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Humboldt, Alexander von: Beobachtungen über das Gesetz der Wärmeabnahme in den höhern Regionen der Athmosphäre, und über die untern Gränzen des ewigen Schnees. In: Annalen der Physik, Bd. 24, St. 9 (1806), S. 1-49.

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de Lüc, als Wärme aus der Luft entwickelnd, oder
mit Thomson, nach Herschel's neuerlichst
sehr zweifelhaft gemachten Versuchen, als von
strahlender Wärme begleitet, annehme.

Die zweite und ungleich wirksamere Ursache der
Wärme in den obern Schichten des grossen Luft-
meers ist der Strom erwärmter Gasarten, (courant
ascendant,)
welcher immerfort von dem festen,
dunkel gefärbten, und deshalb in seiner Oberfläche
erhitzten Erdkerne aufsteigt. Mit den Wirkungen
dieses Luftstroms hängen die wichtigsten meteorolo-
gischen Erscheinungen, z. B. das Auflösen der Wol-
ken, ihr Steigen über erwärmten Ebenen, das
Nichtregnen in den pflanzenlosen Wüsten zwischen
den Wendekreisen, und das Spiel der wechselnden
See- und Landwinde zusammen. Ohne diesen auf-
steigenden Luftstrom würden die Höhen des Mont-
blanc
und des Chimboraco zu jeder Jahreszeit, we-
gen fürchterlicher Kälte, unzugänglich seyn; ohne
ihn würde das Verhältniss von Sauerstoff und Stick-
stoff in der obern Atmosphäre ganz verschieden von
dem seyn, welches man in den untern Luftschichten
bemerkt. Diese vertikalen Winde haben bisweilen
einen nachtheiligen Einfluss auf die Genauigkeit ba-
rometrischer Höhenmessungen, wie Herr Ra-
mond
in seinem Memoire über die Coefficienten der
de la Place'schen Barometerformel schön entwickelt
hat. In der Höhe des Col du Geant, (1763t,)
wurde dieser Einfluss in Saussüre's Beobachtun-
gen noch sehr bemerkbar.

Ob

de Lüc, als Wärme aus der Luft entwickelnd, oder
mit Thomſon, nach Herſchel's neuerlichſt
ſehr zweifelhaft gemachten Verſuchen, als von
ſtrahlender Wärme begleitet, annehme.

Die zweite und ungleich wirkſamere Urſache der
Wärme in den obern Schichten des groſsen Luft-
meers iſt der Strom erwärmter Gasarten, (courant
aſcendant,)
welcher immerfort von dem feſten,
dunkel gefärbten, und deshalb in ſeiner Oberfläche
erhitzten Erdkerne aufſteigt. Mit den Wirkungen
dieſes Luftſtroms hängen die wichtigſten meteorolo-
giſchen Erſcheinungen, z. B. das Auflöſen der Wol-
ken, ihr Steigen über erwärmten Ebenen, das
Nichtregnen in den pflanzenloſen Wüſten zwiſchen
den Wendekreiſen, und das Spiel der wechſelnden
See- und Landwinde zuſammen. Ohne dieſen auf-
ſteigenden Luftſtrom würden die Höhen des Mont-
blanc
und des Chimboraço zu jeder Jahreszeit, we-
gen fürchterlicher Kälte, unzugänglich ſeyn; ohne
ihn würde das Verhältniſs von Sauerſtoff und Stick-
ſtoff in der obern Atmoſphäre ganz verſchieden von
dem ſeyn, welches man in den untern Luftſchichten
bemerkt. Dieſe vertikalen Winde haben bisweilen
einen nachtheiligen Einfluſs auf die Genauigkeit ba-
rometriſcher Höhenmeſſungen, wie Herr Ra-
mond
in ſeinem Mémoire über die Coefficienten der
de la Place'ſchen Barometerformel ſchön entwickelt
hat. In der Höhe des Col du Géant, (1763t,)
wurde dieſer Einfluſs in Sauſſüre's Beobachtun-
gen noch ſehr bemerkbar.

Ob
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[16/0017] de Lüc, als Wärme aus der Luft entwickelnd, oder mit Thomſon, nach Herſchel's neuerlichſt ſehr zweifelhaft gemachten Verſuchen, als von ſtrahlender Wärme begleitet, annehme. Die zweite und ungleich wirkſamere Urſache der Wärme in den obern Schichten des groſsen Luft- meers iſt der Strom erwärmter Gasarten, (courant aſcendant,) welcher immerfort von dem feſten, dunkel gefärbten, und deshalb in ſeiner Oberfläche erhitzten Erdkerne aufſteigt. Mit den Wirkungen dieſes Luftſtroms hängen die wichtigſten meteorolo- giſchen Erſcheinungen, z. B. das Auflöſen der Wol- ken, ihr Steigen über erwärmten Ebenen, das Nichtregnen in den pflanzenloſen Wüſten zwiſchen den Wendekreiſen, und das Spiel der wechſelnden See- und Landwinde zuſammen. Ohne dieſen auf- ſteigenden Luftſtrom würden die Höhen des Mont- blanc und des Chimboraço zu jeder Jahreszeit, we- gen fürchterlicher Kälte, unzugänglich ſeyn; ohne ihn würde das Verhältniſs von Sauerſtoff und Stick- ſtoff in der obern Atmoſphäre ganz verſchieden von dem ſeyn, welches man in den untern Luftſchichten bemerkt. Dieſe vertikalen Winde haben bisweilen einen nachtheiligen Einfluſs auf die Genauigkeit ba- rometriſcher Höhenmeſſungen, wie Herr Ra- mond in ſeinem Mémoire über die Coefficienten der de la Place'ſchen Barometerformel ſchön entwickelt hat. In der Höhe des Col du Géant, (1763t,) wurde dieſer Einfluſs in Sauſſüre's Beobachtun- gen noch ſehr bemerkbar. Ob

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Beobachtungen über das Gesetz der Wärmeabnahme in den höhern Regionen der Athmosphäre, und über die untern Gränzen des ewigen Schnees. In: Annalen der Physik, Bd. 24, St. 9 (1806), S. 1-49, hier S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_gesetz_1806/17>, abgerufen am 22.11.2024.