[Humboldt, Alexander von:] [Ankündigung zu „Die Geographie der Pflanzen“.] In: Geographische Zeitung der Hertha, Bd. 7, Heft 2,2 (1826), S. 52–60.Kein allgemeines Werk dieser Art ist noch in Frankreich erschienen. Der Zur Geographie der Pflanzen der Hrn. von Humboldt und Kunth Kein allgemeines Werk dieſer Art iſt noch in Frankreich erſchienen. Der Zur Geographie der Pflanzen der Hrn. von Humboldt und Kunth <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0010" n="59"/> Kein allgemeines Werk dieſer Art iſt noch in <placeName>Frankreich</placeName> erſchienen. Der<lb/><hi rendition="#aq"><bibl>Essai élémentaire de Géographie botanique</bibl></hi> von Hrn. <persName>Decandolle</persName> enthaͤlt<lb/> viele neue und geiſtreiche Anſichten, aber der Verfaſſer mußte ſich auf eine<lb/> geringe Anzahl Seiten beſchraͤnken, da ſeine Abhandlung fuͤr den von den<lb/> Profeſſoren des <hi rendition="#aq"><orgName>Jardin du Roi</orgName></hi> herausgegebenen <hi rendition="#aq"><bibl>Dictionnaire des scien-<lb/> ces naturelles</bibl></hi> beſtimmt war. Nur <placeName>Daͤnemark</placeName> und <placeName>Deutſchland</placeName> beſitzen<lb/> ein Werk von groͤßerer Ausdehnung, die vortreffliche Schrift des Hrn.<lb/><persName>Schouw</persName> <hi rendition="#g"><bibl>Elemente einer Univerſalgeographie der Gewaͤchſe</bibl></hi>.<lb/> Der ſchon durch eine Abhandlung <hi rendition="#aq"><bibl>De sedibus originariis plantarum</bibl></hi> vor-<lb/> theilhaft bekannte Verfaſſer hat die Maſſe des vorher bekannten vermehrt.<lb/> Er gehoͤrt zu jener kleinen Anzahl von Reiſenden, welche zugleich Bota-<lb/> niker und Phyſiker, wie <persName>Ramond</persName>, <persName>Wahlenberg</persName>, <persName>Decandolle</persName>, <persName>Parrot</persName>, <persName>Leopold<lb/> von Buch</persName>, <persName>Ch. Smith</persName> und <persName>Pollini</persName>, zu gleicher Zeit die Spezies, die<lb/> Hoͤhe des Standpunkts und die mittlere Temperatur des Orts beſtimmt<lb/> haben. H. <persName>Schouw</persName> hat mit einem edlen wiſſenſchaftlichen Eifer die Vege-<lb/> tation von <placeName>Europa</placeName> von der <placeName>ſkandinaviſchen Halbinſel</placeName> bis zum Gipfel des<lb/><placeName>Aetna</placeName> ſtudirt. Seine vor 3 Jahren herausgegebenen <hi rendition="#g"><bibl>Elemente</bibl></hi> wuͤrden<lb/> noch verdienen, ins Franzoͤſiſche uͤberſetzt zu werden. Es iſt ein <bibl>botaniſcher<lb/> Atlas</bibl> dabei, und das Werk traͤgt das Gepraͤge eines hoͤchſt genauen und<lb/> ſcharfſinnigen Geiſtes. Jn dem daͤniſchen Werke finden ſich ſorgfaͤltig die<lb/> Bemerkungen uͤber botaniſche Geographie, die Hr. <persName>v. Humboldt</persName> nach ein-<lb/> ander bekannt machte, zuſammengeſtellt. Seinerſeits wird dieſer nun in<lb/> den <hi rendition="#g"><bibl>Elementen</bibl></hi> des Hrn. <persName>Schouw</persName> alles Neue und Wichtige, was ſie<lb/> enthalten, ſchoͤpfen; aber die beiden Werke werden nichts mit einander<lb/> gemein haben, außer in wiefern dies bei der Eroͤrterung eines Theils der<lb/> naͤmlichen Fragen nothwendig iſt.</p><lb/> <p>Zur <bibl>Geographie der Pflanzen</bibl> der Hrn. <persName>von Humboldt</persName> und <persName>Kunth</persName><lb/> werden wenigſtens 26 Kupferplatten gehoͤren, worunter einige auf das<lb/> Ausſehen der Vegetation oder die Phyſiognomie der Pflanzen Bezug haben.<lb/> Die Kupfer werden nach den Zeichnungen ausgefuͤhrt werden, die Hr.