Humboldt, Alexander von: Ueber den Manati des Orinoko. In: Archiv für Naturgeschichte, 4 Jg., Bd. 1 (1838), S. 1-18, [397], [399].filansicht eine fast beilförmige Gestalt zeigt. Alles angegebene filansicht eine fast beilförmige Gestalt zeigt. Alles angegebene <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="3"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0015" n="14"/> filansicht eine fast beilförmige Gestalt zeigt. Alles angegebene<lb/> finden wir auch am Schädel des <hi rendition="#i">M. latirostris</hi>; nur zeigen<lb/> die Abbildungen einige Differenzen, welche vielleicht auf Rech-<lb/> nung der Zeichner zu stellen sind. So viel geht aber aus ei-<lb/> ner Vergleichung beider hervor, daſs der von <hi rendition="#g">Harlan</hi> abge-<lb/> bildete Schädel dem von Home dargestellten Manati zugehört,<lb/> mithin <hi rendition="#g">Home's</hi> Abbildung nicht <hi rendition="#g">Cuvier's</hi> <hi rendition="#i">M. americanus</hi>,<lb/> sondern <hi rendition="#g">Harlan's</hi> <hi rendition="#i">M. latirostris</hi> darstellt. In dieser Ansicht,<lb/> welche sich mir bei Vergleichung der von <hi rendition="#g">Cuvier</hi> und <hi rendition="#g">Home</hi><lb/> abgebildeten Skelete schon früher aufgedrängt, wurde ich auf<lb/> das überraschendste durch Hrn. <hi rendition="#g">v. Humboldt's</hi> Zeichnung<lb/> des Manati vom Orinoko bestärkt. Ein Blick auf die Zeich-<lb/> nung läſst keinen Zweifel an der specifischen Verschiedenheit<lb/> beider Thiere übrig; und wir müssen um so mehr bedauern,<lb/> daſs <hi rendition="#g">E. Home</hi> so gut wie gar nichts von der äuſseren Ge-<lb/> stalt seines Thieres aufgezeichnet hat. Ueberhaupt hat er in<lb/> dieser Beschreibung des Manati einen glänzenden Beweis ge-<lb/> liefert, wie wenig er mit den Arbeiten seiner Vorgänger be-<lb/> kannt war. Er sagt nämlich: „die groſse und kleine Zehe<lb/> haben jede nur 2 Phalangen, die der groſsen Zehe zunächst<lb/> folgende hat 3, die folgende 4, die vierte 3.“ (Hierbei sind<lb/> immer die Mittelhandknochen als Phalangen mitgezählt.) Nun<lb/> aber trägt, nach <hi rendition="#g">Cuvier</hi>, der Mittelhandknochen des Daumen,<lb/> sowohl beim südamerikanischen Manati, als beim Dugong,<lb/><hi rendition="#g">keine</hi> Phalanx, und sämmtliche übrige Finger besitzen de-<lb/> ren 3. Nimmt man auch an, daſs die oberste Phalanx des<lb/> zweiten und vierten Fingers in der Haut stecken geblieben<lb/> sei, so steht doch die vorhandene Phalanx des Daumens, als<lb/> dem Typus der Familie widersprechend, entgegen, und merk-<lb/> würdiger Weise finden sich in der von <hi rendition="#g">Home</hi> gegebenen Ab-<lb/> bildung des Dugong-Skelets dieselben Abweichungen. Ist dies<lb/> in beiden nur dem Zeichner zuzuschreiben? Und hat <hi rendition="#g">Home</hi><lb/> erst nach dessen Zeichnungen seine Beschreibung entworfen?<lb/> Die Dürftigkeit der letzteren macht es fast glaublich. Eben<lb/> so fragt es sich, ob die Verschiedenheit in der relativen Länge<lb/> der Mittelhandknochen wirklich bei dem abgebildeten Manati-<lb/> Skelete vorhanden ist, da sie dann eine characteristische Ei-<lb/> genthümlichkeit der Art sein würde, oder ob man sie nur dem<lb/> Zeichner zuzuschreiben hat. Beim südamerikanischen Manati<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [14/0015]
filansicht eine fast beilförmige Gestalt zeigt. Alles angegebene
finden wir auch am Schädel des M. latirostris; nur zeigen
die Abbildungen einige Differenzen, welche vielleicht auf Rech-
nung der Zeichner zu stellen sind. So viel geht aber aus ei-
ner Vergleichung beider hervor, daſs der von Harlan abge-
bildete Schädel dem von Home dargestellten Manati zugehört,
mithin Home's Abbildung nicht Cuvier's M. americanus,
sondern Harlan's M. latirostris darstellt. In dieser Ansicht,
welche sich mir bei Vergleichung der von Cuvier und Home
abgebildeten Skelete schon früher aufgedrängt, wurde ich auf
das überraschendste durch Hrn. v. Humboldt's Zeichnung
des Manati vom Orinoko bestärkt. Ein Blick auf die Zeich-
nung läſst keinen Zweifel an der specifischen Verschiedenheit
beider Thiere übrig; und wir müssen um so mehr bedauern,
daſs E. Home so gut wie gar nichts von der äuſseren Ge-
stalt seines Thieres aufgezeichnet hat. Ueberhaupt hat er in
dieser Beschreibung des Manati einen glänzenden Beweis ge-
liefert, wie wenig er mit den Arbeiten seiner Vorgänger be-
kannt war. Er sagt nämlich: „die groſse und kleine Zehe
haben jede nur 2 Phalangen, die der groſsen Zehe zunächst
folgende hat 3, die folgende 4, die vierte 3.“ (Hierbei sind
immer die Mittelhandknochen als Phalangen mitgezählt.) Nun
aber trägt, nach Cuvier, der Mittelhandknochen des Daumen,
sowohl beim südamerikanischen Manati, als beim Dugong,
keine Phalanx, und sämmtliche übrige Finger besitzen de-
ren 3. Nimmt man auch an, daſs die oberste Phalanx des
zweiten und vierten Fingers in der Haut stecken geblieben
sei, so steht doch die vorhandene Phalanx des Daumens, als
dem Typus der Familie widersprechend, entgegen, und merk-
würdiger Weise finden sich in der von Home gegebenen Ab-
bildung des Dugong-Skelets dieselben Abweichungen. Ist dies
in beiden nur dem Zeichner zuzuschreiben? Und hat Home
erst nach dessen Zeichnungen seine Beschreibung entworfen?
Die Dürftigkeit der letzteren macht es fast glaublich. Eben
so fragt es sich, ob die Verschiedenheit in der relativen Länge
der Mittelhandknochen wirklich bei dem abgebildeten Manati-
Skelete vorhanden ist, da sie dann eine characteristische Ei-
genthümlichkeit der Art sein würde, oder ob man sie nur dem
Zeichner zuzuschreiben hat. Beim südamerikanischen Manati
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Zitationshilfe: | Humboldt, Alexander von: Ueber den Manati des Orinoko. In: Archiv für Naturgeschichte, 4 Jg., Bd. 1 (1838), S. 1-18, [397], [399], S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_manati_1838/15>, abgerufen am 29.07.2024. |