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Humboldt, Alexander von: Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito. Erste Abhandlung. In: Annalen der Physik und Chemie, Bd. 40 (1837), S. 161-193.

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Cotopaxi und Tungurahua; aber am Pichincha nennen sie
el Volcan bloss den südwestlichsten Theil, von dem sie,
der Tradition nach, wissen, dass in den Jahren 1533,
1539, 1560 1566, 1577, 1580 und 1660 so grosse
Feuerausbrüche stattfanden, dass die Stadt Quito ganze
Tage lang durch fallende Asche in tiefe Finsterniss ge-
hüllt war. Sie bedienen sich sogar, wenn sie für mehr
lateinisirt (muy latinos), d. h. gebildet gehalten werden
wollen, der Benennung Vulkan für den letzten und vier-
ten Gipfel öfter als der Benennung Rucupichincha.

Erste Besteigung. -- Wir machten den ersten Ver-
such, an den Crater des Pichincha zu gelangen, an ei-
nem heiteren Morgen im Monat April 1). Unsere Beglei-
tung war zahlreicher, als wir es gewünscht hätten, ein
Uebel, das man bei keiner Reise vermeiden kann, in
welcher die Instrumente, deren man sich bedient, die
Neugierde der Einwohner des Landes auf sich ziehen. Da
in den unteren Revieren des Vulkans häufig gejagt wird,
auch die Indianer ein Gemisch von Hagel und Schnee, frei-
lich nicht von dem schneebedeckten Gipfel des Craters,
sondern aus tieferen Schnee und Eishöhlen, zur Stadt brin-
gen, so rühmten sich alle unsere Begleiter, Weisse und Far-
bige, der Gegend sehr kundig zu seyn. Ich war gerade
vor einem Monat mit Hrn. Bonpland und dem jungen
Sohne des Marques de Selvalegre, Carlos Montu-
far,
der uns nach dem Amazonen-Strome, Lima, Mexico
und Paris begleitete, aber nach seiner Zurückkunft von Eu-
ropa, in dem edlen Kampfe für die Freiheit seines Vaterlan-
des den Tod fand, auf dem Antisana gewesen. Wir gelang-
ten dort auf einem Felskamme, der über die ewige Schnee-
gränze hinausreichte, zu der Höhe von mehr als 17000 F.,
so dass die Erreichung des höchsten Gipfels des Pichincha,
der den Montblanc kaum um 180 Fuss übersteigt, uns ver-
gleichungsweise ein leicht auszuführendes Unternehmen
schien. Der Erfolg hat gezeigt, dass die spaltähnlichen
tiefen Thäler, welche die vier Hauptgipfel des Pichincha

1) Den 14. April 1802.

Cotopaxi und Tungurahua; aber am Pichincha nennen sie
el Volcan bloſs den südwestlichsten Theil, von dem sie,
der Tradition nach, wissen, daſs in den Jahren 1533,
1539, 1560 1566, 1577, 1580 und 1660 so groſse
Feuerausbrüche stattfanden, daſs die Stadt Quito ganze
Tage lang durch fallende Asche in tiefe Finsterniſs ge-
hüllt war. Sie bedienen sich sogar, wenn sie für mehr
lateinisirt (muy latinos), d. h. gebildet gehalten werden
wollen, der Benennung Vulkan für den letzten und vier-
ten Gipfel öfter als der Benennung Rucupichincha.

