Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Humboldt, Alexander von: Neueste Nachrichten über die Reise des Kapitän Clapperton[,] mitgetheilt von Alexander v. Humboldt. (Paris, Januar 1827.) In: Hertha. Bd. 9, H. 2 (1827), S. 71-72.

Bild:
<< vorherige Seite
letzte Seite

Geographische Zeitung, 1827. Korrespondenz-Nachrichten.
unserer Begleiter war, das ist schrecklich. Sie werden es sonderbar finden,
daß ich als Presbyterianer, die Kirchengebete selbst gelesen habe, aber das
that ich für die Lebenden. Alle meine Diener und die Vornehmsten der Stadt
aus Poyent standen umher. Jch werde hier gut behandelt und reise in 2
Tagen nach Youri, wo der arme Mungo-Park getödtet ward. Jch werde
alle seine Manuskripte erhalten, wenn sie nicht schon Bello zurückgesandt
hat. Jch werde in Youri alles erfahren, was Mungo-Park's letztes Schick-
sal betrifft. Jch habe hier viel neue Entdeckungen gemacht; jeder Schritt
führt durch ein unbekanntes Land. Jch bin über eine Hügelkette gekom-
men, deren Existenz ganz unbekannt war und bin ein großes Königreich
in Afrika durchreist, dessen Name den Europäern ganz unbekannt war.
Jn der Hauptstadt dieses Königreichs habe ich 2 Monate gelebt. Der
Niger ist jetzt nur noch 2 Tagereisen ostwärts von mir und die Einmün-
dung dieses Flusses in den Golf von Benin kann nicht mehr zweifelhaft
sein. Jch würde Jhnen mehr noch in diesem Briefe sagen, aber Abschrif-
ten meiner Tagebücher, welche alle meine Beobachtungen enthalten, sollen
bald nach England gesandt werden. Jch hoffe, Sie werden mir über Tri-
poli schreiben, denn der Weg über Westen ist ungewiß."



Geographiſche Zeitung, 1827. Korrespondenz-Nachrichten.
unſerer Begleiter war, das iſt ſchrecklich. Sie werden es ſonderbar finden,
daß ich als Presbyterianer, die Kirchengebete ſelbſt geleſen habe, aber das
that ich für die Lebenden. Alle meine Diener und die Vornehmſten der Stadt
aus Poyent ſtanden umher. Jch werde hier gut behandelt und reiſe in 2
Tagen nach Youri, wo der arme Mungo-Park getödtet ward. Jch werde
alle ſeine Manuſkripte erhalten, wenn ſie nicht ſchon Bello zurückgeſandt
hat. Jch werde in Youri alles erfahren, was Mungo-Park's letztes Schick-
ſal betrifft. Jch habe hier viel neue Entdeckungen gemacht; jeder Schritt
führt durch ein unbekanntes Land. Jch bin über eine Hügelkette gekom-
men, deren Exiſtenz ganz unbekannt war und bin ein großes Königreich
in Afrika durchreiſt, deſſen Name den Europäern ganz unbekannt war.
Jn der Hauptſtadt dieſes Königreichs habe ich 2 Monate gelebt. Der
Niger iſt jetzt nur noch 2 Tagereiſen oſtwärts von mir und die Einmün-
dung dieſes Fluſſes in den Golf von Benin kann nicht mehr zweifelhaft
ſein. Jch würde Jhnen mehr noch in dieſem Briefe ſagen, aber Abſchrif-
ten meiner Tagebücher, welche alle meine Beobachtungen enthalten, ſollen
bald nach England geſandt werden. Jch hoffe, Sie werden mir über Tri-
poli ſchreiben, denn der Weg über Weſten iſt ungewiß.“



