Humboldt, Alexander von: Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito. Zweite Abhandlung. In: Annalen der Physik und Chemie, Bd. 44 (1838), S. 193-219.welche schon einen Monat lang ununterbrochen aus dem Die Darstellung des Zusammenhanges vulkanischer 1) S. mein Essai politique, T. II p. 73 (2te ed. in 8vo), und Denk-
würdigkeiten des Bernal Diaz de Castillo, 1838, T. II S. 67. Noch jetzt heisst eine Gegend in der Stadt Mexico: Salto de Al- varado. Ein merkwürdiges Wort des tapfern und an alle mensch- lichen Leiden gewöhnten Kriegsmannes hat uns Gomara (fol. CXII, b) aufbewahrt. Man fragte ihn im Sterben, "was ihn schmerze," er antwortete: (nicht der Leib), sondern die Seele (das Gemüth), la alma. welche schon einen Monat lang ununterbrochen aus dem Die Darstellung des Zusammenhanges vulkanischer 1) S. mein Essai politique, T. II p. 73 (2te ed. in 8vo), und Denk-
würdigkeiten des Bernal Diaz de Castillo, 1838, T. II S. 67. Noch jetzt heiſst eine Gegend in der Stadt Mexico: Salto de Al- varado. Ein merkwürdiges Wort des tapfern und an alle mensch- lichen Leiden gewöhnten Kriegsmannes hat uns Gomara (fol. CXII, b) aufbewahrt. Man fragte ihn im Sterben, „was ihn schmerze,“ er antwortete: (nicht der Leib), sondern die Seele (das Gemüth), la alma. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0010" n="202"/> welche schon einen Monat lang ununterbrochen aus dem<lb/> Crater des Vulkans von Pasto aufstieg. Auch Tungu-<lb/> ragua erlitt damals ungeheure Senkungen an seinem Ab-<lb/> hange, und wurde durch eine wundersame Verschiebbar-<lb/> keit des Bodens, eines Theils seiner herrlichen Wald-<lb/> bekränzung beraubt.</p><lb/> <p>Die Darstellung des Zusammenhanges vulkanischer<lb/> Erscheinungen (ein Theil der groſsen noch ungeschrie-<lb/> benen <hi rendition="#i">Geschichte des Erdkörpers</hi>, der streng traditio-<lb/> nellen, nicht hypothetisch- mythischen) erheischt ein sehr<lb/> sorgfältiges Aufsuchen einzelner Thatsachen und Begeben-<lb/> heiten. In dem Neuen Continent ist es allerdings schwer<lb/> über den Zeitpunkt der Entdeckung und der spanischen<lb/><hi rendition="#i">Conquista</hi> hinauszugehen: nur einzelne Begebenheiten<lb/> (schreckenerregende Naturereignisse) finden sich an die<lb/> bekannten Regierungsjahre der Herrscher aus der Dyna-<lb/> stie der Incas oder des aztekischen Königsgeschlechts ange-<lb/> reiht. Für den der Stadt Quito nächsten Vulkan, welcher<lb/> der besondere Gegenstand auch dieser zweiten Abhandlung<lb/> ist, kann ich sechs Ausbrüche nachweisen, deren 5 al-<lb/> lein in das 16te Jahrhundert fallen. Die Epochen sind:<lb/> 1534; 1539; 17te October 1566; 1577; 1580, und 27ste<lb/> October 1660. Als der durch seine Kriegsthaten und<lb/> seinen <hi rendition="#i">Sprung</hi> <note place="foot" n="1)">S. mein <hi rendition="#i">Essai politique, T. II p.</hi> 73 (2<hi rendition="#i">te ed. in</hi> 8<hi rendition="#i">vo</hi>), und <hi rendition="#i">Denk-<lb/> würdigkeiten des Bernal</hi> <hi rendition="#g">Diaz de Castillo</hi>, 1838, <hi rendition="#i">T. II S.</hi> 67.<lb/> Noch jetzt heiſst eine Gegend in der Stadt Mexico: <hi rendition="#i">Salto de Al-<lb/> varado</hi>. Ein merkwürdiges Wort des tapfern und an alle mensch-<lb/> lichen Leiden gewöhnten Kriegsmannes hat uns <hi rendition="#g">Gomara</hi> (<hi rendition="#i">fol. CXII,<lb/> b</hi>) aufbewahrt. Man fragte ihn im Sterben, „was ihn schmerze,“<lb/> er antwortete: (nicht der Leib), sondern die Seele (das Gemüth),<lb/><hi rendition="#i">la alma</hi>.</note> berühmte mexicanische Conquistador,<lb/><hi rendition="#g">Pedro de Alvarado</hi>, 1534 das groſse Wagstück<lb/> machte, mit seiner Reiterei durch dichte Wälder von dem<lb/> Südsee-Hafen Pueblo Viejo nach der Hochebene hinauf-<lb/> zusteigen, wurden die Spanier durch einen Aschenregen<lb/> erschreckt, den der der Stadt Quito nächste Vulkan (Pi-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [202/0010]
welche schon einen Monat lang ununterbrochen aus dem
Crater des Vulkans von Pasto aufstieg. Auch Tungu-
ragua erlitt damals ungeheure Senkungen an seinem Ab-
hange, und wurde durch eine wundersame Verschiebbar-
keit des Bodens, eines Theils seiner herrlichen Wald-
bekränzung beraubt.
Die Darstellung des Zusammenhanges vulkanischer
Erscheinungen (ein Theil der groſsen noch ungeschrie-
benen Geschichte des Erdkörpers, der streng traditio-
nellen, nicht hypothetisch- mythischen) erheischt ein sehr
sorgfältiges Aufsuchen einzelner Thatsachen und Begeben-
heiten. In dem Neuen Continent ist es allerdings schwer
über den Zeitpunkt der Entdeckung und der spanischen
Conquista hinauszugehen: nur einzelne Begebenheiten
(schreckenerregende Naturereignisse) finden sich an die
bekannten Regierungsjahre der Herrscher aus der Dyna-
stie der Incas oder des aztekischen Königsgeschlechts ange-
reiht. Für den der Stadt Quito nächsten Vulkan, welcher
der besondere Gegenstand auch dieser zweiten Abhandlung
ist, kann ich sechs Ausbrüche nachweisen, deren 5 al-
lein in das 16te Jahrhundert fallen. Die Epochen sind:
1534; 1539; 17te October 1566; 1577; 1580, und 27ste
October 1660. Als der durch seine Kriegsthaten und
seinen Sprung 1) berühmte mexicanische Conquistador,
Pedro de Alvarado, 1534 das groſse Wagstück
machte, mit seiner Reiterei durch dichte Wälder von dem
Südsee-Hafen Pueblo Viejo nach der Hochebene hinauf-
zusteigen, wurden die Spanier durch einen Aschenregen
erschreckt, den der der Stadt Quito nächste Vulkan (Pi-
1) S. mein Essai politique, T. II p. 73 (2te ed. in 8vo), und Denk-
würdigkeiten des Bernal Diaz de Castillo, 1838, T. II S. 67.
Noch jetzt heiſst eine Gegend in der Stadt Mexico: Salto de Al-
varado. Ein merkwürdiges Wort des tapfern und an alle mensch-
lichen Leiden gewöhnten Kriegsmannes hat uns Gomara (fol. CXII,
b) aufbewahrt. Man fragte ihn im Sterben, „was ihn schmerze,“
er antwortete: (nicht der Leib), sondern die Seele (das Gemüth),
la alma.
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