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Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 4. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1860.

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gönnen ihnen nicht, was ihnen die Natur auf ihrem eigenen
Grund und Boden so reichlich schenkt. Kaum noch hat man
es am oberen Orinoko versucht, den Almendron fortzupflanzen.
Die Trägheit der Einwohner läßt es noch weniger dazu kommen
als der Umstand, daß das Oel in den mandelförmigen Samen
so schnell ranzig wird. Wir fanden in der Mission San
Carlos nur drei Bäume und in Esmeralda zwei. Die maje-
stätischen Stämme waren acht bis zehn Jahre alt und hatten
noch nicht geblüht. Wie oben erwähnt, fand Bonpland Almen-
drone unter den Bäumen am Ufer des Cassiquiare in der
Nähe der Stromschnellen von Cananivacari.

Schon im 16. Jahrhundert sah man in Europa nicht
die große Steinfrucht in der Form einer Kokosnuß, welche
die Mandeln enthält, wohl aber die Samen mit holziger drei-
eckiger Hülle. Ich erkenne diese auf einer ziemlich mangel-
haften Zeichnung des Clusius. Dieser Botaniker nennt sie
Almendras del Peru, vielleicht weil sie als eine sehr
seltene Frucht an den oberen Amazonenstrom und von dort
über die Kordilleren nach Quito und Peru gekommen waren.
Jean de Laets Novus Orbis, in dem ich die erste Nachricht
vom Kuhbaum fand, enthält auch eine Beschreibung und ganz
richtige Abbildung des Samens der Bertholletia. Laet nennt
den Baum Totocke und erwähnt der Steinfrucht von der
Größe eines Menschenkopfes, welche die Samen enthält. Diese
Früchte, erzählt er, seien so ungemein schwer, daß die Wilden
es nicht leicht wagen, die Wälder zu betreten, ohne Kopf und
Schultern mit einem Schild aus sehr hartem Holz zu bedecken.
Von solchen Schilden wissen die Eingeborenen in Esmeralda
nichts, wohl aber sprachen sie uns auch davon, daß es gefähr-
lich sei, wenn die Früchte reifen und 16 bis 20 m herabfallen.
In Portugal und England verkauft man die dreieckigen Samen
der Juvia unter dem unbestimmten Namen Kastanien (Ca-
stannas
) oder Nüsse aus Brasilien und vom Amazonenstrom,
und man meinte lange, sie wachsen, wie die Frucht der Pekea,
einzeln auf Fruchtstielen. Die Einwohner von Granpara
treiben seit einem Jahrhundert einen ziemlich starken Handel
damit. Sie schicken sie entweder direkt nach Europa oder
nach Cayenne, wo sie Touka heißen. Der bekannte Bota-
niker Correa de Serra sagte uns, der Baum sei in den Wäl-
dern bei Macapa an der Mündung des Amazonenstromes sehr
häufig und die Einwohner sammeln die Mandeln, wie die
der Lecythis, um Oel daraus zu schlagen. Eine Ladung

gönnen ihnen nicht, was ihnen die Natur auf ihrem eigenen
Grund und Boden ſo reichlich ſchenkt. Kaum noch hat man
es am oberen Orinoko verſucht, den Almendron fortzupflanzen.
Die Trägheit der Einwohner läßt es noch weniger dazu kommen
als der Umſtand, daß das Oel in den mandelförmigen Samen
ſo ſchnell ranzig wird. Wir fanden in der Miſſion San
Carlos nur drei Bäume und in Esmeralda zwei. Die maje-
ſtätiſchen Stämme waren acht bis zehn Jahre alt und hatten
noch nicht geblüht. Wie oben erwähnt, fand Bonpland Almen-
drone unter den Bäumen am Ufer des Caſſiquiare in der
Nähe der Stromſchnellen von Cananivacari.

