wasser 5 〃 Abends 70,0 viel Medusen 6 〃 〃 70,8 Untiefe der Tortuga, 60 Faden 9 〃 〃 69,3 Untiefe, Grund in 40 Faden. Am 19 März, als wir die Untiefe gegen S und SSO verlassen, dem Mariel gegenüber 77°,8 (25°,8 Cent.), und so dieses Mal unverändert bis zur Havana. 2 General Sabine, der auf dem Pheasant Mitte Nov. 1822, also in einer Epoche, wo die Meer-Temperatur wärmer als im März ist, diese Gegend besucht hat, sah, als er sich der Havana näherte, die Wärme von 28° bis auf 26°,8 C. sinken (Sabine, Pendulum Exper. p. 451). Auch im ganzen Monat April 1804 habe ich das Meer außerhalb des Morro de Havana meist nur zu 25°,8 bis 26°,2 gefunden. Es ist hier nur von Wärme-Unterschieden naher Wasserschichten die Rede; denn der Breite, in welcher die Havana liegt (23° 9′), würde nach vielen analogen Beobachtungen ohne den Einfluß des Golfstroms nur eine Meeres-Temperatur von 23°,6 Cent. zukommen. (Rel. hist. T III. p. 521.)

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber Meeresströmungen im allgemeinen; und über die kalte peruanische Strömung der Südsee, im Gegensatze zu dem warmen Golf- oder Florida-Strome. [Druck vorgesehen für: Kleinere Schriften von Alexander von Humboldt. Zweiter Band (nicht erschienen).] Korrekturbogen aus dem Schiller Nationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv in Marbach a. N.: Cotta-Archiv, s. e., [1833-ca. 1855], S. 31-145, hier S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_meer_1833/79>, abgerufen am 24.11.2024.