Humboldt, Wilhelm von: Ideen zu einem Versuch, die Gränzen der Wirksamkeit des Staats zu bestimmen. Breslau, 1851.III. Uebergang zur eigentlichen Untersuchung. Eintheilung derselben. Sorgfalt des Staats für das positive, insbesondere physische, Wohl der Bürger. Umfang dieses Abschnitts. -- Die Sorgfalt des Staats für das positive Wohl der In einer völlig allgemeinen Formel ausgedrückt, könnte III. Uebergang zur eigentlichen Untersuchung. Eintheilung derselben. Sorgfalt des Staats für das positive, insbesondere physische, Wohl der Bürger. Umfang dieses Abschnitts. — Die Sorgfalt des Staats für das positive Wohl der In einer völlig allgemeinen Formel ausgedrückt, könnte <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0052" n="16"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">III.<lb/> Uebergang zur eigentlichen Untersuchung. Eintheilung derselben.<lb/> Sorgfalt des Staats für das positive, insbesondere physische,<lb/> Wohl der Bürger.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <argument> <p>Umfang dieses Abschnitts. — Die Sorgfalt des Staats für das positive Wohl der<lb/> Bürger ist schädlich. Denn sie — bringt Einförmigkeit hervor; — schwächt<lb/> die Kraft; — stört und verhindert die Rückwirkung der äusseren, auch bloss<lb/> körperlichen Beschäftigungen, und der äusseren Verhältnisse überhaupt auf den<lb/> Geist und den Charakter der Menschen; — muss auf eine gemischte Menge<lb/> gerichtet werden, und schadet daher den Einzelnen durch Maassregeln, welche<lb/> auf einen jeden von ihnen, nur mit beträchtlichen Fehlern passen; — hindert die<lb/> Entwickelung der Individualität und Eigenthümlichkeit des Menschen; — er-<lb/> schwert die Staatsverwaltung selbst, vervielfältigt die dazu erforderlichen Mittel,<lb/> und wird dadurch eine Quelle mannigfaltiger Nachtheile; — verrückt endlich<lb/> die richtigen und natürlichen Gesichtspunkte der Menschen, bei den wichtigsten<lb/> Gegenständen. — Rechtfertigung gegen den Einwurf der Uebertreibung der<lb/> geschilderten Nachtheile. — Vortheile des, dem eben bestrittenen entgegenge-<lb/> setzten Systems. — Höchster, aus diesem Abschnitt gezogener Grundsatz. —<lb/> Mittel einer auf das positive Wohl der Bürger gerichteten Sorgfalt des Staats. —<lb/> Schädlichkeit derselben. — Unterschied der Fälle, wenn etwas vom Staat, als<lb/> Staat, und wenn dasselbe von einzelnen Bürgern gethan wird. — Prüfung des<lb/> Einwurfs: ob eine Sorgfalt des Staats für das positive Wohl nicht nothwendig<lb/> ist, weil es vielleicht nicht möglich ist, ohne sie, dieselben äussern Zwecke zu<lb/> erreichen, dieselben nothwendigen Resultate zu erhalten? — Beweis dieser<lb/> Möglichkeit, — vorzüglich durch freiwillige gemeinschaftliche Veranstaltungen<lb/> der Bürger. — Vorzug dieser Veranstaltungen vor den Veranstaltungen<lb/> des Staats.</p> </argument><lb/> <p>In einer völlig allgemeinen Formel ausgedrückt, könnte<lb/> man den wahren Umfang der Wirksamkeit des Staats alles<lb/> dasjenige nennen, was er zum Wohl der Gesellschaft zu thun<lb/> vermöchte, ohne jenen oben ausgeführten Grundsatz zu ver-<lb/> letzen; und es würde sich unmittelbar hieraus auch die nähere<lb/> Bestimmung ergeben, dass jedes Bemühen des Staats ver-<lb/> werflich sei, sich in die Privatangelegenheiten der Bürger<lb/> überall da einzumischen, wo dieselben nicht unmittelbaren Bezug<lb/> auf die Kränkung der Rechte des einen durch den andern<lb/> haben. Indess ist es doch, um die vorgelegte Frage ganz zu<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [16/0052]
III.
Uebergang zur eigentlichen Untersuchung. Eintheilung derselben.
Sorgfalt des Staats für das positive, insbesondere physische,
Wohl der Bürger.
Umfang dieses Abschnitts. — Die Sorgfalt des Staats für das positive Wohl der
Bürger ist schädlich. Denn sie — bringt Einförmigkeit hervor; — schwächt
die Kraft; — stört und verhindert die Rückwirkung der äusseren, auch bloss
körperlichen Beschäftigungen, und der äusseren Verhältnisse überhaupt auf den
Geist und den Charakter der Menschen; — muss auf eine gemischte Menge
gerichtet werden, und schadet daher den Einzelnen durch Maassregeln, welche
auf einen jeden von ihnen, nur mit beträchtlichen Fehlern passen; — hindert die
Entwickelung der Individualität und Eigenthümlichkeit des Menschen; — er-
schwert die Staatsverwaltung selbst, vervielfältigt die dazu erforderlichen Mittel,
und wird dadurch eine Quelle mannigfaltiger Nachtheile; — verrückt endlich
die richtigen und natürlichen Gesichtspunkte der Menschen, bei den wichtigsten
Gegenständen. — Rechtfertigung gegen den Einwurf der Uebertreibung der
geschilderten Nachtheile. — Vortheile des, dem eben bestrittenen entgegenge-
setzten Systems. — Höchster, aus diesem Abschnitt gezogener Grundsatz. —
Mittel einer auf das positive Wohl der Bürger gerichteten Sorgfalt des Staats. —
Schädlichkeit derselben. — Unterschied der Fälle, wenn etwas vom Staat, als
Staat, und wenn dasselbe von einzelnen Bürgern gethan wird. — Prüfung des
Einwurfs: ob eine Sorgfalt des Staats für das positive Wohl nicht nothwendig
ist, weil es vielleicht nicht möglich ist, ohne sie, dieselben äussern Zwecke zu
erreichen, dieselben nothwendigen Resultate zu erhalten? — Beweis dieser
Möglichkeit, — vorzüglich durch freiwillige gemeinschaftliche Veranstaltungen
der Bürger. — Vorzug dieser Veranstaltungen vor den Veranstaltungen
des Staats.
In einer völlig allgemeinen Formel ausgedrückt, könnte
man den wahren Umfang der Wirksamkeit des Staats alles
dasjenige nennen, was er zum Wohl der Gesellschaft zu thun
vermöchte, ohne jenen oben ausgeführten Grundsatz zu ver-
letzen; und es würde sich unmittelbar hieraus auch die nähere
Bestimmung ergeben, dass jedes Bemühen des Staats ver-
werflich sei, sich in die Privatangelegenheiten der Bürger
überall da einzumischen, wo dieselben nicht unmittelbaren Bezug
auf die Kränkung der Rechte des einen durch den andern
haben. Indess ist es doch, um die vorgelegte Frage ganz zu
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeWilhelm von Humboldt schrieb seine 'Ideen zu eine… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |