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Humboldt, Wilhelm von: Ideen zu einem Versuch, die Gränzen der Wirksamkeit des Staats zu bestimmen. Breslau, 1851.

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mechanisch, und die Menschen Maschinen; und die wahre
Geschicklichkeit und Redlichkeit nehmen immer mit dem Zu-
trauen zugleich ab. Endlich werden, da die Beschäftigungen,
von denen ich hier rede, eine grosse Wichtigkeit erhalten, und
um konsequent zu sein, allerdings erhalten müssen, dadurch
überhaupt dem Gesichtspunkte des Wichtigen und Unwich-
tigen, Ehrenvollen und Verächtlichen, des letzteren und der
untergeordneten Endzwecke verrückt. Und da die Nothwen-
digkeit von Beschäftigungen dieser Art auch wiederum durch
manche leicht in die Augen fallende heilsame Folgen für ihre
Nachtheile entschädigt; so halte ich mich hiebei nicht länger
auf, und gehe nunmehr zu der letzten Betrachtung, zu welcher
alles bisher Entwickelte, gleichsam als eine Vorbereitung, noth-
wendig war, zu der Verrückung der Gesichtspunkte überhaupt
über, welche eine positive Sorgfalt des Staats veranlasst.

7. Die Menschen -- um diesen Theil der Untersuchung
mit einer allgemeinen, aus den höchsten Rücksichten geschöpf-
ten Betrachtung zu schliessen -- werden um der Sachen, die
Kräfte um der Resultate willen vernachlässigt. Ein Staat
gleicht nach diesem System mehr einer aufgehäuften Menge
von leblosen und lebendigen Werkzeugen der Wirksamkeit und
des Genusses, als einer Menge thätiger und geniessender
Kräfte. Bei der Vernachlässigung der Selbstthätigkeit der
handelnden Wesen scheint nur auf Glückseligkeit und Genuss
gearbeitet zu sein. Allein wenn, da über Glückseligkeit und
Genuss nur die Empfindung des Geniessenden richtig urtheilt,
die Berechnung auch richtig wäre; so wäre sie dennoch immer
weit von der Würde der Menschheit entfernt. Denn woher
käme es sonst, dass eben dies nur Ruhe abzweckende System
auf den menschlich höchsten Genuss, gleichsam aus Besorgniss
vor seinem Gegentheil, willig Verzicht thut? Der Mensch
geniesst am meisten in den Momenten, in welchen er sich in
dem höchsten Grade seiner Kraft und seiner Einheit fühlt.

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mechanisch, und die Menschen Maschinen; und die wahre
Geschicklichkeit und Redlichkeit nehmen immer mit dem Zu-
trauen zugleich ab. Endlich werden, da die Beschäftigungen,
von denen ich hier rede, eine grosse Wichtigkeit erhalten, und
um konsequent zu sein, allerdings erhalten müssen, dadurch
überhaupt dem Gesichtspunkte des Wichtigen und Unwich-
tigen, Ehrenvollen und Verächtlichen, des letzteren und der
untergeordneten Endzwecke verrückt. Und da die Nothwen-
digkeit von Beschäftigungen dieser Art auch wiederum durch
manche leicht in die Augen fallende heilsame Folgen für ihre
Nachtheile entschädigt; so halte ich mich hiebei nicht länger
auf, und gehe nunmehr zu der letzten Betrachtung, zu welcher
alles bisher Entwickelte, gleichsam als eine Vorbereitung, noth-
wendig war, zu der Verrückung der Gesichtspunkte überhaupt
über, welche eine positive Sorgfalt des Staats veranlasst.

7. Die Menschen — um diesen Theil der Untersuchung
mit einer allgemeinen, aus den höchsten Rücksichten geschöpf-
ten Betrachtung zu schliessen — werden um der Sachen, die
Kräfte um der Resultate willen vernachlässigt. Ein Staat
gleicht nach diesem System mehr einer aufgehäuften Menge
von leblosen und lebendigen Werkzeugen der Wirksamkeit und
des Genusses, als einer Menge thätiger und geniessender
Kräfte. Bei der Vernachlässigung der Selbstthätigkeit der
handelnden Wesen scheint nur auf Glückseligkeit und Genuss
gearbeitet zu sein. Allein wenn, da über Glückseligkeit und
Genuss nur die Empfindung des Geniessenden richtig urtheilt,
die Berechnung auch richtig wäre; so wäre sie dennoch immer
weit von der Würde der Menschheit entfernt. Denn woher
käme es sonst, dass eben dies nur Ruhe abzweckende System
auf den menschlich höchsten Genuss, gleichsam aus Besorgniss
vor seinem Gegentheil, willig Verzicht thut? Der Mensch
geniesst am meisten in den Momenten, in welchen er sich in
dem höchsten Grade seiner Kraft und seiner Einheit fühlt.

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[35/0071] mechanisch, und die Menschen Maschinen; und die wahre Geschicklichkeit und Redlichkeit nehmen immer mit dem Zu- trauen zugleich ab. Endlich werden, da die Beschäftigungen, von denen ich hier rede, eine grosse Wichtigkeit erhalten, und um konsequent zu sein, allerdings erhalten müssen, dadurch überhaupt dem Gesichtspunkte des Wichtigen und Unwich- tigen, Ehrenvollen und Verächtlichen, des letzteren und der untergeordneten Endzwecke verrückt. Und da die Nothwen- digkeit von Beschäftigungen dieser Art auch wiederum durch manche leicht in die Augen fallende heilsame Folgen für ihre Nachtheile entschädigt; so halte ich mich hiebei nicht länger auf, und gehe nunmehr zu der letzten Betrachtung, zu welcher alles bisher Entwickelte, gleichsam als eine Vorbereitung, noth- wendig war, zu der Verrückung der Gesichtspunkte überhaupt über, welche eine positive Sorgfalt des Staats veranlasst. 7. Die Menschen — um diesen Theil der Untersuchung mit einer allgemeinen, aus den höchsten Rücksichten geschöpf- ten Betrachtung zu schliessen — werden um der Sachen, die Kräfte um der Resultate willen vernachlässigt. Ein Staat gleicht nach diesem System mehr einer aufgehäuften Menge von leblosen und lebendigen Werkzeugen der Wirksamkeit und des Genusses, als einer Menge thätiger und geniessender Kräfte. Bei der Vernachlässigung der Selbstthätigkeit der handelnden Wesen scheint nur auf Glückseligkeit und Genuss gearbeitet zu sein. Allein wenn, da über Glückseligkeit und Genuss nur die Empfindung des Geniessenden richtig urtheilt, die Berechnung auch richtig wäre; so wäre sie dennoch immer weit von der Würde der Menschheit entfernt. Denn woher käme es sonst, dass eben dies nur Ruhe abzweckende System auf den menschlich höchsten Genuss, gleichsam aus Besorgniss vor seinem Gegentheil, willig Verzicht thut? Der Mensch geniesst am meisten in den Momenten, in welchen er sich in dem höchsten Grade seiner Kraft und seiner Einheit fühlt. 3*

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Zitationshilfe: Humboldt, Wilhelm von: Ideen zu einem Versuch, die Gränzen der Wirksamkeit des Staats zu bestimmen. Breslau, 1851, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_grenzen_1851/71>, abgerufen am 24.11.2024.