Erste Besteigung. — Wir machten den ersten Ver-
such, an den Crater des Pichincha zu gelangen, an ei-
nem heiteren Morgen im Monat April 1). Unsere Beglei-
tung war zahlreicher, als wir es gewünscht hätten, ein
Uebel, das man bei keiner Reise vermeiden kann, in
welcher die Instrumente, deren man sich bedient, die
Neugierde der Einwohner des Landes auf sich ziehen. Da
in den unteren Revieren des Vulkans häufig gejagt wird,
auch die Indianer ein Gemisch von Hagel und Schnee, frei-
lich nicht von dem schneebedeckten Gipfel des Craters,
sondern aus tieferen Schnee und Eishöhlen, zur Stadt brin-
gen, so rühmten sich alle unsere Begleiter, Weiſse und Far-
bige, der Gegend sehr kundig zu seyn. Ich war gerade
vor einem Monat mit Hrn. Bonpland und dem jungen
Sohne des Marquès de Selvalegre, Carlos Montu-
far,
der uns nach dem Amazonen-Strome, Lima, Mexico
und Paris begleitete, aber nach seiner Zurückkunft von Eu-
ropa, in dem edlen Kampfe für die Freiheit seines Vaterlan-
des den Tod fand, auf dem Antisana gewesen. Wir gelang-
ten dort auf einem Felskamme, der über die ewige Schnee-
gränze hinausreichte, zu der Höhe von mehr als 17000 F.,
so daſs die Erreichung des höchsten Gipfels des Pichincha,
der den Montblanc kaum um 180 Fuſs übersteigt, uns ver-
gleichungsweise ein leicht auszuführendes Unternehmen
schien. Der Erfolg hat gezeigt, daſs die spaltähnlichen
tiefen Thäler, welche die vier Hauptgipfel des Pichincha

1) Den 14. April 1802.
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[180/0020] Cotopaxi und Tungurahua; aber am Pichincha nennen sie el Volcan bloſs den südwestlichsten Theil, von dem sie, der Tradition nach, wissen, daſs in den Jahren 1533, 1539, 1560 1566, 1577, 1580 und 1660 so groſse Feuerausbrüche stattfanden, daſs die Stadt Quito ganze Tage lang durch fallende Asche in tiefe Finsterniſs ge- hüllt war. Sie bedienen sich sogar, wenn sie für mehr lateinisirt (muy latinos), d. h. gebildet gehalten werden wollen, der Benennung Vulkan für den letzten und vier- ten Gipfel öfter als der Benennung Rucupichincha. Erste Besteigung. — Wir machten den ersten Ver- such, an den Crater des Pichincha zu gelangen, an ei- nem heiteren Morgen im Monat April 1). Unsere Beglei- tung war zahlreicher, als wir es gewünscht hätten, ein Uebel, das man bei keiner Reise vermeiden kann, in welcher die Instrumente, deren man sich bedient, die Neugierde der Einwohner des Landes auf sich ziehen. Da in den unteren Revieren des Vulkans häufig gejagt wird, auch die Indianer ein Gemisch von Hagel und Schnee, frei- lich nicht von dem schneebedeckten Gipfel des Craters, sondern aus tieferen Schnee und Eishöhlen, zur Stadt brin- gen, so rühmten sich alle unsere Begleiter, Weiſse und Far- bige, der Gegend sehr kundig zu seyn. Ich war gerade vor einem Monat mit Hrn. Bonpland und dem jungen Sohne des Marquès de Selvalegre, Carlos Montu- far, der uns nach dem Amazonen-Strome, Lima, Mexico und Paris begleitete, aber nach seiner Zurückkunft von Eu- ropa, in dem edlen Kampfe für die Freiheit seines Vaterlan- des den Tod fand, auf dem Antisana gewesen. Wir gelang- ten dort auf einem Felskamme, der über die ewige Schnee- gränze hinausreichte, zu der Höhe von mehr als 17000 F., so daſs die Erreichung des höchsten Gipfels des Pichincha, der den Montblanc kaum um 180 Fuſs übersteigt, uns ver- gleichungsweise ein leicht auszuführendes Unternehmen schien. Der Erfolg hat gezeigt, daſs die spaltähnlichen tiefen Thäler, welche die vier Hauptgipfel des Pichincha 1) Den 14. April 1802.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito. Erste Abhandlung. In: Annalen der Physik und Chemie, Bd. 40 (1837), S. 161-193, hier S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_geognostisch_1837/20>, abgerufen am 23.11.2024.