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Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 4. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1860.

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gleichförmigsten geologischen Phänomene, die volle Aufmerksam-
keit des Reisenden. Ostwärts von Javita, längs des ganzen
Cassiquiare, besonders aber in den Bergen von Duida ver-
mehren sich die Gänge im Granit. Dieselben sind voll von
Drusen, und ihr häufiges Vorkommen scheint auf ein nicht
sehr hohes Alter des Granites in diesem Landstriche hinzu-
deuten.

Wir fanden einige Flechten auf dem Felsen Uinumane,
der Insel Chamanare gegenüber, am Rande der Stromschnellen;
und da der Cassiquiare bei seiner Mündung eine rasche Wen-
dung von Ost nach Südwest macht, so lag jetzt zum erstenmal
dieser majestätische Arm des Orinoko in seiner ganzen Breite
vor uns da. Er gleicht, was den allgemeinen Charakter der
Landschaft betrifft, so ziemlich dem Rio Negro. Wie im
Becken dieses Flusses laufen die Waldbäume bis ans Ufer
vor und bilden ein Dickicht: aber der Cassiquiare hat weißes
Wasser und ändert seine Richtung öfter. Bei den Strom-
schnellen am Uinamare ist er fast breiter als der Rio Negro
und bis über Vasiva hinauf fand ich ihn überall 490 bis
545 m breit. Ehe wir an der Insel Garigave vorbei kamen,
sahen wir gegen Nordosten beinahe am Horizont einen Hügel
mit halbkugeligem Gipfel. Diese Form ist in allen Himmels-
strichen den Granitbergen eigentümlich. Da man fortwährend
von weiten Ebenen umgeben ist, so hängt sich die Aufmerk-
samkeit des Reisenden an jeden freistehenden Fels und Hügel.
Zusammenhängende Berge kommen erst weiter nach Ost, den
Quellen des Pacimoni, Siapa und Mavaca zu. Südlich vom
Raudal von Caravine bemerkten wir, daß der Cassiquiare auf.
seinem gekrümmten Laufe San Carlos wieder nahe kommt.
Von der Schanze in die Mission San Francisco, wo wir
übernachteten, sind es zu Lande nur 11 bis 12 km, während
man auf dem Flusse 30 bis 36 km rechnet. Ich verweilte
einen Teil der Nacht im Freien in der vergeblichen Hoffnung,
die Sterne zum Vorschein kommen zu sehen. Die Luft war
nebelig trotz der weißen Wasser, die uns einem allezeit
sternenhellen Himmel entgegenführen sollten.

Die Mission San Francisco Solano auf dem linken Ufer
des Cassiquiare heißt so zu Ehren eines der Befehlshaber bei
der "Grenzexpedition", Don Joseph Solano, von dem wir in
diesem Werke schon öfter zu sprechen Gelegenheit gehabt.
Dieser gebildete Offizier ist nie über das Dorf San Fernando
am Atabapo hinausgekommen; er hat weder die Gewässer

gleichförmigſten geologiſchen Phänomene, die volle Aufmerkſam-
keit des Reiſenden. Oſtwärts von Javita, längs des ganzen
Caſſiquiare, beſonders aber in den Bergen von Duida ver-
mehren ſich die Gänge im Granit. Dieſelben ſind voll von
Druſen, und ihr häufiges Vorkommen ſcheint auf ein nicht
ſehr hohes Alter des Granites in dieſem Landſtriche hinzu-
deuten.

Wir fanden einige Flechten auf dem Felſen Uinumane,
der Inſel Chamanare gegenüber, am Rande der Stromſchnellen;
und da der Caſſiquiare bei ſeiner Mündung eine raſche Wen-
dung von Oſt nach Südweſt macht, ſo lag jetzt zum erſtenmal
dieſer majeſtätiſche Arm des Orinoko in ſeiner ganzen Breite
vor uns da. Er gleicht, was den allgemeinen Charakter der
Landſchaft betrifft, ſo ziemlich dem Rio Negro. Wie im
Becken dieſes Fluſſes laufen die Waldbäume bis ans Ufer
vor und bilden ein Dickicht: aber der Caſſiquiare hat weißes
Waſſer und ändert ſeine Richtung öfter. Bei den Strom-
ſchnellen am Uinamare iſt er faſt breiter als der Rio Negro
und bis über Vaſiva hinauf fand ich ihn überall 490 bis
545 m breit. Ehe wir an der Inſel Garigave vorbei kamen,
ſahen wir gegen Nordoſten beinahe am Horizont einen Hügel
mit halbkugeligem Gipfel. Dieſe Form iſt in allen Himmels-
ſtrichen den Granitbergen eigentümlich. Da man fortwährend
von weiten Ebenen umgeben iſt, ſo hängt ſich die Aufmerk-
ſamkeit des Reiſenden an jeden freiſtehenden Fels und Hügel.
Zuſammenhängende Berge kommen erſt weiter nach Oſt, den
Quellen des Pacimoni, Siapa und Mavaca zu. Südlich vom
Raudal von Caravine bemerkten wir, daß der Caſſiquiare auf.
ſeinem gekrümmten Laufe San Carlos wieder nahe kommt.
Von der Schanze in die Miſſion San Francisco, wo wir
übernachteten, ſind es zu Lande nur 11 bis 12 km, während
man auf dem Fluſſe 30 bis 36 km rechnet. Ich verweilte
einen Teil der Nacht im Freien in der vergeblichen Hoffnung,
die Sterne zum Vorſchein kommen zu ſehen. Die Luft war
nebelig trotz der weißen Waſſer, die uns einem allezeit
ſternenhellen Himmel entgegenführen ſollten.

