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Humboldt, Alexander von: Über die Hochebene von Bogota. In: Ders.: Kleinere Schriften. Erster Band. Geognostische und physikalische Erinnerungen. Stuttgart und Tübingen, 1853, S. 100-132.

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unter ungleichen Winkeln einschließende Flözanlagen, indem sie herausgeschoben wurden, zwischen sich zurückließen. Es ist eine Spaltung, ein Queerthal, erzeugt durch dieselben geheimnißvollen Kräfte, die sich in jeder Reaction des innern Erdkörpers gegen seine Oberfläche (die Erdrinde) offenbaren. Hat sich die Oeffnung von einer anfangs engen Spalte allmälig zu ihrer jetzigen Dimension von 36 Fuß durch den Stoß der Wasser erweitert, wie einige wissenschaftlich gebildete Einwohner und fleißige Beobachter der Localverhältnisse mich überreden wollten? Ich bezweifle diese allmäligen Bildungen und hydraulischen Wirkungen des Stoßes. Die Aufgabe ist hier keine isolirte, sie wiederholt sich in jedem Alpenthale des alten und neuen Continents. Die jetzt rinnenden Wasser (so weit berufene Namen sie auch als Flüsse tragen) haben sich enge Furchen in breiten Thälern ausgegraben; sie schlängeln sich durch die weiten Räume dieser Thäler. Es sind kleine Naturphänomene, welche den alten die Unterbrechung des allgemeinen Reliefs bestimmenden Ursachen fremd blieben. Das System allmäliger Wirkungen und der schwachen Kräfte, die langer Dauer bedürfen (ein wissenschaftliches System, das periodisch wiederkehrt und im classischen Alterthume sich auf Delta-Bildung, auf Anschwemmungen und Höhlen-Sinter gründete), befriedigt wenig bei dem Anblick der Erdtrümmer, welche uns heute zum Wohnplatz dienen. Der "Regentropfen" durchbohrt wohl durch langes Fallen einen Stein, er giebt aber der Rinde unseres Planeten nicht ihre jetzige physiognomische Gestaltung.

Der weitberufene Wasserfall des Tequendama verdankt seinen imposanten Anblick dem Verhältniß seiner Höhe zu der Wassermasse, welche in zwei Absätzen herabstürzt. Der

unter ungleichen Winkeln einschließende Flözanlagen, indem sie herausgeschoben wurden, zwischen sich zurückließen. Es ist eine Spaltung, ein Queerthal, erzeugt durch dieselben geheimnißvollen Kräfte, die sich in jeder Reaction des innern Erdkörpers gegen seine Oberfläche (die Erdrinde) offenbaren. Hat sich die Oeffnung von einer anfangs engen Spalte allmälig zu ihrer jetzigen Dimension von 36 Fuß durch den Stoß der Wasser erweitert, wie einige wissenschaftlich gebildete Einwohner und fleißige Beobachter der Localverhältnisse mich überreden wollten? Ich bezweifle diese allmäligen Bildungen und hydraulischen Wirkungen des Stoßes. Die Aufgabe ist hier keine isolirte, sie wiederholt sich in jedem Alpenthale des alten und neuen Continents. Die jetzt rinnenden Wasser (so weit berufene Namen sie auch als Flüsse tragen) haben sich enge Furchen in breiten Thälern ausgegraben; sie schlängeln sich durch die weiten Räume dieser Thäler. Es sind kleine Naturphänomene, welche den alten die Unterbrechung des allgemeinen Reliefs bestimmenden Ursachen fremd blieben. Das System allmäliger Wirkungen und der schwachen Kräfte, die langer Dauer bedürfen (ein wissenschaftliches System, das periodisch wiederkehrt und im classischen Alterthume sich auf Delta-Bildung, auf Anschwemmungen und Höhlen-Sinter gründete), befriedigt wenig bei dem Anblick der Erdtrümmer, welche uns heute zum Wohnplatz dienen. Der „Regentropfen“ durchbohrt wohl durch langes Fallen einen Stein, er giebt aber der Rinde unseres Planeten nicht ihre jetzige physiognomische Gestaltung.

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[119/0021] unter ungleichen Winkeln einschließende Flözanlagen, indem sie herausgeschoben wurden, zwischen sich zurückließen. Es ist eine Spaltung, ein Queerthal, erzeugt durch dieselben geheimnißvollen Kräfte, die sich in jeder Reaction des innern Erdkörpers gegen seine Oberfläche (die Erdrinde) offenbaren. Hat sich die Oeffnung von einer anfangs engen Spalte allmälig zu ihrer jetzigen Dimension von 36 Fuß durch den Stoß der Wasser erweitert, wie einige wissenschaftlich gebildete Einwohner und fleißige Beobachter der Localverhältnisse mich überreden wollten? Ich bezweifle diese allmäligen Bildungen und hydraulischen Wirkungen des Stoßes. Die Aufgabe ist hier keine isolirte, sie wiederholt sich in jedem Alpenthale des alten und neuen Continents. Die jetzt rinnenden Wasser (so weit berufene Namen sie auch als Flüsse tragen) haben sich enge Furchen in breiten Thälern ausgegraben; sie schlängeln sich durch die weiten Räume dieser Thäler. Es sind kleine Naturphänomene, welche den alten die Unterbrechung des allgemeinen Reliefs bestimmenden Ursachen fremd blieben. Das System allmäliger Wirkungen und der schwachen Kräfte, die langer Dauer bedürfen (ein wissenschaftliches System, das periodisch wiederkehrt und im classischen Alterthume sich auf Delta-Bildung, auf Anschwemmungen und Höhlen-Sinter gründete), befriedigt wenig bei dem Anblick der Erdtrümmer, welche uns heute zum Wohnplatz dienen. Der „Regentropfen“ durchbohrt wohl durch langes Fallen einen Stein, er giebt aber der Rinde unseres Planeten nicht ihre jetzige physiognomische Gestaltung. Der weitberufene Wasserfall des Tequendama verdankt seinen imposanten Anblick dem Verhältniß seiner Höhe zu der Wassermasse, welche in zwei Absätzen herabstürzt. Der

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Über die Hochebene von Bogota. In: Ders.: Kleinere Schriften. Erster Band. Geognostische und physikalische Erinnerungen. Stuttgart und Tübingen, 1853, S. 100-132, hier S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_bogota_1853/21>, abgerufen am 24.11.2024.