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Humboldt, Alexander von: Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito. Erste Abhandlung. In: Annalen der Physik und Chemie, Bd. 40 (1837), S. 161-193.

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Stellung oder Lage) unveränderlich, und, wenn etwa Na-
tur-Revolutionen die Configuration der Erdfläche umge-
stalten, um so wichtiger sind, als sie die Möglichkeit ei-
ner numerischen Vergleichung in dem Resultate der Um-
gestaltung gewähren. Wo strenge Unterscheidung der
Formationen nach zoologischen Charakteren, das ist nach
dem epochenweise Zusammenleben vorweltlicher Orga-
nismen, oder nach oryktognostischen Charakteren, das ist
nach der Natur der krystallinischen Gewebe einer Gebirgs-
art, erheischt werden, da verliert die aufgezeichnete Beob-
achtung, wenn sie der Zeit und den Ansichten entrückt
wird, unter deren Einfluss sie angestellt wurde, von ihrer
Bestimmtheit und ihrem wissenschaftlichen Werthe. Wer
ein reines und inniges Interesse für seine Wissenschaft
hegt, klagt nicht, wenn er je sich entschliessen muss, ei-
nen Blick auf seine früheren Arbeiten zu werfen, über
diese Wirkung der fortschreitenden Zeit, über ein Ver-
altern
des Stoffes. Es gewährt ihm, neben dem regen
Wunsche, das Halbgesehene noch einmal, und mit neue-
rem Wissen bereichert, wiederzusehen, das frohe aufrich-
tende Gefühl der zunehmenden Erweiterung der Wissen-
schaft. Ein anderer Theil des Gesammelten, der topo-
graphische, räumlich beschreibende, ist unabhängig von
der Epoche des Einsammelns. Er beruht nicht auf wech-
selnden Ansichten, sondern auf den alten Grundvesten
mathematischen Wissens. Mit grösserer Vervollkommnung
der Instrumente erlangt allerdings auch die Weltstellung
(astronomische Position), die trigonometrische oder baro-
metrische Höhenbestimmung (Hypsometrie) eine grössere
Schärfe, aber die Bedürfnisse des geognostischen und oro-
graphischen Wissens sind leichter zu befriedigen, als die
Bedürfnisse der Astronomie, wenn diese den Stand oder
Lauf der Himmelskörper bestimmen, die Gestalt und Dich-
tigkeit unseres Planeten ergründen, gleichsam "die Erde
messen und wiegen" soll. Seit dem Ende des letzten
Jahrhunderts sind die astronomischen und gaeodetischen

Stellung oder Lage) unveränderlich, und, wenn etwa Na-
tur-Revolutionen die Configuration der Erdfläche umge-
stalten, um so wichtiger sind, als sie die Möglichkeit ei-
ner numerischen Vergleichung in dem Resultate der Um-
gestaltung gewähren. Wo strenge Unterscheidung der
Formationen nach zoologischen Charakteren, das ist nach
dem epochenweise Zusammenleben vorweltlicher Orga-
nismen, oder nach oryktognostischen Charakteren, das ist
nach der Natur der krystallinischen Gewebe einer Gebirgs-
art, erheischt werden, da verliert die aufgezeichnete Beob-
achtung, wenn sie der Zeit und den Ansichten entrückt
wird, unter deren Einfluſs sie angestellt wurde, von ihrer
Bestimmtheit und ihrem wissenschaftlichen Werthe. Wer
ein reines und inniges Interesse für seine Wissenschaft
hegt, klagt nicht, wenn er je sich entschlieſsen muſs, ei-
nen Blick auf seine früheren Arbeiten zu werfen, über
diese Wirkung der fortschreitenden Zeit, über ein Ver-
altern
des Stoffes. Es gewährt ihm, neben dem regen
Wunsche, das Halbgesehene noch einmal, und mit neue-
rem Wissen bereichert, wiederzusehen, das frohe aufrich-
tende Gefühl der zunehmenden Erweiterung der Wissen-
schaft. Ein anderer Theil des Gesammelten, der topo-
graphische, räumlich beschreibende, ist unabhängig von
der Epoche des Einsammelns. Er beruht nicht auf wech-
selnden Ansichten, sondern auf den alten Grundvesten
mathematischen Wissens. Mit gröſserer Vervollkommnung
der Instrumente erlangt allerdings auch die Weltstellung
(astronomische Position), die trigonometrische oder baro-
metrische Höhenbestimmung (Hypsometrie) eine gröſsere
Schärfe, aber die Bedürfnisse des geognostischen und oro-
graphischen Wissens sind leichter zu befriedigen, als die
Bedürfnisse der Astronomie, wenn diese den Stand oder
Lauf der Himmelskörper bestimmen, die Gestalt und Dich-
tigkeit unseres Planeten ergründen, gleichsam »die Erde
messen und wiegen« soll. Seit dem Ende des letzten
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[162/0002] Stellung oder Lage) unveränderlich, und, wenn etwa Na- tur-Revolutionen die Configuration der Erdfläche umge- stalten, um so wichtiger sind, als sie die Möglichkeit ei- ner numerischen Vergleichung in dem Resultate der Um- gestaltung gewähren. Wo strenge Unterscheidung der Formationen nach zoologischen Charakteren, das ist nach dem epochenweise Zusammenleben vorweltlicher Orga- nismen, oder nach oryktognostischen Charakteren, das ist nach der Natur der krystallinischen Gewebe einer Gebirgs- art, erheischt werden, da verliert die aufgezeichnete Beob- achtung, wenn sie der Zeit und den Ansichten entrückt wird, unter deren Einfluſs sie angestellt wurde, von ihrer Bestimmtheit und ihrem wissenschaftlichen Werthe. Wer ein reines und inniges Interesse für seine Wissenschaft hegt, klagt nicht, wenn er je sich entschlieſsen muſs, ei- nen Blick auf seine früheren Arbeiten zu werfen, über diese Wirkung der fortschreitenden Zeit, über ein Ver- altern des Stoffes. Es gewährt ihm, neben dem regen Wunsche, das Halbgesehene noch einmal, und mit neue- rem Wissen bereichert, wiederzusehen, das frohe aufrich- tende Gefühl der zunehmenden Erweiterung der Wissen- schaft. Ein anderer Theil des Gesammelten, der topo- graphische, räumlich beschreibende, ist unabhängig von der Epoche des Einsammelns. Er beruht nicht auf wech- selnden Ansichten, sondern auf den alten Grundvesten mathematischen Wissens. Mit gröſserer Vervollkommnung der Instrumente erlangt allerdings auch die Weltstellung (astronomische Position), die trigonometrische oder baro- metrische Höhenbestimmung (Hypsometrie) eine gröſsere Schärfe, aber die Bedürfnisse des geognostischen und oro- graphischen Wissens sind leichter zu befriedigen, als die Bedürfnisse der Astronomie, wenn diese den Stand oder Lauf der Himmelskörper bestimmen, die Gestalt und Dich- tigkeit unseres Planeten ergründen, gleichsam »die Erde messen und wiegen« soll. Seit dem Ende des letzten Jahrhunderts sind die astronomischen und gaeodetischen

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito. Erste Abhandlung. In: Annalen der Physik und Chemie, Bd. 40 (1837), S. 161-193, hier S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_geognostisch_1837/2>, abgerufen am 09.11.2024.