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Humboldt, Alexander von: Ueber die einfache Vorrichtung, durch welche sich Menschen stundenlang in irrespirablen Gasarten, ohne Nachtheil der Gesundheit, und mit brennenden Lichtern aufhalten können; oder vorläufige Anzeige einer Rettungsfläche und eines Lichterhalters. In: Chemische Annalen für die Freunde der Naturlehre, Arzneygelahrtheit, Haushaltungskunde und Manufacturen. Bd. 2 (1796) S. 99-110, 195-210.

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daß jeder nicht ganz ungebildete Mensch, welcher ernst-
haft über Wettermangel nachdachte, auf ganz ähnliche
Instrumente, wie mein Lichterhalter und meine
Rettungsflasche sind, fallen mußte. Ich ha-
be eine eben so geringe Meinung von dem Verdienste
meiner Erfindung, als ich eine hohe von ihrem aus-
gebreiteten Nutzen für das bürgerliche Leben hege.

Sie erinnern sich aus meiner Abhandlung über die
Grubenwetter (Annal. B. 2. 1795. S. 99), daß ich be-
reits ihrer erwähnt habe. Ich wollte damahls nicht mehr
versprechen, als ich zu leisten im Stande war. Ich
glaubte ein volles Jahr warten zu müssen, ehe ich
nach vielfältigen, oft gefahrvollen, kostspieligen Versu-
chen, meine Instrumente praktischen Bergleuten vorle-
gen durfte.

Wenn Lichter darum verlöschen, weil die Luft,
welche sie umgiebt, zu arm an Sauerstoff ist, so folgt
daraus von selbst, daß das Mittel, das Brennen der
Lichter zu unterhalten, nur in der Ersetzung dieses Man-
gels an Sauerstoff liegt. Wie kann aber diese künst-
liche Ersetzung auf die wohlfeilste einfachste Weise ge-
schehen? Sie wissen aus meinem Briefe an Herrn
Lainpadius, daß ich mich sonst um Thermometer-Be-
obachtungen in irrespirablen Gasarten zu machen, eines
Gefäßes mit Lebensluft bediente, unter welches ein
Licht gehalten wurde. Diese Einrichtung war sehr gut
für einen physikalischen Versuch, nicht aber zur An-
wendung für den Bergbau. Wie schnell entweicht
nicht die Lebensluft, wie oft muß man von Gefäßen

wech-

daß jeder nicht ganz ungebildete Menſch, welcher ernſt-
haft uͤber Wettermangel nachdachte, auf ganz aͤhnliche
Inſtrumente, wie mein Lichterhalter und meine
Rettungsflaſche ſind, fallen mußte. Ich ha-
be eine eben ſo geringe Meinung von dem Verdienſte
meiner Erfindung, als ich eine hohe von ihrem aus-
gebreiteten Nutzen fuͤr das buͤrgerliche Leben hege.

Sie erinnern ſich aus meiner Abhandlung uͤber die
Grubenwetter (Annal. B. 2. 1795. S. 99), daß ich be-
reits ihrer erwaͤhnt habe. Ich wollte damahls nicht mehr
verſprechen, als ich zu leiſten im Stande war. Ich
glaubte ein volles Jahr warten zu muͤſſen, ehe ich
nach vielfaͤltigen, oft gefahrvollen, koſtſpieligen Verſu-
chen, meine Inſtrumente praktiſchen Bergleuten vorle-
gen durfte.

Wenn Lichter darum verloͤſchen, weil die Luft,
welche ſie umgiebt, zu arm an Sauerſtoff iſt, ſo folgt
daraus von ſelbſt, daß das Mittel, das Brennen der
Lichter zu unterhalten, nur in der Erſetzung dieſes Man-
gels an Sauerſtoff liegt. Wie kann aber dieſe kuͤnſt-
liche Erſetzung auf die wohlfeilſte einfachſte Weiſe ge-
ſchehen? Sie wiſſen aus meinem Briefe an Herrn
Lainpadius, daß ich mich ſonſt um Thermometer-Be-
obachtungen in irreſpirablen Gasarten zu machen, eines
Gefaͤßes mit Lebensluft bediente, unter welches ein
Licht gehalten wurde. Dieſe Einrichtung war ſehr gut
fuͤr einen phyſikaliſchen Verſuch, nicht aber zur An-
wendung fuͤr den Bergbau. Wie ſchnell entweicht
nicht die Lebensluft, wie oft muß man von Gefaͤßen

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[106/0009] daß jeder nicht ganz ungebildete Menſch, welcher ernſt- haft uͤber Wettermangel nachdachte, auf ganz aͤhnliche Inſtrumente, wie mein Lichterhalter und meine Rettungsflaſche ſind, fallen mußte. Ich ha- be eine eben ſo geringe Meinung von dem Verdienſte meiner Erfindung, als ich eine hohe von ihrem aus- gebreiteten Nutzen fuͤr das buͤrgerliche Leben hege. Sie erinnern ſich aus meiner Abhandlung uͤber die Grubenwetter (Annal. B. 2. 1795. S. 99), daß ich be- reits ihrer erwaͤhnt habe. Ich wollte damahls nicht mehr verſprechen, als ich zu leiſten im Stande war. Ich glaubte ein volles Jahr warten zu muͤſſen, ehe ich nach vielfaͤltigen, oft gefahrvollen, koſtſpieligen Verſu- chen, meine Inſtrumente praktiſchen Bergleuten vorle- gen durfte. Wenn Lichter darum verloͤſchen, weil die Luft, welche ſie umgiebt, zu arm an Sauerſtoff iſt, ſo folgt daraus von ſelbſt, daß das Mittel, das Brennen der Lichter zu unterhalten, nur in der Erſetzung dieſes Man- gels an Sauerſtoff liegt. Wie kann aber dieſe kuͤnſt- liche Erſetzung auf die wohlfeilſte einfachſte Weiſe ge- ſchehen? Sie wiſſen aus meinem Briefe an Herrn Lainpadius, daß ich mich ſonſt um Thermometer-Be- obachtungen in irreſpirablen Gasarten zu machen, eines Gefaͤßes mit Lebensluft bediente, unter welches ein Licht gehalten wurde. Dieſe Einrichtung war ſehr gut fuͤr einen phyſikaliſchen Verſuch, nicht aber zur An- wendung fuͤr den Bergbau. Wie ſchnell entweicht nicht die Lebensluft, wie oft muß man von Gefaͤßen wech-

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber die einfache Vorrichtung, durch welche sich Menschen stundenlang in irrespirablen Gasarten, ohne Nachtheil der Gesundheit, und mit brennenden Lichtern aufhalten können; oder vorläufige Anzeige einer Rettungsfläche und eines Lichterhalters. In: Chemische Annalen für die Freunde der Naturlehre, Arzneygelahrtheit, Haushaltungskunde und Manufacturen. Bd. 2 (1796) S. 99-110, 195-210, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_gasarten_1796/9>, abgerufen am 21.11.2024.