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Humboldt, Alexander von: Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito. Zweite Abhandlung. In: Annalen der Physik und Chemie, Bd. 44 (1838), S. 193-219.

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die Localverhältnisse, welche fast unverändert schienen.
Die Schneedecke war so fest, dass wir eher fürchten
mussten, bei einem Fall auf der schiefen Fläche, mit be-
schleunigter Geschwindigkeit, herabzurollen und gegen ei-
nen der scharfkantigen Blöcke zu stossen, die aus dem
Bimsstein emporragen. Plötzlich und mit grossem Angst-
geschrei brach der Indianer Aldas, welcher dicht vor
mir ging, durch die gefrorene Schneerinde durch. Er
war bis an den Leib versunken, und da er versicherte,
dass seine Füsse keinen Widerstand fänden, so fürchte-
ten wir, er hänge in einer offenen Spalte. Glücklicher-
weise war die Gefahr geringer. Weit ausschreitend,
hatte der Mann eine grosse Masse Schnee zwischen den
Schenkeln durch sein Gewicht sattelförmig zusammenge-
presst. Er ritt gleichsam auf dieser Masse, und da wir
bemerkten, dass er nicht tiefer sank, so konnten wir
desto besonnener daran arbeiten, ihn herauszuziehen. Es
gelang, indem wir ihn hinten über warfen und dann bei
den Schultern aufhoben. Der Vorfall hatte uns etwas ver-
stimmt. Der Indianer, bei seiner abergläubischen Furcht
vor der Nähe des Feuerschlundes, protestirte gegen alle
weiteren Versuche auf dem trügerischen Schnee. Wir
stiegen herab, um auf's Neue Rath zu pflegen. Der öst-
lichste Thurm am Umkreise des Craters schien, bei nähe-
rer Betrachtung, nur an dem unteren Theile sehr steil,
nach oben hin mehr verflächt und treppenförmig durch
Absätze unterbrochen. Ich bat Hrn. Urquinaona, auf
einem Felsblock unten in der Sienega ruhig sitzen zu
bleiben und abzuwarten, ob er mich, nach einiger Zeit,
hoch an der thurmförmigen, schneefreien Masse würde
erscheinen sehen; dann erst sollte er mir nachkommen.
Der gutmüthige Indianer liess sich bereden, mich noch-

profonde, mais elle pouvoit nous porter: j'enfoncai tantot plus
tantot moins, mais jamais beaucoup au dessus du genou. Je
m'approchai du rocher nud qui dominoit l'enceinte et je par-
vins a en atteindre la cime."
14 *

die Localverhältnisse, welche fast unverändert schienen.
Die Schneedecke war so fest, daſs wir eher fürchten
muſsten, bei einem Fall auf der schiefen Fläche, mit be-
schleunigter Geschwindigkeit, herabzurollen und gegen ei-
nen der scharfkantigen Blöcke zu stoſsen, die aus dem
Bimsstein emporragen. Plötzlich und mit groſsem Angst-
geschrei brach der Indianer Aldas, welcher dicht vor
mir ging, durch die gefrorene Schneerinde durch. Er
war bis an den Leib versunken, und da er versicherte,
daſs seine Füſse keinen Widerstand fänden, so fürchte-
ten wir, er hänge in einer offenen Spalte. Glücklicher-
weise war die Gefahr geringer. Weit ausschreitend,
hatte der Mann eine groſse Masse Schnee zwischen den
Schenkeln durch sein Gewicht sattelförmig zusammenge-
preſst. Er ritt gleichsam auf dieser Masse, und da wir
bemerkten, daſs er nicht tiefer sank, so konnten wir
desto besonnener daran arbeiten, ihn herauszuziehen. Es
gelang, indem wir ihn hinten über warfen und dann bei
den Schultern aufhoben. Der Vorfall hatte uns etwas ver-
stimmt. Der Indianer, bei seiner abergläubischen Furcht
vor der Nähe des Feuerschlundes, protestirte gegen alle
weiteren Versuche auf dem trügerischen Schnee. Wir
stiegen herab, um auf's Neue Rath zu pflegen. Der öst-
lichste Thurm am Umkreise des Craters schien, bei nähe-
rer Betrachtung, nur an dem unteren Theile sehr steil,
nach oben hin mehr verflächt und treppenförmig durch
Absätze unterbrochen. Ich bat Hrn. Urquinaona, auf
einem Felsblock unten in der Sienega ruhig sitzen zu
bleiben und abzuwarten, ob er mich, nach einiger Zeit,
hoch an der thurmförmigen, schneefreien Masse würde
erscheinen sehen; dann erst sollte er mir nachkommen.
Der gutmüthige Indianer lieſs sich bereden, mich noch-

profonde, mais elle pouvoit nous porter: j'enfoncai tantot plus
tantot moins, mais jamais beaucoup au dessus du genou. Je
m'approchai du rocher nud qui dominoit l'enceinte et je par-
vins à en atteindre la cime.“
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[211/0019] die Localverhältnisse, welche fast unverändert schienen. Die Schneedecke war so fest, daſs wir eher fürchten muſsten, bei einem Fall auf der schiefen Fläche, mit be- schleunigter Geschwindigkeit, herabzurollen und gegen ei- nen der scharfkantigen Blöcke zu stoſsen, die aus dem Bimsstein emporragen. Plötzlich und mit groſsem Angst- geschrei brach der Indianer Aldas, welcher dicht vor mir ging, durch die gefrorene Schneerinde durch. Er war bis an den Leib versunken, und da er versicherte, daſs seine Füſse keinen Widerstand fänden, so fürchte- ten wir, er hänge in einer offenen Spalte. Glücklicher- weise war die Gefahr geringer. Weit ausschreitend, hatte der Mann eine groſse Masse Schnee zwischen den Schenkeln durch sein Gewicht sattelförmig zusammenge- preſst. Er ritt gleichsam auf dieser Masse, und da wir bemerkten, daſs er nicht tiefer sank, so konnten wir desto besonnener daran arbeiten, ihn herauszuziehen. Es gelang, indem wir ihn hinten über warfen und dann bei den Schultern aufhoben. Der Vorfall hatte uns etwas ver- stimmt. Der Indianer, bei seiner abergläubischen Furcht vor der Nähe des Feuerschlundes, protestirte gegen alle weiteren Versuche auf dem trügerischen Schnee. Wir stiegen herab, um auf's Neue Rath zu pflegen. Der öst- lichste Thurm am Umkreise des Craters schien, bei nähe- rer Betrachtung, nur an dem unteren Theile sehr steil, nach oben hin mehr verflächt und treppenförmig durch Absätze unterbrochen. Ich bat Hrn. Urquinaona, auf einem Felsblock unten in der Sienega ruhig sitzen zu bleiben und abzuwarten, ob er mich, nach einiger Zeit, hoch an der thurmförmigen, schneefreien Masse würde erscheinen sehen; dann erst sollte er mir nachkommen. Der gutmüthige Indianer lieſs sich bereden, mich noch- 2) 2) profonde, mais elle pouvoit nous porter: j'enfoncai tantot plus tantot moins, mais jamais beaucoup au dessus du genou. Je m'approchai du rocher nud qui dominoit l'enceinte et je par- vins à en atteindre la cime.“ 14 *

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito. Zweite Abhandlung. In: Annalen der Physik und Chemie, Bd. 44 (1838), S. 193-219, hier S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_geognostisch_1838/19>, abgerufen am 24.11.2024.