Die Miſſion San Francisco Solano auf dem linken Ufer
des Caſſiquiare heißt ſo zu Ehren eines der Befehlshaber bei
der „Grenzexpedition“, Don Joſeph Solano, von dem wir in
dieſem Werke ſchon öfter zu ſprechen Gelegenheit gehabt.
Dieſer gebildete Offizier iſt nie über das Dorf San Fernando
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[5/0013] gleichförmigſten geologiſchen Phänomene, die volle Aufmerkſam- keit des Reiſenden. Oſtwärts von Javita, längs des ganzen Caſſiquiare, beſonders aber in den Bergen von Duida ver- mehren ſich die Gänge im Granit. Dieſelben ſind voll von Druſen, und ihr häufiges Vorkommen ſcheint auf ein nicht ſehr hohes Alter des Granites in dieſem Landſtriche hinzu- deuten. Wir fanden einige Flechten auf dem Felſen Uinumane, der Inſel Chamanare gegenüber, am Rande der Stromſchnellen; und da der Caſſiquiare bei ſeiner Mündung eine raſche Wen- dung von Oſt nach Südweſt macht, ſo lag jetzt zum erſtenmal dieſer majeſtätiſche Arm des Orinoko in ſeiner ganzen Breite vor uns da. Er gleicht, was den allgemeinen Charakter der Landſchaft betrifft, ſo ziemlich dem Rio Negro. Wie im Becken dieſes Fluſſes laufen die Waldbäume bis ans Ufer vor und bilden ein Dickicht: aber der Caſſiquiare hat weißes Waſſer und ändert ſeine Richtung öfter. Bei den Strom- ſchnellen am Uinamare iſt er faſt breiter als der Rio Negro und bis über Vaſiva hinauf fand ich ihn überall 490 bis 545 m breit. Ehe wir an der Inſel Garigave vorbei kamen, ſahen wir gegen Nordoſten beinahe am Horizont einen Hügel mit halbkugeligem Gipfel. Dieſe Form iſt in allen Himmels- ſtrichen den Granitbergen eigentümlich. Da man fortwährend von weiten Ebenen umgeben iſt, ſo hängt ſich die Aufmerk- ſamkeit des Reiſenden an jeden freiſtehenden Fels und Hügel. Zuſammenhängende Berge kommen erſt weiter nach Oſt, den Quellen des Pacimoni, Siapa und Mavaca zu. Südlich vom Raudal von Caravine bemerkten wir, daß der Caſſiquiare auf. ſeinem gekrümmten Laufe San Carlos wieder nahe kommt. Von der Schanze in die Miſſion San Francisco, wo wir übernachteten, ſind es zu Lande nur 11 bis 12 km, während man auf dem Fluſſe 30 bis 36 km rechnet. Ich verweilte einen Teil der Nacht im Freien in der vergeblichen Hoffnung, die Sterne zum Vorſchein kommen zu ſehen. Die Luft war nebelig trotz der weißen Waſſer, die uns einem allezeit ſternenhellen Himmel entgegenführen ſollten. Die Miſſion San Francisco Solano auf dem linken Ufer des Caſſiquiare heißt ſo zu Ehren eines der Befehlshaber bei der „Grenzexpedition“, Don Joſeph Solano, von dem wir in dieſem Werke ſchon öfter zu ſprechen Gelegenheit gehabt. Dieſer gebildete Offizier iſt nie über das Dorf San Fernando am Atabapo hinausgekommen; er hat weder die Gewäſſer

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 4. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1860, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_aequinoktial04_1859/13>, abgerufen am 24.11.2024.