Schon im 16. Jahrhundert ſah man in Europa nicht
die große Steinfrucht in der Form einer Kokosnuß, welche
die Mandeln enthält, wohl aber die Samen mit holziger drei-
eckiger Hülle. Ich erkenne dieſe auf einer ziemlich mangel-
haften Zeichnung des Cluſius. Dieſer Botaniker nennt ſie
Almendras del Peru, vielleicht weil ſie als eine ſehr
ſeltene Frucht an den oberen Amazonenſtrom und von dort
über die Kordilleren nach Quito und Peru gekommen waren.
Jean de Laets Novus Orbis, in dem ich die erſte Nachricht
vom Kuhbaum fand, enthält auch eine Beſchreibung und ganz
richtige Abbildung des Samens der Bertholletia. Laet nennt
den Baum Totocke und erwähnt der Steinfrucht von der
Größe eines Menſchenkopfes, welche die Samen enthält. Dieſe
Früchte, erzählt er, ſeien ſo ungemein ſchwer, daß die Wilden
es nicht leicht wagen, die Wälder zu betreten, ohne Kopf und
Schultern mit einem Schild aus ſehr hartem Holz zu bedecken.
Von ſolchen Schilden wiſſen die Eingeborenen in Esmeralda
nichts, wohl aber ſprachen ſie uns auch davon, daß es gefähr-
lich ſei, wenn die Früchte reifen und 16 bis 20 m herabfallen.
In Portugal und England verkauft man die dreieckigen Samen
der Juvia unter dem unbeſtimmten Namen Kaſtanien (Ca-
stañas
) oder Nüſſe aus Braſilien und vom Amazonenſtrom,
und man meinte lange, ſie wachſen, wie die Frucht der Pekea,
einzeln auf Fruchtſtielen. Die Einwohner von Granpara
treiben ſeit einem Jahrhundert einen ziemlich ſtarken Handel
damit. Sie ſchicken ſie entweder direkt nach Europa oder
nach Cayenne, wo ſie Touka heißen. Der bekannte Bota-
niker Correa de Serra ſagte uns, der Baum ſei in den Wäl-
dern bei Macapa an der Mündung des Amazonenſtromes ſehr
häufig und die Einwohner ſammeln die Mandeln, wie die
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[72/0080] gönnen ihnen nicht, was ihnen die Natur auf ihrem eigenen Grund und Boden ſo reichlich ſchenkt. Kaum noch hat man es am oberen Orinoko verſucht, den Almendron fortzupflanzen. Die Trägheit der Einwohner läßt es noch weniger dazu kommen als der Umſtand, daß das Oel in den mandelförmigen Samen ſo ſchnell ranzig wird. Wir fanden in der Miſſion San Carlos nur drei Bäume und in Esmeralda zwei. Die maje- ſtätiſchen Stämme waren acht bis zehn Jahre alt und hatten noch nicht geblüht. Wie oben erwähnt, fand Bonpland Almen- drone unter den Bäumen am Ufer des Caſſiquiare in der Nähe der Stromſchnellen von Cananivacari. Schon im 16. Jahrhundert ſah man in Europa nicht die große Steinfrucht in der Form einer Kokosnuß, welche die Mandeln enthält, wohl aber die Samen mit holziger drei- eckiger Hülle. Ich erkenne dieſe auf einer ziemlich mangel- haften Zeichnung des Cluſius. Dieſer Botaniker nennt ſie Almendras del Peru, vielleicht weil ſie als eine ſehr ſeltene Frucht an den oberen Amazonenſtrom und von dort über die Kordilleren nach Quito und Peru gekommen waren. Jean de Laets Novus Orbis, in dem ich die erſte Nachricht vom Kuhbaum fand, enthält auch eine Beſchreibung und ganz richtige Abbildung des Samens der Bertholletia. Laet nennt den Baum Totocke und erwähnt der Steinfrucht von der Größe eines Menſchenkopfes, welche die Samen enthält. Dieſe Früchte, erzählt er, ſeien ſo ungemein ſchwer, daß die Wilden es nicht leicht wagen, die Wälder zu betreten, ohne Kopf und Schultern mit einem Schild aus ſehr hartem Holz zu bedecken. Von ſolchen Schilden wiſſen die Eingeborenen in Esmeralda nichts, wohl aber ſprachen ſie uns auch davon, daß es gefähr- lich ſei, wenn die Früchte reifen und 16 bis 20 m herabfallen. In Portugal und England verkauft man die dreieckigen Samen der Juvia unter dem unbeſtimmten Namen Kaſtanien (Ca- stañas) oder Nüſſe aus Braſilien und vom Amazonenſtrom, und man meinte lange, ſie wachſen, wie die Frucht der Pekea, einzeln auf Fruchtſtielen. Die Einwohner von Granpara treiben ſeit einem Jahrhundert einen ziemlich ſtarken Handel damit. Sie ſchicken ſie entweder direkt nach Europa oder nach Cayenne, wo ſie Touka heißen. Der bekannte Bota- niker Correa de Serra ſagte uns, der Baum ſei in den Wäl- dern bei Macapa an der Mündung des Amazonenſtromes ſehr häufig und die Einwohner ſammeln die Mandeln, wie die der Lecythis, um Oel daraus zu ſchlagen. Eine Ladung

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 4. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1860, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_aequinoktial04_1859/80>, abgerufen am 22.11.2024.