<lb/><persName>Rugendas</persName> unlaͤngſt in den Waͤldern <placeName>Braſiliens</placeName> verfertigte. Dieſer junge<lb/> verdienſtvolle Kuͤnſtler hat 5 Jahre lang mitten im Reichthume der tropi-<lb/> ſchen Pflanzenwelt gelebt. Er wurde durchdrungen vom Gefuͤhl, daß in<lb/> der wilden Fuͤlle einer ſo wunderbaren Natur, der maleriſche Eff<supplied>e</supplied>kt in der<lb/> Zeichnung immer durch die Wahrheit und treue Nachahmung der Formen<lb/> entſteht. Das neue Werk gehoͤrt weſentlich zum <hi rendition="#aq"><bibl>Voyage aux régions<lb/> équinoxiales</bibl></hi> der Hrn. <persName>von Humboldt</persName> und <persName>Bonpland</persName>; es iſt eine Art<lb/> Fortſetzung der von Hr. <persName>Kunth</persName> herausgegebenen <hi rendition="#aq"><bibl>Nova Genera</bibl></hi>. Da es<lb/> uͤber die groͤßten Probleme der Natur handelt, ſo hat es nicht bloß wiſſen-<lb/> ſchaftliches Jntereſſe fuͤr Botaniker und Phyſiker, es empfiehlt ſich auch<lb/> denen, welche gerne Gebirge beſuchen oder den Reiſenden in der Erzaͤhlung<lb/> uͤber die weite Ferne folgen. Die botaniſche Geographie ſpricht zugleich<lb/> zum Geiſte und zur Einbildungskraft; wie die Geſchichte jener antiken<lb/> Pflanzenwelt, die im Schooße der Erde vergraben liegt, wird ſie zum hoͤchſt<lb/> anziehenden Studium. Sind die einzelnen Erſcheinungen dargeſtellt und<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [59/0010]
Kein allgemeines Werk dieſer Art iſt noch in Frankreich erſchienen. Der
Essai élémentaire de Géographie botanique von Hrn. Decandolle enthaͤlt
viele neue und geiſtreiche Anſichten, aber der Verfaſſer mußte ſich auf eine
geringe Anzahl Seiten beſchraͤnken, da ſeine Abhandlung fuͤr den von den
Profeſſoren des Jardin du Roi herausgegebenen Dictionnaire des scien-
ces naturelles beſtimmt war. Nur Daͤnemark und Deutſchland beſitzen
ein Werk von groͤßerer Ausdehnung, die vortreffliche Schrift des Hrn.
Schouw Elemente einer Univerſalgeographie der Gewaͤchſe.
Der ſchon durch eine Abhandlung De sedibus originariis plantarum vor-
theilhaft bekannte Verfaſſer hat die Maſſe des vorher bekannten vermehrt.
Er gehoͤrt zu jener kleinen Anzahl von Reiſenden, welche zugleich Bota-
niker und Phyſiker, wie Ramond, Wahlenberg, Decandolle, Parrot, Leopold
von Buch, Ch. Smith und Pollini, zu gleicher Zeit die Spezies, die
Hoͤhe des Standpunkts und die mittlere Temperatur des Orts beſtimmt
haben. H. Schouw hat mit einem edlen wiſſenſchaftlichen Eifer die Vege-
tation von Europa von der ſkandinaviſchen Halbinſel bis zum Gipfel des
Aetna ſtudirt. Seine vor 3 Jahren herausgegebenen Elemente wuͤrden
noch verdienen, ins Franzoͤſiſche uͤberſetzt zu werden. Es iſt ein botaniſcher
Atlas dabei, und das Werk traͤgt das Gepraͤge eines hoͤchſt genauen und
ſcharfſinnigen Geiſtes. Jn dem daͤniſchen Werke finden ſich ſorgfaͤltig die
Bemerkungen uͤber botaniſche Geographie, die Hr. v. Humboldt nach ein-
ander bekannt machte, zuſammengeſtellt. Seinerſeits wird dieſer nun in
den Elementen des Hrn. Schouw alles Neue und Wichtige, was ſie
enthalten, ſchoͤpfen; aber die beiden Werke werden nichts mit einander
gemein haben, außer in wiefern dies bei der Eroͤrterung eines Theils der
naͤmlichen Fragen nothwendig iſt.
Zur Geographie der Pflanzen der Hrn. von Humboldt und Kunth
werden wenigſtens 26 Kupferplatten gehoͤren, worunter einige auf das
Ausſehen der Vegetation oder die Phyſiognomie der Pflanzen Bezug haben.
Die Kupfer werden nach den Zeichnungen ausgefuͤhrt werden, die Hr.
Rugendas unlaͤngſt in den Waͤldern Braſiliens verfertigte. Dieſer junge
verdienſtvolle Kuͤnſtler hat 5 Jahre lang mitten im Reichthume der tropi-
ſchen Pflanzenwelt gelebt. Er wurde durchdrungen vom Gefuͤhl, daß in
der wilden Fuͤlle einer ſo wunderbaren Natur, der maleriſche Effekt in der
Zeichnung immer durch die Wahrheit und treue Nachahmung der Formen
entſteht. Das neue Werk gehoͤrt weſentlich zum Voyage aux régions
équinoxiales der Hrn. von Humboldt und Bonpland; es iſt eine Art
Fortſetzung der von Hr. Kunth herausgegebenen Nova Genera. Da es
uͤber die groͤßten Probleme der Natur handelt, ſo hat es nicht bloß wiſſen-
ſchaftliches Jntereſſe fuͤr Botaniker und Phyſiker, es empfiehlt ſich auch
denen, welche gerne Gebirge beſuchen oder den Reiſenden in der Erzaͤhlung
uͤber die weite Ferne folgen. Die botaniſche Geographie ſpricht zugleich
zum Geiſte und zur Einbildungskraft; wie die Geſchichte jener antiken
Pflanzenwelt, die im Schooße der Erde vergraben liegt, wird ſie zum hoͤchſt
anziehenden Studium. Sind die einzelnen Erſcheinungen dargeſtellt und
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