Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 4. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1860.Venezuela gebracht hatte) von Nord nach Süd den Weg ein- Ich halte mich nur an das, was in den Bereich der Venezuela gebracht hatte) von Nord nach Süd den Weg ein- Ich halte mich nur an das, was in den Bereich der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0215" n="207"/> Venezuela gebracht hatte) von Nord nach Süd den Weg ein-<lb/> ſchlug, auf dem Georg von Speier am Oſtabhang der Ge-<lb/> birge hingezogen war. Hutten brach von Coro, dem Haupt-<lb/> ſitz der <hi rendition="#g">deutſchen Faktorei</hi> oder Geſellſchaft der Welſer<lb/> auf, als Heinrich Remboldt an der Spitze derſelben ſtand.<lb/> Nachdem er über die Ebenen am Caſanare, Meta und Caguan<lb/> gezogen (1541), kam er an den oberen Guaviare (Guayare),<lb/> den man lange für den Urſprung des Orinoko gehalten hat<lb/> und deſſen Mündung ich auf dem Wege von San Fernando<lb/> de Atabapo an den Rio Negro geſehen habe. Nicht weit<lb/> vom rechten Ufer des Guaviare kam Hutten in die Stadt<lb/> der Guaypes, Macatoa. Das Volk daſelbſt trug Kleider,<lb/> die Felder ſchienen gut angebaut, alles deutete auf eine Kul-<lb/> tur, die ſonſt dieſem heißen Landſtrich im Oſten der Kor-<lb/> dilleren fremd war. Wahrſcheinlich war Georg von Speier<lb/> bei ſeinem Zuge an den Rio Caqueta und in die Provinz<lb/> Papamene weit oberhalb Macatoa über den Guaviare gegan-<lb/> gen, bevor die beiden Zweige dieſes Fluſſes, der Ariari und<lb/> der Guayavero, ſich vereinigen. Hutten erfuhr, auf dem Wege<lb/> weiter nach Südoſt komme er auf das Gebiet der großen<lb/> Nation des Omagua, deren Prieſter-König Quareca heiße und<lb/> große Herden von Lama beſitze. Dieſe Spuren von Kul-<lb/> tur, dieſe alten Verbindungen mit der Hochebene von Quito<lb/> ſcheinen mir ſehr bemerkenswert. Wir haben ſchon oben er-<lb/> wähnt, daß Orellana bei einem indianiſchen Häuptling am<lb/> Amazonenſtrom Lama geſehen, und daß Ordaz auf den<lb/> Ebenen am Meta davon hatte ſprechen hören.</p><lb/> <p>Ich halte mich nur an das, was in den Bereich der<lb/> Geographie fällt, und beſchreibe weder nach Hutten jene un-<lb/> ermeßlich große Stadt, <hi rendition="#g">die er von weitem geſehen</hi>, noch<lb/> das Gefecht mit den Omagua, wobei 39 Spanier (ihrer 14<lb/> ſind in den Nachrichten aus jener Zeit namentlich aufgeführt)<lb/> mit 15000 Indianern zu thun hatten. Dieſe lügenhaften<lb/> Gerüchte haben zur Ausſchmückung der Sage vom Dorado<lb/> ſehr viel beigetragen. Der Name der Stadt der Omagua<lb/> kommt in Huttens Bericht nicht vor, aber die Manoas, von<lb/> denen Pater Fritz noch im 17. Jahrhundert in ſeiner Miſſion<lb/> Yurimaguas Goldbleche erhielt, ſind Nachbarn der Omagua.<lb/> Später wurde der Name <hi rendition="#g">Manoa</hi> aus dem Lande der Ama-<lb/> zonen auf eine eingebildete Stadt im <hi rendition="#g">Dorado der Parime</hi><lb/> übergetragen. Der bedeutende Ruf, in dem die Länder<lb/> zwiſchen dem Caqueta (Papamene) und Guaupe (einem<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [207/0215]
Venezuela gebracht hatte) von Nord nach Süd den Weg ein-
ſchlug, auf dem Georg von Speier am Oſtabhang der Ge-
birge hingezogen war. Hutten brach von Coro, dem Haupt-
ſitz der deutſchen Faktorei oder Geſellſchaft der Welſer
auf, als Heinrich Remboldt an der Spitze derſelben ſtand.
Nachdem er über die Ebenen am Caſanare, Meta und Caguan
gezogen (1541), kam er an den oberen Guaviare (Guayare),
den man lange für den Urſprung des Orinoko gehalten hat
und deſſen Mündung ich auf dem Wege von San Fernando
de Atabapo an den Rio Negro geſehen habe. Nicht weit
vom rechten Ufer des Guaviare kam Hutten in die Stadt
der Guaypes, Macatoa. Das Volk daſelbſt trug Kleider,
die Felder ſchienen gut angebaut, alles deutete auf eine Kul-
tur, die ſonſt dieſem heißen Landſtrich im Oſten der Kor-
dilleren fremd war. Wahrſcheinlich war Georg von Speier
bei ſeinem Zuge an den Rio Caqueta und in die Provinz
Papamene weit oberhalb Macatoa über den Guaviare gegan-
gen, bevor die beiden Zweige dieſes Fluſſes, der Ariari und
der Guayavero, ſich vereinigen. Hutten erfuhr, auf dem Wege
weiter nach Südoſt komme er auf das Gebiet der großen
Nation des Omagua, deren Prieſter-König Quareca heiße und
große Herden von Lama beſitze. Dieſe Spuren von Kul-
tur, dieſe alten Verbindungen mit der Hochebene von Quito
ſcheinen mir ſehr bemerkenswert. Wir haben ſchon oben er-
wähnt, daß Orellana bei einem indianiſchen Häuptling am
Amazonenſtrom Lama geſehen, und daß Ordaz auf den
Ebenen am Meta davon hatte ſprechen hören.
Ich halte mich nur an das, was in den Bereich der
Geographie fällt, und beſchreibe weder nach Hutten jene un-
ermeßlich große Stadt, die er von weitem geſehen, noch
das Gefecht mit den Omagua, wobei 39 Spanier (ihrer 14
ſind in den Nachrichten aus jener Zeit namentlich aufgeführt)
mit 15000 Indianern zu thun hatten. Dieſe lügenhaften
Gerüchte haben zur Ausſchmückung der Sage vom Dorado
ſehr viel beigetragen. Der Name der Stadt der Omagua
kommt in Huttens Bericht nicht vor, aber die Manoas, von
denen Pater Fritz noch im 17. Jahrhundert in ſeiner Miſſion
Yurimaguas Goldbleche erhielt, ſind Nachbarn der Omagua.
Später wurde der Name Manoa aus dem Lande der Ama-
zonen auf eine eingebildete Stadt im Dorado der Parime
übergetragen. Der bedeutende Ruf, in dem die Länder
zwiſchen dem Caqueta (Papamene) und Guaupe (einem
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