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="3">
        <p><pb facs="#f0003" n="72"/><fw place="top" type="header">Geographi&#x017F;che Zeitung, 1827. Korrespondenz-Nachrichten.</fw><lb/>
un&#x017F;erer Begleiter war, das i&#x017F;t &#x017F;chrecklich. Sie werden es &#x017F;onderbar finden,<lb/>
daß ich als Presbyterianer, die Kirchengebete &#x017F;elb&#x017F;t gele&#x017F;en habe, aber das<lb/>
that ich für die Lebenden. Alle meine Diener und die Vornehm&#x017F;ten der Stadt<lb/>
aus Poyent &#x017F;tanden umher. Jch werde hier gut behandelt und rei&#x017F;e in 2<lb/>
Tagen nach Youri, wo der arme Mungo-Park getödtet ward. Jch werde<lb/>
alle &#x017F;eine Manu&#x017F;kripte erhalten, wenn &#x017F;ie nicht &#x017F;chon Bello zurückge&#x017F;andt<lb/>
hat. Jch werde in Youri alles erfahren, was Mungo-Park's letztes Schick-<lb/>
&#x017F;al betrifft. Jch habe hier viel neue Entdeckungen gemacht; jeder Schritt<lb/>
führt durch ein unbekanntes Land. Jch bin über eine Hügelkette gekom-<lb/>
men, deren Exi&#x017F;tenz ganz unbekannt war und bin ein großes Königreich<lb/>
in Afrika durchrei&#x017F;t, de&#x017F;&#x017F;en Name den Europäern ganz unbekannt war.<lb/>
Jn der Haupt&#x017F;tadt die&#x017F;es Königreichs habe ich 2 Monate gelebt. Der<lb/>
Niger i&#x017F;t jetzt nur noch 2 Tagerei&#x017F;en o&#x017F;twärts von mir und die Einmün-<lb/>
dung die&#x017F;es Flu&#x017F;&#x017F;es in den Golf von Benin kann nicht mehr zweifelhaft<lb/>
&#x017F;ein. Jch würde Jhnen mehr noch in die&#x017F;em Briefe &#x017F;agen, aber Ab&#x017F;chrif-<lb/>
ten meiner Tagebücher, welche alle meine Beobachtungen enthalten, &#x017F;ollen<lb/>
bald nach England ge&#x017F;andt werden. Jch hoffe, Sie werden mir über Tri-<lb/>
poli &#x017F;chreiben, denn der Weg über We&#x017F;ten i&#x017F;t ungewiß.&#x201C;</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[72/0003] Geographiſche Zeitung, 1827. Korrespondenz-Nachrichten. unſerer Begleiter war, das iſt ſchrecklich. Sie werden es ſonderbar finden, daß ich als Presbyterianer, die Kirchengebete ſelbſt geleſen habe, aber das that ich für die Lebenden. Alle meine Diener und die Vornehmſten der Stadt aus Poyent ſtanden umher. Jch werde hier gut behandelt und reiſe in 2 Tagen nach Youri, wo der arme Mungo-Park getödtet ward. Jch werde alle ſeine Manuſkripte erhalten, wenn ſie nicht ſchon Bello zurückgeſandt hat. Jch werde in Youri alles erfahren, was Mungo-Park's letztes Schick- ſal betrifft. Jch habe hier viel neue Entdeckungen gemacht; jeder Schritt führt durch ein unbekanntes Land. Jch bin über eine Hügelkette gekom- men, deren Exiſtenz ganz unbekannt war und bin ein großes Königreich in Afrika durchreiſt, deſſen Name den Europäern ganz unbekannt war. Jn der Hauptſtadt dieſes Königreichs habe ich 2 Monate gelebt. Der Niger iſt jetzt nur noch 2 Tagereiſen oſtwärts von mir und die Einmün- dung dieſes Fluſſes in den Golf von Benin kann nicht mehr zweifelhaft ſein. Jch würde Jhnen mehr noch in dieſem Briefe ſagen, aber Abſchrif- ten meiner Tagebücher, welche alle meine Beobachtungen enthalten, ſollen bald nach England geſandt werden. Jch hoffe, Sie werden mir über Tri- poli ſchreiben, denn der Weg über Weſten iſt ungewiß.“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_clapperton_1827
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_clapperton_1827/3
Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Neueste Nachrichten über die Reise des Kapitän Clapperton[,] mitgetheilt von Alexander v. Humboldt. (Paris, Januar 1827.) In: Hertha. Bd. 9, H. 2 (1827), S. 71-72, hier S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_clapperton_1827/3>, abgerufen am 21.11.2024.